Rosentod: Thriller (German Edition)
alle Handfesseln vorhanden. Die bei Elke Röhm verwendeten Fesseln stammen also definitiv aus der Waffenkammer der Polizeiinspektion Innere Stadt“, berichtet sie.
„Und was heißt das?“, fragt der Major.
„Dass Koschinsky mit Aschenbrenner auf dem Holzweg ist“, sagt Ulla. „Unser Täter filmt Frauen, die ihn faszinieren. Elke Röhm, aber auch Judith Amras. Er stellt ihnen nach und entführt sie, um mit ihnen machen zu können, was ihm beliebt. Die Plastikrose, die wir bei Elkes Leiche fanden, ist ein Hinweis auf ein gewisses Maß an Liebe. Würde seine Angebetete seine Bemühungen honorieren, hätte der Mörder ihr womöglich eine echte Rose gegönnt. So aber bekam sie Plastik. Und den Tod. Unter Umständen geht es hier um einen Hass, der aus Zurückweisung entsteht. Ich will, dass Judith Amras bewacht wird. Zumindest nachts.“
Nüssler scheint nicht ganz bei der Sache zu sein. Zerstreut zieht er an seiner Zigarette, legt Ullas Schriftstücke umständlich in eine Mappe, meint, die Soko Röhm solle ihre weitere Vorgehensweise erst einmal intern abstimmen, und bringt sie zur Tür. Der heutige Spruch des Tages stammt vom indischen Philosophen Kautilya. „ Wer etwas erreichen will, darf keine Gnade kennen. “
Die Chefinspektorin ist wild entschlossen, sich daran zu halten.
Eine Stunde später klopft Maringer an Ullas Tür.
„Ich muss ganz kurz bei einer Drogensache aushelfen“, sagt er. „Es geht um ziemlich viel Heroin, und die Sache wird bis in die frühen Morgenstunden dauern.“
„Kein Problem. Ich bin sowieso nicht besonders gut drauf. Kommst du eben ein anderes Mal“, sagt sie. Ein schneller Kuss und schon ist er weg.
Ein eigenartiges Team ist das, überlegt die Chefinspektorin kopfschüttelnd. Von Koschinsky hört und sieht man überhaupt nichts mehr, und Joe ist ja überhaupt ein ganz eigenes Problem.
Entschlossen ruft sie den Journalbeamten an und befiehlt, Judith Amras unter Personenschutz zu stellen. Dienstzeit von 22 Uhr bis sechs Uhr früh. Ab sofort.
Dienstende. Die Chefinspektorin macht sich auf den Heimweg. Ein wenig beunruhigt. Worüber, ist ihr allerdings schleierhaft. Immer noch brummt ihr der Schädel. Also wird sie das Joggen bleiben lassen. Zumindest heute.
Mit dem Auto ist sie in einer Viertelstunde daheim. Dort streift sie sich den Trainingsanzug über, isst Knäckebrot mit Schinken, dazu Gurken, Tomaten und trinkt ein Glas Wasser. Danach gibt es auch noch etwas Joghurt mit Honig, Äpfeln und Nüssen. Viel Aufwand für eine einzelne Person, findet sie, aber vorerst wird sie tun, was ihr der Arzt empfiehlt.
Gegen 20 Uhr zieht sie sich mit einer Kanne Tee, ihrem neuesten historischen Werk und einer Decke auf ihr Grübelplätzchen zurück. Sie schafft ein ganzes Kapitel in dem Buch, ehe das Telefon scheppert. Maringer erkundigt sich nach ihrem Befinden.
„Es geht mir gut.“ Nervös spielt Ulla mit ihrem Haar.
„Ich muss die Kollegen noch bei einer Hausdurchsuchung unterstützen“, sagt er. „Gönn wenigstens du dir Ruhe. Schlaf dich einmal so richtig aus.“
Kopfschüttelnd legt sie auf. Pennen? Keine Chance. Dazu ist ihr Kopf zu voll.
Eine Internetadresse, die sich Rosentod nennt, geistert durch ihr Gehirn. Nachdenklich nimmt sie ihr Telefon zur Hand, ruft Judith Amras an und fragt, welchen Männern sie in letzter Zeit eine schmerzliche Abfuhr verpasst habe.
„Außer Frank? Niemandem.“
„Es muss da aber noch jemanden geben.“
„Ich denke drüber nach“, verspricht Judith gähnend. „Sobald mir etwas dazu einfällt, melde ich mich.“
Zwei Stunden lang wartet Ulla auf einen Rückruf. Als der nicht erfolgt, geht sie zu Bett.
Sie erwacht um Viertel nach zwei. Ein Geräusch beunruhigt sie. Es kommt von draußen. Vorsichtig steigt sie aus dem Bett und schleicht ans Fenster. Auf dem Parkplatz ist es dunkler als sonst. Da sind anscheinend einige Laternen ausgefallen. Zufall? Muss nicht sein.
Auf dem Sessel liegt noch der Trainingsanzug. Rasch zieht sie ihn an. Ein leises Klirren. Vorsicht. Geschmeidig gleitet sie zum Nachtkästchen, nimmt die Pistole heraus und repetiert sie durch. An der Garderobe im Flur hängt ihre Jacke. Rasch schlüpft sie hinein, zwängt sich in die Laufschuhe, sperrt auf und öffnet die Tür einen Spalt breit, die Pistole im Anschlag. Auf dem Parkplatz stehen vier Autos. Links, mitten in der Zufahrt, ein dunkler Schatten. Scheint ein Volkswagen zu sein.
Kaum ist sie aus dem Haus und nimmt den Golf ins Visier, springt der Motor des
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