Rosentod: Thriller (German Edition)
an, ehe er mit dem Kreuz voran im eiskalten Wasser landet. Das ist an dieser Stelle noch eher seicht. Trotzdem erfasst ihn die Strömung und wirbelt ihn ganz schön herum, ehe er ein paar Meter weiter flussabwärts mit Händen und Füßen Halt findet und auf allen Vieren fluchend ans Ufer krabbelt.
Das erste, wonach er sucht, ist seine Dienstpistole. Er findet sie zwischen Sand und Geröll. Dann registriert er, dass da etwas warm und klebrig über seine Stirn rinnt. Blut. Sein Blut.
„So eine verdammte Scheiße“, seufzt er und taumelt patschnass über die Böschung nach oben. Dort umarmt ihn ein aufgeregter Kaiser Franz Josef. Barhäuptig, mit weißem Bart und in Galauniform.
Maringer habe da eine hübsche Platzwunde am Schädel, verrät ihm Seine Majestät und wischt ihm mit einem weißen Tuch das Blut vom Gesicht. Anschließend begleitet der Patron des bekannten Gourmettempels Zum Kaiser den Verletzten in sein Restaurant, setzt ihn an die Bar, hüllt ihn in eine Decke und schiebt ihm ein Gläschen Schnaps vor die Nase. Der schwer geknickte Chefinspektor bedankt sich auch artig, trinkt und schließt entzückt die Augen.
Irgendwo heult hysterisch ein Martinshorn.
Wenig später trifft der erste Streifenwagen ein.
***
Die Zimmerlinde sieht erholt aus. Geht doch.
Lächelnd versorgt Ulla Spärlich sie wieder einmal mit Wasser, ehe Judith Amras anruft und fragt, ob sie heute Abend etwas gemeinsam unternehmen könnten.
Ulla will endlich wieder einmal joggen. Gegen weibliche Begleitung dabei hat sie aber nichts einzuwenden. So verabreden sie sich also für 19.30 Uhr.
Schon wieder hat Ulla so viel unnütze Büroarbeit zu erledigen. Ganz oben auf der Liste ein Erlass des Ministeriums. Vom Budget des Vorjahrs sind zehn Prozent einzusparen. Allerdings darf dadurch bei der operativen Tätigkeit kein Qualitätsverlust entstehen. Und wie soll man das bewerkstelligen? Durch Zauberei? Auf der letzten Seite findet sie die erwartete Notiz ihres Chefs. Sie besteht aus einem einzigen Wort. „Ideen???“ Als ob sie jetzt keine anderen Sorgen hätte. Der spinnt doch!
Ulla hat überhaupt keine Lust dazu, sich jetzt mit Dingen dieser Art herumzuschlagen. Sie will Elke Röhm finden, sonst gar nichts. Augenblicke später ruft der Journalbeamte an. Nüssler erwarte sie. Im Besprechungszimmer.
Leise fluchend steigt die Chefinspektorin über die Treppe ins Parterre. Nüsslers Kanzlei ist zum Platzen voll, und die Laune ihres Herrn ist schlecht. Mürrisch deutet der Major auf den Sessel neben sich. Ihnen gegenüber lümmeln die Gruppenleiter, vertieft in die Lektüre des Entwurfs einer Pressemitteilung. Selbstverständlich bekommt auch die Chefinspektorin ein Exemplar.
Die jugendliche Schlägerbande ist gefasst. Eine Verkehrsstreife hat sie auf frischer Tat ertappt.
„Das freut mich aber“, frohlockt Ulla und legt ihren Käsezettel achtlos zur Seite. Ein Seitenblick auf Nüssler. Oh Gott. Das hätte sie nicht sagen dürfen.
„Wir hätten diese Rotzlöffel erwischen müssen“, pfeift sie der Major wütend an. „Nicht die anderen. Begreifen Sie das nicht?“
„Hauptsache, die Typen sind gefasst“, wundert sich Ulla. „Das hilft uns doch allen.“
Die Gruppenleiter nicken. „Und sonst?“, fragt einer.
„Joe wollte einen ehemaligen Knastbruder in Bruck überprüfen und bekam eine auf die Nuss“, verkündet Nüssler zerstreut, greift nach einer Zigarettenpackung und schiebt sich einen Glimmstängel in den Mund. „Der Kerl heißt Aschenbrenner. Die Fahndung ist eingeleitet. Joe hat eine Platzwunde am Kopf und ein paar Hautabschürfungen. Und noch etwas: Der Fall Elke Röhm ist anscheinend gelöst. Das Mädchen sitzt in Wien, genauer gesagt in der Ausnüchterungszelle der Polizeiinspektion Karlsplatz.“
Ulla ist erstaunt. „Hat Elke denn irgendwelche Dokumente dabei?“
Der Major winkt ab. „Die Rede ist von einer Blondine, die dem Fahndungsbild aufs Haar gleicht. Sie kaufte Kokain in der U-Bahn und ist völlig stoned. Also noch nicht ansprechbar.“
„Mir war ja immer klar, dass die Röhm von selbst wieder auftaucht“, grinst Fuchs.
Nachdenkliches Schweigen. Gierig zieht der Major noch ein paar Mal an seiner Zigarette, drückt sie im Ascher aus und gibt den Ball an Meiss weiter, der heute Journaldienst hat. „Du bist mit Wien in Kontakt. Gibt es Neuigkeiten?“
„Sie ist in schlechtem Zustand“, sagt der Journalbeamte. „Details erfahren wir dann später.“
„Es würde mich sehr wundern, wenn die
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