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Rosentod: Thriller (German Edition)

Rosentod: Thriller (German Edition)

Titel: Rosentod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Peter Vertacnik
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Osterfest feiern. In derart familiärer Atmosphäre.
    Familiär? Gemeinsam? Ullas Unwillen über diese Bemerkung ist ihr unschwer anzusehen.
    Der Kaiser erscheint und fragt, ob der Tisch zu ihrer Zufriedenheit sei.
    Mama ist begeistert.
    Die Weinkarte. Eine feine Auswahl.
    Paul will den Wein aussuchen.
    Warum nicht?
    Er ordert einen Weißburgunder vom steirischen Weingut Wohlmuth und wirft der Tochter seiner Flamme dabei einen prüfenden Blick zu.
    Geschmack hat er ja, denkt sich Ulla, während sich ihre Lippen zur leisen Andeutung eines Lächelns kräuseln.
    Im Hinblick auf die Speisenfolge lassen sie sich vom Kaiser persönlich beraten und bereuen es nicht. Sie speisen fürstlich, und der Wein sorgt dafür, dass sich Ulla endlich ein wenig entspannt. Mama isst heute langsamer als sonst und scheint ruhiger zu sein. Glücklich.
    Paul gefällt ihr, bemerkt Ulla, sie denkt an ihren Vater und kommt sich wie eine Verräterin vor. Sie hat ihren Vater geliebt. Mehr, als er sie liebte, aber das ist eine Unterstellung, weiß sie und nimmt sich wieder einmal vor, endlich mit der Vergangenheit ins Reine zu kommen.
    Das Dessert wird abserviert. Noch etwas Kaffee. Danach unterhalten sie sich angeregt. Paul ist Professor an einer Fachhochschule. Ein äußerst kultivierter Mann. Ausgezeichnete Manieren und geistreicher Humor. Der Wissenschaftler ist jünger als Mutter, überlegt sie. Was findet er bloß an ihr?
    Er stellt Ulla ein paar allgemeine Fragen über ihre Jugend und Schulzeit, gefolgt von Erkundigungen über die Verdienst- und Aufstiegschancen bei der Polizei.
    Ullas Antworten sind knapp. Fragen zu ihrem Beruf schätzt sie nicht besonders. Sie würde jetzt gerne das Thema wechseln.
    Während sie noch überlegt, wird Paul schon konkreter. Woran sie jetzt gerade arbeite, fragt er neugierig.
    „Ach. An nichts Besonderem.“
    „Hannelore erzählte mir etwas von Mord. Ist das nichts Besonderes?“
    Widerstrebend berichtet sie von ihrem Fall, skizziert die ganz groben Zusammenhänge und hofft, damit sein Interesse gestillt zu haben.
    „Darf ich Ihnen dazu etwas sagen?“ Eine sehr vorsichtig geäußerte Frage.
    „Von mir aus.“ Ihre Antwort fällt ruppiger aus als beabsichtigt.
    „Es geht doch offenbar um Studentinnen. Und dann gibt es da noch diese Ledersprung-DVD. Ich bin Statistiker. Als solcher denke ich in Wahrscheinlichkeiten. Aufgrund Ihrer Erzählung würde ich die Wahrscheinlichkeit, dass der Täter ebenfalls Student ist, als sehr hoch bewerten. Der Mann hat das Mordopfer verehrt und scheint auch ein gewisses Faible für diese Frau Amras zu zeigen. Außenstehende bemerken das oft eher als die Betroffenen. Es wird also schon jemand spitzgekriegt haben. Erkundigen Sie sich bei den Damen dieser studentischen Verbindung. Frauen haben für solche Dinge ein sehr feines Sensorium.“
    Mensch, denkt sich Ulla. Dieser Gedanke hätte ihr eigentlich auch kommen können. Warum hat sie sich nicht schon längst mit Franziska Laska über dieses Thema unterhalten?
    „Ich bin so froh, dass du dich mit Paul so gut verstehst“, seufzt Ullas Mutter und streichelt die Hand ihrer Tochter.
    Und Ulla? Der ist das auf einmal gar nicht mehr so lästig, wie sonst.
    ***
    Zwei Stunden später in Leoben.
    Genervt lümmelt Joe Maringer vor dem Computer und starrt auf seine Dateien. Auch, wenn er sich bloß auf zwei Bezirke beschränkt, hat er es immer noch mit 48 Vorbestraften zu tun, die einen dunklen Geländewagen fahren. Bei 31 Personen ist das Fahrzeug schwarz lackiert. Um die kümmert er sich, den Rest übernimmt der Journalbeamte.
    Ein lautes Klopfen an der Tür. Was ist denn? Heute ist Sonntag, da ist außer mit dem Journaldienst und zwei Kripostreifen mit niemandem zu rechnen. Die Uniformierten bevölkern ja nur den vorderen Trakt des Gebäudes, und Ulla klopft nicht.
    Es ist Koschinsky. „Nüssler will dich sehen“, sagt er und grinst.
    Irgendetwas an dem Mann mahnt Joe zur Vorsicht. Blödsinn. Scheinbar ist er überreizt. Achselzuckend steckt er die Ausdrucke aus der Zulassungsdatei in eine Mappe, erhebt sich und kommt mit.
    Im Büro des Chefs der Kriminalabteilung steht das Fenster offen, und er kippt gerade den Inhalt seines Aschers ins Freie. Vor dem Schreibtisch sitzt Ulla. Worum es hier jetzt eigentlich gehe, fragt sie soeben.
    „Es geht um Mord“, stellt Koschinsky klar, baut sich dicht neben Nüssler auf, blickt Maringer finster an und deutet auf den freien Stuhl neben Ulla. Der Drogenfahnder nimmt Platz.
    Der Mordfall

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