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Rosentod: Thriller (German Edition)

Rosentod: Thriller (German Edition)

Titel: Rosentod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Peter Vertacnik
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verknotet, sodass das Ganze eine gewisse Ähnlichkeit mit einem kleinen Blumenstrauß aufweist. Auf dem Karton mit ungelenker Kinderschrift ein Wort, mit Buntstiften hingemalt: GLÜCK.
    Beigelegt ein kleines Billet. Lukas hat ihr einen Talisman gebastelt. Er meint, Ulla könne ihn einmal gebrauchen. In der Hoffnung, dass sie sich durch das kleine Geschenk nicht allzu sehr belästigt fühle, schicken ihr ganz liebe Grüße: Carola und Lukas.
    Ach Gott. Ist ja wirklich lieb, aber was soll sie damit?
    Unwillig stopft Ulla den Glücksbringer zurück ins Kuvert und legt den Briefumschlag zur Seite. Sie will jetzt nicht an Hagen denken. Auf gar keinen Fall.
    Was nun? Zum Lesen ist sie schon zu müde. Fernsehen geht noch. Kurz nach den Nachrichten pennt sie ein, erwacht, als gerade eine Sendung über verschwundene Kinder läuft und denkt dabei an das vermisste Mädchen. Dabei wird ihr so übel, dass es ihr beinahe den Magen umdreht.
    Was ist denn los? Hat sie zu wenig gegessen? Verstört läuft sie in die Küche. Ein Glas Wasser. Erfahrungsgemäß hilft das über das Ärgste hinweg. Dazu noch ein Schluck Wein. Na eben. Geht ja.
    Als sie den Fernseher abdreht und zu Bett geht, wird ihr klar, dass sie beunruhigt ist. Ein unbestimmtes Gefühl des Argwohns schwingt in ihr. Eine dunkle Ahnung.
    Harte Zeiten kommen auf sie zu.
    ***
    Am selben Abend sitzt Ullas Chef in seiner Vierzimmerwohnung in der Steigtalstraße und schlägt die Zeit vorm Computer tot.
    Stundenlang zieht er sich Fotos rein. Urlaub 1997 in Italien, Ostern 1998 in Portugal, Aufenthalte in Spanien, Frankreich, Schweden. Beate schwanger. Robert, der einzige Sohn, wird geboren. Kindergarten, Schule, Schulschikurs. Robert beim Fußballspielen, Beate beim Kekse backen. Er und die Seinen unterm Christbaum. Lachend. Sich umarmend. Schön.
    Manche bezeichneten sie als Vorzeigefamilie, und das waren sie wohl auch. Jetzt sind sie es nicht mehr, aber das ist nicht seine Schuld.
    Schwerfällig kommt Nüssler hoch, holt seine Lieblingsflasche aus dem Wohnzimmerschrank, gießt ordentlich Whiskey ins Glas, gibt Eis dazu, stellt sich ans Fenster und trinkt. Eigentlich sollte Robert für die Matura lernen, statt sich mit seinen Freunden herumzutreiben, doch der Junge ist vollkommen von der Rolle. Frech, bockig, aggressiv. Wenigstens nimmt er keine Drogen. Zumindest weiß Nüssler nichts davon.
    Es ist ein Elend, sinniert der Major. Dass Beate ihren Sohn einmal in der Woche trifft und ihn zum Essen einlädt, ist halt nicht genug. Und mit ihm kann Robert plötzlich nicht mehr so gut wie noch vor einem Jahr.
    Mürrisch hockt sich der Kripochef vor den Computer. Neue Datenblätter der Partnervermittlung sind eingetroffen. Aufmerksam studiert er Blatt für Blatt, sieht sich Bilder an und liest sich durch Hobbys, Gewohnheiten und Wünsche. Da ist keine dabei, die ihn auf den ersten Blick anspricht. Da hat keine Beates Niveau. Nicht einmal ansatzweise.
    Enttäuscht schaltet er das Gerät ab, leert sein Glas in einem Zug und verschwindet im Badezimmer.
    Haarwäsche und Vollbad. Danach Jeans, weißes Hemd, sein sportlichstes Sakko und teures Eau de Cologne. Wenn das nicht hilft, hilft gar nichts. Er wird es wieder einmal nach der althergebrachten Methode versuchen. In der Disco. Auch, wenn ihm das schwerfällt.
    Die Fahrt mit dem Taxi langweilt ihn, und je näher er dem Tanztempel kommt, desto mehr verspannt er sich. Drinnen ist schon massig Betrieb. Hoffentlich ist Robert nicht da. Wäre ganz schön peinlich, hier auf den Junior zu treffen. Nervös stellt sich Nüssler an die Bar, ordert Bier und trinkt. Sofort rückt eine etwas fülligere Brünette näher und ermuntert ihn zum Gespräch. „Ich heiße Yvonne“, lispelt sie. Die Dame ist absolut nicht sein Typ, aber in der Not frisst der Teufel Fliegen. Neben Yvonne steht ein Typ mit einer Handycam. Der Kerl filmt eine Blondine. Auf ziemlich aufdringliche, unverfrorene Art.
    „Das ist Max“, strahlt Yvonne. „Toller Typ. Spricht kein Wort, aber filmt wie besessen. Mich hat er auch schon aufgenommen. Willst du tanzen?“
    Oh Gott. Mit Todesverachtung folgt er ihr auf die Tanzfläche, hopst orientierungslos herum und schwitzt wie ein Schwein. Ihrem Gesichtsausdruck nach geht es dieser Yvonne nicht viel anders.
    ***
    Unterdessen trainiert Chefinspektor Joe Maringer mit seiner Dienstwaffe auf dem Schießparcours eines privaten Schießklubs. Mit gewohnt gutem Erfolg. Zufrieden reinigt er die Pistole, steckt Holster und Waffe in seinen

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