Rosentraeume
gebogenen Linie der Klinge folgen, dann nach oben streichen, zu dem dicken Griff... und noch weiter. Es war der erotischste Gedanke, den sie je gehabt hatte, und sie mußte sehr oft daran denken. Manchmal sogar bei hellichtem Tag!
Brianna arbeitete noch zwei Stunden, bis ihr die Augen vor Müdigkeit zufielen. Es war wesentlich weniger beunruhigend, still zu sitzen und zu zeichnen, als zu Christian Hawksblood in das große Bett zu klettern. So lange dauerte es, bis das Feuer in ihrem Blut erloschen war. Schließlich legte sie ausgelaugt den Kopf auf den Tisch. Sie sehnte sich nach einem rücksichtslosen Mörder, und das erfüllte sie mit Selbstverachtung.
Ein ersticktes Schluchzen kam über ihre Lippen. Und dann wurde sie plötzlich von starken Armen hochgehoben. Mit sanften Händen entkleidete er sie und legte sie hüllenlos aufs Laken. Er zog sie an sich und begann mit ihr zu reden. »Du wirst Bordeaux lieben. Es ist einer der hübschesten Orte weit und breit, Brianna.« Seine Stimme war verführerisch, dunkel und hüllte sie ein. Die Art, wie er ihren Namen flüsterte, machte sie ganz schwach. Es brachte sie dazu zu vergessen, wer sie war, wer er war; sie vergaß richtig und falsch, vergaß alles andere als die Tatsache, daß sie nackt in seinem Bett lag. Wenn er mit ihr sprach, schmolz ihre Abneigung gegen ihn wie Schnee in der Frühlingssonne. »Um nach Bordeaux zu gelangen, werden wir über den gewundenen Fluß Garonne segeln, sein silbernes Wasser ist breit genug für viele große Schiffe. Die Häuser der Stadt, die von weißen Mauern umgeben sind, sehen aus wie gesponnener Zucker: Einige sind weiß, andere rosa, mit roten Ziegeldächern.«
»Überall wuchern Blumen und Sträucher durcheinander. Jasminduft schwängert die warme Luft. Warte nur, bis du die köstlichen Weine aus dem Medoc probieren kannst. Sie berauschen deine Sinne.« Seine Lippen legten sich auf ihren Hals, und er spürte die kleine Ader, die dort heftig pochte. »Die Sonne brennt von einem türkisfarbenen Himmel herab. Manchmal, an den schwülen Nachmittagen, schließen wir die Fensterläden, um die Hitze draußen fernzuhalten, und dann werde ich dich hereinholen zu einer Siesta.«
Liebe am Nachmittag? Brianna biß in das Laken, um nicht aufzustöhnen.
»Ich werde dich mit Weintrauben und Pfirsichen füttern, die voller Nektar sind, daß deine Küsse süßer schmecken als je zuvor.« Schließlich legte er die Lippen auf ihre, und Brianna öffnete den Mund zu einem langen, leidenschaftlichen Kuß, der ihr Verlangen weckte. Und als sich dann seine Finger zum Quell ihrer Weiblichkeit vorwagten, öffnete Brianna sich ihm und erlaubte ihm, sie zu erregen, bis sie beide im Rausch der Sinne untergingen.
Wieder einmal hatte er sie verwirrt, verlockt, verzaubert und dann mit ihr geschlafen!
Bordeaux entpuppte sich als genau das Märchen, das Christian Hawksblood beschrieben hatte. Es schimmerte unter einer strahlenden Sonne. Exotische Pflanzen mit duftenden Blüten in lebhaften Farben erfüllten die Atmosphäre. Der Hafen stellte eine Ansammlung von Weinläden, Alleen, Straßenverkäufern und Eseln dar. Auf den Verkaufsständen und -karren stapelten sich die verschiedensten Produkte, wie zum Beispiel grüne Feigen, Pfirsiche, Girlanden von Knoblauch und Würsten. Blumenverkäufer boten Körbe voller Lilien, Päonien und Fresien an. Die Frauen auf den Straßen trugen rote Umhänge, geschnitzte Kämme und Blumen im Haar.
Der prachtvolle königliche Palast war früher einmal das Kloster von St. Andrew gewesen; Brianna staunte über dessen Ausdehnung und den Luxus der vielen Gebäude, die dazugehörten. Weil Christian sich um seine Männer aus Cornwall und die Ritter des Hauses Warrick kümmern mußte, hatte er Brianna und Adele den fähigen Händen von Paddy überlassen. Auch wenn die Armee Prinz Edwards verhältnismäßig klein war, so würde es doch mindestens zwei Tage dauern, um zehntausend Soldaten, ein Drittel davon beritten, von den Schiffen zu ihren Unterkünften zu schaffen.
Alle Plantagenets besaßen einen eigenen Haushalt und eigene Diener. Diesmal war Prinz John in England geblieben, um das Land zu regieren. Auch wenn man einen Skandal vermieden hatte, indem man nichts gegen Prinz Lionel unternommen hatte, so blieb es doch unumstößliche Tatsache, daß er eine Verschwörung gegen seinen Bruder angezettelt hatte, und der König würde ihm nie wieder trauen. Edward hatte entschieden, daß der Herzog von Clarence und seine Männer ihn
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