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Rosentod: Thriller (German Edition)

Rosentod: Thriller (German Edition)

Titel: Rosentod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Peter Vertacnik
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Feldstecher weg, dreht sich um und eilt über die Betontreppe zur Kunsthalle.
    Die letzten Wolken am Himmel verdunsten.
    Eine blasse Sonne schiebt sich über die Stadt.
    ***
    Als Judith Amras aus dem Audimax kommt, steht Frank Heilig vor ihr.
    Er will mit ihr reden, aber sie geht weiter, als existiere er gar nicht. Eine derartige Behandlung ist er nicht gewöhnt. Wütend läuft er ihr hinterher. „Wieso bist du so stur? Bleib endlich stehen, verdammt noch einmal.“
    Jetzt wartet sie wirklich. Wenigstens einen Moment lang. „Ich will dich nicht mehr sehen“, faucht sie. „Das weißt du ja. Also halte dich daran.“
    „Blöde Kuh.“
    „Affenarsch.“ Mit hoch erhobenem Kopf setzt sie ihren Weg fort und verschwindet im Gewühle der übrigen Studierenden.
    „Das wird dir noch leidtun“, schreit er in Rage, dreht sich um und stapft ebenfalls davon.
    ***
    Im selben Augenblick marschiert Chefinspektor Joe Maringer acht Kilometer weiter östlich durch die Hauptallee des Zentralfriedhofs. Ohne aufzuschauen, biegt er an der Ligusterhecke links ab. 30 Schritte noch, weiß er, dann ist er endlich angekommen.
    Das Grab ist schlicht. Müde holt Joe den verdorrten Strauß aus der Kupfervase und ersetzt ihn durch frische Blumen. Er hat noch eine leise Ahnung davon, wie sich Laras Haut anfühlte, wie ihr Körper duftete und ihre Stimme klang, doch die Erinnerung daran verblasst mehr und mehr. Ihr Unterhemd, an dem er ab und zu noch schnuppert, hat ihren Geruch längst verloren.
    Die Zeit geht über jeden hinweg. Sie verändert alles und irgendwann ist nichts mehr da. Joe will die Vergangenheit aber im Gedächtnis behalten. Den schönen Teil davon.
    Das Telefon läutet. Stumm nimmt er es aus der Tasche und schaltet es ab. Er hat jetzt keine Lust zu Reden.
    Von den Baumkronen über ihm fliegen laut flatternd Vögel auf.
    Still bückt sich der Chefinspektor, legt noch rasch eine weiße Rose aufs Grab, dreht sich um und geht.
    ***
    Maringer meldet sich nicht. Schade.
    Mit einem leichten Stich im Herzen legt Ulla auf.
    Ihr Mittagessen besteht aus einem schnellen Imbiss an einer Wurstbude. In der Innenstadt ist heute extrem viel los. Wohin das Auge reicht, sieht man geschäftige, hetzende, drängende Menschen.
    Ab und zu irrt Ulla ja genauso hektisch herum wie die. Da geht vor lauter Stress der Blick aufs Wesentliche verloren. Heute nicht. Da isst sie nicht nur, sondern strukturiert dabei sehr konzentriert den restlichen Tag. Anschließend macht sie sich guten Mutes auf den Weg.
    Zunächst überprüft sie Gottfried Tesslars Alibi. Schnell stellt sie fest, dass seine angeblichen Zeugen gar keine sind. Keiner von ihnen hat ihn bis zum Morgen begleitet. Was Tesslar nach halb zwei Uhr angestellt hat, kann ihr niemand mit Sicherheit sagen.
    Anschließend holt Ulla weitere Erkundigungen zu den Röhms ein. Sie redet mit dem Neffen und den beiden Cousinen der Mutter, mit dem Pfarrer und dem Direktor des Gymnasiums, das Elke vor ihrem Studium besuchte. Wenngleich sie nicht viel Neues erfährt, runden diese Gespräche doch das Bild ab, das sich Ulla inzwischen vom Zusammenleben der beiden Frauen macht. Es ist geprägt von der finanziellen Abhängigkeit der Tochter, die bei ihrer Mutter wohnt, weil sie sich keine eigene Wohnung leisten kann. Was nützt das Geld auf ihrem Konto, wenn sie erst mit Vollendung des 24. Lebensjahrs darankommt? Und wenn die alte Röhm die Mäuse selber haben will? Immerhin hat sie jetzt 30.000 Euro Schulden bei genau jener Bank, bei der noch 150.000 Kröten auf der Kante liegen. Das ist verdammt viel Holz. Ist dieser Frau die Brutalität zuzutrauen, für so einen Batzen Geld ihr eigen Fleisch und Blut aus dem Weg zu räumen? Einer gläubigen Katholikin, die als Schreibkraft in der Kirchenbeitragsstelle jobbt? Andererseits gibt es ja auch Pfarrer, die sich an Kindern vergreifen. Wahrscheinlich konnte sich das bis vor kurzem auch niemand vorstellen.
    Ullas Kiefer und Brustkorb haben sich beruhigt, dafür leidet sie an Kopfschmerzen und ihr ist übel. Vielleicht legt sich das aber wieder, wenn sie sich etwas Gutes gönnt. Also hinein ins Segafredo, einen wunderbar cremigen Cappuccino geschlürft und an einem Glas Mineralwasser genuckelt. Zur Abrundung gönnt sie sich noch ein Stück Torte. Kaum schiebt sie sich den ersten Bissen in den Mund, fällt ihr der hohe Anteil an Fett und Zucker darin ein. Natürlich verleidet ihr das den Appetit, und sie lässt die Hälfte übrig.
    Was nun? Zeit, sich mit diesem Herrn Seidl

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