Rosentod: Thriller (German Edition)
Röhm sei geklärt, sagt Koschinsky und bittet den Kollegen Maringer, seine Handschellen auf den Schreibtisch zu legen. Der schaut zwar erstaunt, tut ihm aber den Gefallen.
Ulla atmet auf, Koschinsky hingegen grinst. „Das hier ist die Lösung“, sagt er und deutet auf die Fesseln.
„Bist du besoffen?“, fragt Joe.
„Ganz im Gegenteil“, kontert Koschinsky. „Im Grunde brachte mich ja unsere Kollegin Spärlich auf die richtige Spur. Die stieß bei ihren Erhebungen nämlich auf einen Mann, der einen schwarzen Geländewagen fährt, sich dunkel kleidet und im Moonlight verkehrt, wo er junge Frauen anbaggert. Die Beschreibung passt exakt auf dich, Freund Maringer. Und du warst dort, als die Röhm entführt wurde. Dafür gibt es eine Zeugin.“
Verstört springt Ulla auf. Sie will sich das hier nicht mehr länger anhören.
„Setzen“, herrscht Koschinsky sie an. „Du wusstest Bescheid. Die ganze Zeit. Du warst bloß zu feige, um den Tatsachen ins Auge zu sehen. Typisch weibliches Verdrängungsverhalten. Na gut. Ich bin ja auch noch da.“
„Du bist gerade dabei, dich bis auf die Knochen zu blamieren“, erwidert Maringer kühl.
„Glaube ich kaum“, pariert sein Widersacher. „Deine Frau ist tot, und du bist in den besten Jahren. Geil auf Frauen. Auf Studentinnen. In den Nächten, wenn es dich packt, schleichst du dich zur Uni und heulst den Mond an. Danach beginnt die Jagd. Wie das mit Elke ablief, wirst du uns schon noch erzählen. Jedenfalls war sie freiwillig nicht zu haben. Da hast du sie dir eben genommen und mit einer Plastikrose auf der Brust in der Mur versenkt. Warum warst du dir in letzter Zeit so sicher? Weil Ulla auf dich hereingefallen ist? Dachtest du, die wird dich ewig decken?“
„Jetzt reicht es aber“, unterbricht ihn Ulla.
„Nein“, widerspricht Koschinsky. „Tut es nicht. Erinnerst du dich an die Reifenspuren am Marekkai? Sie stammen von relativ breiten Gummiwalzen, die im Original an Fahrzeugen der Marke Jeep Wrangler Rubicon montiert sind. Maringers Auto. Kurz und gut: Ich habe einen Hausdurchsuchungsbefehl erwirkt. Seit zwei Stunden nehmen Experten des Landeskriminalamts Maringers Haus auseinander. Unter seiner Schlafzimmermatratze wurden sie fündig.“ Triumphierend zieht er ein Paar Handschellen aus der Tasche und hält sie hoch. „P 14.812. Die stammen aus der Polizeiinspektion Innere Stadt. Maringer besuchte dort Kollegen, die mit ihm die Schulbank drückten. Irgendwem wird er dabei den Zugangscode zur Waffenkammer aus der Nase gezogen haben. Egal.“
Jetzt geht er zu Maringer und blickt ihn selbstsicher an. „Du bist verhaftet.“
Maringer erhebt sich. „Ich weiß nicht, wie die Handschellen in mein Haus kommen! Ich habe mit der Sache nichts zu tun“, sagt er.
„Halts Maul!“, brüllt Maringer erbittert und zieht die Pistole. „Nimm die Hände hoch, du verfluchte Drecksau!“
Eine eigenartige Szene. Maringer streckt die Arme zur Seite, Nüssler spielt nervös mit dem Kugelschreiber und Ulla schaut schweigend zum Fenster raus.
Dann steht auch sie auf. Als ihr Geliebter sie anschaut und sein Blick durch sie hindurchgeht, als sei sie gar nicht vorhanden, dreht es ihr fast den Magen um. Irgendetwas verklemmt sich da in ihr.
„Das brauchst du nicht zu tun, Joe“, sagt sie spontan und senkt den Blick. „Du brauchst mich nicht zu schonen. Nicht um den Preis, dafür in den Knast zu gehen. Was ist schon der gute Ruf einer Frau gegen eine ungerechtfertigte Mordanklage?“
Maringer stutzt. Ist seine Kollegin nicht mehr ganz bei Trost?
„Er war in der Mordnacht in der Disco“, erklärt Ulla mit fester Stimme. „Allerdings bloß bis halb zwei. Danach war er bei mir und wir hatten Sex miteinander. Die ganze Nacht. Übrigens: Es war ganz besonders schön. Noch Fragen?“
Der Abend bricht an.
Koschinsky hat Ullas Aussage zu Protokoll genommen und sich mit Nüssler an einen unbekannten Ort verzogen. Unterdessen werden Einbruchsspuren an Maringers Haus untersucht. Offensichtlich war die Terrassentür mit einem speziellen Brecheisen aufgezwängt worden. Fingerabdrücke? Fehlanzeige, aber die Werkzeugspur könnte unter Umständen zum Täter führen.
Ulla und Joe schmusen derweil in Maringers Büro. Ob ihr klar sei, was sie da für ihn getan habe, will er wissen.
„Ja doch. Ich hab dir meine Zunge in den Mund gesteckt“, grinst sie.
„Nein. Davor.“ Jetzt ist er ganz ernst.
„Du brauchst dir da keine Sorgen zu machen. Ich weiß schon, was ich tue. Ich
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