Rosentod: Thriller (German Edition)
loswerden.
„Meine Stellvertreterin hat diese Frau Amras unter Bewachung gestellt“, sinniert der Major. „Ist das mit Ihnen abgesprochen?“
„Es ist durchaus in meinem Sinne“, brummt Koschinsky wütend, dankt Nüssler, verabschiedet sich und geht.
Eine Viertelstunde später.
Ulla recherchiert gerade im Internet, da steht plötzlich Meiss vor ihr und legt ihr eine Plastikrose auf den Tisch. „Als ich mit meiner Schutzbefohlenen am Morgen das Haus verließ, lag das da vor dem Eingang“, sagt er ganz betreten.
Ulla braucht einen Moment, bis sie sich fasst. „So eine Rose wurde bei Elke Röhms Leiche gefunden“, hält sie ihm vor. Mürrisch greift sie zum Telefon. Die Spurensicherung soll gleich einmal hinausfahren. Womöglich ist da ja noch etwas zu finden.
„Ich war die ganze Nacht im Haus“, rechtfertigt sich Meiss. „Die Amras beschützen. Von einer Überwachung des Grundstücks war nie die Rede.“ Der Mann hat recht. Missmutig schickt sie ihn wieder weg.
Eine halbe Stunde später frühstücken Ulla und Joe in der Kantine und unterhalten sich. Sie erzählt von Judiths Plastikrose und von ihrem nächtlichen Erlebnis mit diesem eigenartigen Golf. Er berichtet von seinem nächtlichen Einsatz, der erst gegen halb zwei beendet war.
Dann besprechen sie den neuesten Laborbericht, mit dem Aschenbrenner auch die zweite Vergewaltigung nachgewiesen werden kann. Mit Elke Röhms DNA gibt es jedoch definitiv keine Übereinstimmung. Das Mordopfer saß nicht in Aschenbrenners Mercedes. Damit kann man ihn als Mörder wohl endgültig abhaken. Egal. Es gibt ja eine neue Spur. Elkes Mörder macht sich an Judith Amras heran. Das wird ihm das Genick brechen.
Ulla fragt nach Koschinsky.
Da ist Maringer überfragt. Von dem hat er noch nichts gehört. „Ich werde Aschenbrenner jetzt erst einmal mit den neuen Fakten konfrontieren und der Staatsanwaltschaft berichten“, sagt er. „Vielleicht kann man diese Akte danach endlich schließen.“
Die Chefinspektorin trifft Koschinsky zwei Stunden später auf dem Flur. Er grüßt sie freundlicher als sonst. Ihre eigenmächtige Entscheidung, Judith Amras nachts unter Personenschutz zu stellen, habe er Nüssler gegenüber gerechtfertigt, sagt er.
Sie dankt ihm.
Er nickt. „Ich gehe der Sache mit den Handschellen nach“, erzählt er. „Die beiden Putzfrauen sind schon verhört. Um ihr persönliches Umfeld kümmern sich die Brucker Kollegen. Im Augenblick schaut es nicht danach aus, als ob sie mit dem Verschwinden der Fesseln etwas zu tun hätten. Die Verhöre der Kollegen in der Polizeiinspektion Innere Stadt laufen noch. Vor übermorgen sind wir da nicht durch. Ich studiere die Personalakten der Kollegen. Bisher ohne Erfolg. Was machst du heute Abend? Hast du Zeit für mich?“
Stumm dreht sich Ulla um und geht in ihr Büro.
Zehn Minuten später ruft Judith Amras an. Sie ist total aus dem Häuschen, und faselt etwas von einem neuen Video im Internet. „Ich brauche Hilfe“, sagt sie. „Bitte komm zu mir. Jetzt. Sofort.“
Draußen regnet es schon wieder. Das drückt auf die Stimmung, aber Ulla benützt ihren Privatwagen, und das lässt ihre Verdrossenheit wieder etwas sinken. Im Radio erzählt der Moderator einen schlüpfrigen Witz, dessen Pointe maximal einen Schweralkoholisierten erheitern könnte. Und so etwas hört man im öffentlich rechtlichen Medium, erregt sich die stellvertretende Kripochefin. Vielleicht sollte sie doch einmal einen Beschwerdebrief an den ORF schreiben. Zum Dampfablassen.
Zwei Minuten später parkt sie ihren Mazda vor Judith Amras Haus.
***
Der Regen ist vorbei.
Jetzt ist es kurz nach Mittag.
Auch, wenn der Abstand zwischen den einzelnen Häusern in der Siedlung nicht allzu groß ist, lebt hier jeder nur für sich. Dichte Hecken und viel Buschwerk trennen die Grundstücke. Niemand will die Blicke des Nachbarn ertragen. Und keiner will vom Nachbarn etwas sehen.
Vorsichtig beobachtet eine dunkle Gestalt Joe Maringers Anwesen.
Nach ein paar Minuten huscht sie an den Zaun, überklettert das Gartentor und schleicht sich an die Haustür. Sie ist mit einem speziellen Sicherheitsschloss bewehrt. Da hat der Einbrecher in Schwarz keine Chance. Also läuft er auf die Rückseite. Zur Terrassentür. Drei Minuten später ist er im Gebäude.
Um keine Spuren zu hinterlassen, zieht der Eindringling Plastiküberzüge über die Schuhe und schützt seine Hände mit Einweghandschuhen. Das Schlafzimmer findet er im Erdgeschoss, und die mitgebrachten
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