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Rosentod: Thriller (German Edition)

Rosentod: Thriller (German Edition)

Titel: Rosentod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Peter Vertacnik
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zu unterhalten. Also los. Der Himmel wird ganz finster, als sie vor dem Wohnhaus in Donawitz eintrifft. Die Eingangstür zum Treppenhaus ist zwar unversperrt, aber dafür ist der Aufzug defekt. Fluchend läuft sie die Treppe nach oben. Schon nach der zweiten Etage rebellieren ihre lädierten Rippen und sie gerät ins Schwitzen. Bei dem Aufwand, den sie privat für ihre Kondition treibt, ist ihr so etwas eigentlich unerklärlich. Ein Armutszeugnis.
    Ungeduldig klingelt sie an der Wohnungstür. Willibald Seidl öffnet sofort. Sein offenes und freundliches Gesicht steht in krassem Gegensatz zur finsteren Miene, mit der Ulla sich vorstellt und ihre Dienstmarke vorweist.
    „Sie kommen wegen Anna-Maria?“
    Die Chefinspektorin nickt, folgt ihm ins Wohnzimmer und nimmt Platz.
    Eine schöne Wohnung mit alten, gepflegten Möbeln. Etwas klein geraten, aber der Mann lebt ja allein.
    „Ich weiß Bescheid“, sagt Ulla. „Sie können Ihre Situation wesentlich verbessern, wenn Sie mit der Polizei zusammenarbeiten.“
    Seidl lacht. Er habe nichts zu verbergen, behauptet er.
    „Dann verraten Sie mir, wie Sie Ihre Beziehung zu Frau Röhm sehen“, fordert Ulla.
    Kurzes Nachdenken. „Als eine glückliche Fügung“, sagt er dann. „Wir kennen uns seit einem Jahr und wir werden zusammenbleiben. Wegen der vielen Gemeinsamkeiten, und weil wir uns lieben.“
    „Reden wir von den Gemeinsamkeiten.“
    „Gern. Unsere Ehepartner sind verstorben. Das verbindet. Und wenn man unsere finanzielle Situation betrachtet, findet man die nächste Parallele. Weder ihr noch mir hat lebenslanges Arbeiten etwas eingebracht. Wir können uns gerade so über Wasser halten. Mehr ist nicht drin.“
    Seidl erzählt das ohne jede Verbitterung. „Ein Vorteil des Alters liegt darin, dass man nicht mehr allzu viel braucht“, sagt er. Freilich, eine gemeinsame Bleibe in einem akzeptablen Umfeld wäre schön. Im Stadtteil Göss würde es ihnen schon gefallen, fügt er an.
    „Die 30.000 Euro sind also für eine gemeinsame Wohnung bestimmt“, feuert Ulla einen Schuss ins Blaue ab und landet einen Treffer.
    „So ist es“, gesteht Seidl achselzuckend. „Anna-Maria wird ihr Appartement der Tochter überlassen. Mit allem Drum und Dran. Elke wird es ihr um diesen Betrag ablösen. Der Kredit ist eine Art Zwischenfinanzierung.“
    „Weiß Elke von Ihnen?“
    Er schüttelt den Kopf. Anna-Maria wolle es ihr zum Geburtstag sagen. „Das wird dann eine Zäsur. Für Mutter und Tochter. Und selbstverständlich auch für mich.“
    „Als Freund der Mutter werden Sie sich ja Gedanken über Elkes Verschwinden gemacht haben“, sagt die Kriminalbeamtin und fragt, was er von der Sache halte.
    Er schaltet eine Denkpause ein, ehe er antwortet.
    „Anna-Maria sieht ihre Tochter nicht so, wie sie ist“, schmunzelt er. „Meiner Meinung nach besteht durchaus die Möglichkeit, dass sich das Mädchen irgendwo ein paar schöne Wochen gönnt und von heute auf morgen wieder auftaucht. An einen Unfall oder ein Verbrechen will ich jedenfalls noch nicht glauben.“
    Ulla blickt aus dem Fenster. Draußen schüttet es.
    Deshalb stellt sie noch ein paar harmlose Fragen, bis der Regen nachlässt und verabschiedet sich. Wenig später besucht sie den einzigen Notar der Stadt und führt mit ihm ein kurzes Gespräch, ehe sie einen ihr bekannten Rechtsanwalt anruft, ihm ihre Probleme mit Frank schildert, und ihn mit der Wahrnehmung ihrer Interessen betraut.
    Im Stadtzentrum sitzt Judith Amras einstweilen im Kaffeehaus, trinkt einen Milchshake, blättert in einem Magazin, bezahlt, nimmt ihren Regenschirm und geht.
    Max Paulik, der sie schon die ganze Zeit über durch die Glastür beobachtet, dreht sich weg, geht ein paar Schritte weiter und tut so, als interessiere er sich für das Schaufenster des angrenzenden Spielwarengeschäfts. Kaum ist Judith an ihm vorbei, linst er ihr verstohlen nach, zieht seine Handycam aus der Tasche und filmt sie.
    Noch hat die Kleine ja keinen Anlass dazu, sich misstrauisch umzusehen, doch diese Zeit wird kommen. Schneller, als ihr lieb ist.
    Bald werden alle in dieser Stadt seine Macht erkennen.
    Und die Menschen werden lernen, was Angst ist.
    ***
    Es gab Zeiten, da freute sich Maringer auf die Wochenenden.
    Sogar heute noch mag er Freitage lieber als Montage, aber eher aus Gewohnheit. Mit seiner Freizeit kann er seit geraumer Weile nicht mehr allzu viel anfangen.
    Früher war er oft in Bruck an der Mur. Der Charme der alten Bürgerstadt zwischen Leoben und Graz

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