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Rosentod: Thriller (German Edition)

Rosentod: Thriller (German Edition)

Titel: Rosentod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Peter Vertacnik
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die erste Schlafunterbrechung. Innerhalb kürzester Zeit war ihr Pyjama durchgeschwitzt. Immer wieder die Szene in diesem finsteren Supermarkt. Ein Schatten, der sich auf sie stürzt, der panikartige Griff zur Waffe, zwei Schüsse und ein Schrei. Mein Gott. Wenn das so weitergeht, dreht sie noch durch, überlegt sie mit weit aufgerissenen Augen. Da endet sie noch in der Klapsmühle.
    Also raus aus dem Bett, ab ins Badezimmer, Nachthemd abgestreift, geduscht und in die Unterwäsche geschlüpft. Und Kaffee. Sie muss erst einmal richtig munter werden.
    Au. Ihre Hüfte. Eine Schmerztablette ganz sacht unter die Zunge gelegt, Augen zu und hinunter damit. Hat sie als Kind auch immer so gemacht. Und jetzt? Hunger.
    Mal sehen, was da noch im Kühlschrank liegt. Träges Blinzeln. Bedächtig streicht sich Ulla das Haar zurück und zieht mit der anderen Hand den Träger ihres Büstenhalters hoch. Da sind bloß noch etwas Milch, Joghurt und zwei grüne Paprika. Sie müsste dringend wieder einmal einkaufen.
    Notgedrungen stärkt sie sich mit Müsli, einem Appetitzügler und einem Glas Wasser. Anschließend putzt sie ihre Zähne und schminkt sich. Brauner Rock, weiße Bluse, grauer Pullover, rostbraune Winterlederjacke. Stiefel und Handtasche in derselben Farbe. Passt.
    Während sie in Richtung Winkelfeldbrücke marschiert, merkt sie, dass ihr das Denken schwerer fällt als sonst. Sie schaltet auf Notprogramm. Stumpfes Dahintraben, den Blick starr geradeaus. Trotzdem braucht sie heute zehn Minuten länger bis zu ihrem Arbeitsplatz als üblich.
    Der Journalbeamte ist schon wieder so freundlich. Ist was im Busch? Mit Argusaugen beobachtet Ulla den jungen Kollegen. Bereit, beim ersten Anzeichen von Hinterfotzigkeit zu reagieren.
    Was sagt er? Ach ja. Zu Elke Röhm nichts Neues. War zu befürchten. Schönen Tag noch? Meint der das ernst?
    „Danke. Ebenfalls.“
    Beschwingt läuft sie über die Treppe nach oben und nimmt dabei immer zwei Stufen auf einmal, worauf ihr auch prompt der Schädel brummt und der Brustkorb schmerzt. Einerlei, sagt sie sich. Du bist schließlich kein Weichei, Süße.
    Jetzt ist Ulla auf Betriebstemperatur. Rasch das Büro gelüftet, die Kaffeemaschine angeworfen und die Zimmerlinde gegossen. Der Pflanze geht es besser. Hurtig klemmt sich Ulla ans Telefon und legt los. Bis zum Mittag hat sie drei Tassen Kaffee getrunken und drei Viertel der Personen auf ihrer Liste abgearbeitet. Danach gönnt sie sich ein Sandwich und eine Cola in der Kantine, ruft in der Universität an, fragt nach dem Rektor und ersucht um einen Gesprächstermin.
    Die halbstündige Audienz verläuft kühl. Polizeiliche Ermittlungen im universitären Bereich werden nicht allzu gern gesehen, und der weißhaarige Gentleman im eleganten blauen Anzug versucht nicht einmal, aus seiner Abneigung gegen Ulla ein Hehl zu machen. Er empfängt sie im Stehen und bietet ihr auch keinen Platz an, doch das beeindruckt sie nicht. Mehr als die Genehmigung, sich in den Gebäuden frei bewegen zu dürfen, sowie eine Liste der Professoren und Studenten von Elkes Jahrgang benötigt sie ja nicht.
    Während des restlichen Nachmittags befragt sie weitere Bekannte der Vermissten. Dabei ist von Elkes auffallender Erscheinung die Rede, von ihrer Wirkung auf Männer und ihrer hervorragenden Intelligenz, die allerdings durch eine gute Portion Faulheit getrübt sein soll. Über Elkes Liebesleben will keiner etwas sagen.
    Dann meldet sich Frank am Telefon und will einen Zahlungsaufschub. Ulla platzt fast vor Wut. Wenn er glaube, sie lasse sich einschüchtern, weil er sie niederschlage, sei er auf dem Holzweg. Falls er ihr noch einmal auflauere, ende das mit einer Kugel in seinem Schädel.
    „Was?“, stammelt er. „Was ist los? Du spinnst ja.“ Damit legt er wieder auf. Gleich darauf der nächste Anruf. Judith Amras will mit ihr reden. Ulla hat keine Lust dazu und vertröstet sie auf später. Danach lässt sie sich von einem Streifenwagen ins Stadtzentrum bringen. Der allerletzte Name auf ihrer Liste will endlich abgehakt werden.
    Ulla setzt große Hoffnungen in dieses Gespräch.
    Ein kleines Restaurant in der Kirchengasse.
    Erwartungsfroh sitzt die Chefinspektorin allein an einem Tisch am Fenster und drückt sich die Nase an den Scheiben platt. Sie beobachtet ein junges Paar mit ihrer kleinen Tochter und denkt an die eigene Kindheit.
    Um diese Zeit ist noch nicht viel Betrieb im Lokal, das aus einem einzigen engen Raum besteht, mit einem alten Deckengewölbe, unter dem

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