Rosentod: Thriller (German Edition)
vertraue dir nämlich. Bedingungslos. Angeblich ist das ja die Grundlage echter Liebe.“ Sie lacht. „Hast du Probleme damit? Du guckst so komisch.“
„Ich bin immer noch sprachlos“, gesteht er. „Das passiert mir sonst nicht. Seit ich meine Frau begraben musste, ist mir noch nie jemand so nahe gekommen.“
„Und?“, fragt sie. „Glaubst du, sie würde das zwischen uns beiden nicht haben wollen?“
Joe schüttelt den Kopf. „Lara würde es verstehen“, sagt er. „Da bin ich ganz sicher.“
„Na, dann ist ja alles gut“, atmet sie auf. „Aber zurück zu unserem Fall. Wir sollten jetzt noch einmal gut nachdenken. Da bringt jemand ein Mädel um, versetzt ein anderes in Angst und Schrecken und legt ganz bewusst Spuren zu dir. Damit verrät er eigentlich eine ganze Menge über sich. Du hast jemanden gegen dich aufgebracht. So sehr, dass er in dein Haus eindringt und dir ein Beweisstück unterjubelt. Es könnte sich um einen Studenten handeln. Geh deine alten Fälle durch. Du wirst ihn finden.“
„Nicht zu vergessen die Handschellen“, meint er lächelnd. „Wie kam er an die? Das ist nach wie vor ungeklärt.“
Joe solle sich in diese Fragestellungen hineinknien, entscheidet Ulla. Sie selbst werde versuchen, im studentischen Umfeld die Antworten auf ein paar wichtige Fragen zu bekommen. Und zwar gleich.
Ein herrisches Klopfen. Die Tür schwingt auf. Wie aus dem Boden gewachsen steht Koschinsky vor ihnen.
„Du gottverdammtes Arschloch!“ Wie der Blitz geht Maringer mit geballten Fäusten auf seinen Widersacher los, aber Ulla wirft sich dazwischen und schafft es, die beiden Kampfhähne voneinander zu trennen.
„Was willst du?“, fährt die Chefinspektorin ihren Grazer Kollegen an.
„Abklären, ob wir trotzdem weiter zusammenarbeiten, oder ob ich mir ein anderes Team suchen muss“, erwidert der und rückt sein Sakko zurecht.
„Du warst auch im Moonlight, als Elke Röhm verschwand, nicht wahr?“ Ullas Stimme bebt vor verhaltenem Zorn.
„Ich weiß zwar nicht, was es dich angeht, aber es stimmt“, pariert Koschinsky kaltblütig.
„Die Kellnerin rief mich an“, klärt ihn die Chefinspektorin auf. „Gleich, nachdem sie von dir ausgequetscht worden war. Sie hatte meine Karte.“
„Ich war auf einem Klassentreffen und ging danach in die Disco“, rechtfertigt sich Koschinsky unwillig. „Wenn dich die Dame interessiert, die mich erhört hat: Hier ist ihre Telefonnummer. Maringer ist mir dabei übrigens nicht aufgefallen.“
„Schon gut“, unterbricht ihn Ulla. „Interessiert mich nicht. Ich will Elke Röhms Mörder. Der bist du nicht.“
„Na, da hab ich ja noch einmal Glück gehabt. Also, was ist nun: Arbeiten wir weiter gemeinsam an diesem Mordfall oder wollt ihr aussteigen?“
„Wir sind beide weiter im Boot“, erwidert Ulla rasch und blinzelt Joe zu.
„Freut mich“, behauptet Koschinsky. „Dann sehen wir uns morgen.“
Schon ist er draußen. Dafür steckt Nüssler seinen Kopf zur Tür herein und bittet seinen Drogenfahnder zu einem klärenden Gespräch.
Also fährt Ulla allein nach Proleb.
19.30 Uhr. Ulla ist müde. Ihr Schlafmangel macht sich bemerkbar.
Ungeduldig klingelt sie an Gottfried Tesslars Tür. Der öffnet in knappen Jeans und mit nacktem Oberkörper.
„Sieh mal einer an“, grinst er. „So spät noch unterwegs, Frau Kommissar?“
„Scharf beobachtet“, antwortet sie. „Ziehen Sie sich ruhig was über. Ich könnte es mir nicht verzeihen, wenn Sie sich wegen mir erkälten. Und sagen Sie Franziska, dass ich sie sprechen muss.“
Wortlos lässt der Student seinen Gast eintreten, geht mit Ulla nach oben und verschwindet im Schlafzimmer, während sie bis ans Ende des Flurs weitergeht und sich ins Wohnzimmer setzt. Auf die Ledercouch. Dort ist es relativ gemütlich.
„Es ist nicht zusammengeräumt“, murmelt Tesslar, der jetzt einen Sweater trägt.
„Egal“, brummt Ulla.
Unsicher bietet er ihr eine Tasse Kaffee an. Sie lehnt ab. Ein Glas Wein? Wasser wäre ihr lieber. Also stellt er ihr eine Flasche Selters hin. Derweil schlurft Franziska Laska daher. Barfuß und im Bademantel.
Sie habe noch ein paar Fragen, leitet die Chefinspektorin ein. „Elke wurde die Unterwäsche gestohlen. Im Asia Spa, und zwar drei Tage vor ihrem Verschwinden. Können Sie sich auf diesen Vorfall einen Reim machen?“
Tesslar und Laska schütteln die Köpfe. Von der Sache wüssten sie nichts, sagen sie.
„Kennen Sie einen Studenten, dem Sie so etwas
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