Rosentraeume
Frau gehalten. Hier, in diesem Palast«, sagte Brianna mit weit aufgerissenen Augen, und völlig entgeistert.
»Komm und setz dich, mein Lämmchen. Du brauchst dich über eine kleine Schlampe wie diese nicht aufzuregen.« Adele warf Paddy einen Blick zu, doch der zuckte nur hilflos mit den Schultern. »Welches Zimmer möchtet Ihr gern haben, meine Lady?«
Briannas Schreck wandelte sich in Wut. Wie es schien, wußten hier alle Bescheid über die Baronesse. »Das ist mir ganz gleich. Alle Zimmer in diesem Palast sind wunderschön. Sorgt nur dafür, daß mein Zimmer eine Tür mit einem starken Schloß hat und einen Schlüssel.«
Paddy trachtete danach, umgehend ihren Wünschen zu entsprechen. »Er hält die Frau und ihren Bruder, den Baron, hier gefangen, in Erwartung eines Lösegelds«, beeilte Adele sich mit der Aufklärung. »Sie ist eine Gefangene... und nicht das, was es scheint.«
»Oh? Was scheint es denn, Adele?«
Adele wurde es unbehaglich zumute. »Na ja, du weißt schon... daß sie seine Geliebte ist.«
»Genau! Oder sollten wir vielleicht sagen, eine seiner Geliebten? Schließlich handelt es sich um einen Araber, vergiß das nicht!«
»Oh, mein Lämmchen, laß dir doch die Freude über diesen herrlichen Palast nicht verderben. Er hat ein Badebecken aus Marmor, und die Gärten sind atemberaubend schön. Außerdem gibt es einen Springbrunnen und einen gekachelten Teich mit goldenen und silbernen Fischen, die darin herumschwimmen...«
»Natürlich werde ich mir die Freude nicht verderben lassen. Hat Paddy dir vielleicht erzählt, wie, um alles in der Welt, der Araber dazu kommt, einen solchen Palast zu besitzen ?«
Adele wußte, Brianna war schrecklich aufgebracht, wenn sie ihren Ehemann »den Araber« titulierte. »Naja, er hat mir von seinem ersten Aufenthalt in Bordeaux erzählt. Als Hawksblood Warricks stolzes Besitztum auffiel, hat er dieses hier gleich daneben gekauft. Zu dem Zeitpunkt hatte er den Grafen von Warrick noch nie gesehen, seine Beziehung zu ihm war nur eine Vermutung. Paddy sagte, es hätte etwas mit Stolz zu tun. Er mußte ein Haus kaufen, das größer und eindrucksvoller war als das von Warrick.«
»Aber woher hatte er das ganze Geld?«
»Paddy sagt, er hat mit Gold bezahlt.«
»Nun, Paddy ist eine wahre Schatzkiste an Informationen. Hat er vielleicht auch erwähnt, wem Hawksblood das Gold gestohlen hat?«
Adele biß sich auf die Lippen. Es sah Brianna gar nicht ähnlich, so eisigen Sarkasmus von sich zu geben. »Ich werde mal nachsehen, wo Paddy dein Gepäck hingebracht hat. Leg die Füße hoch und ruh dich ein wenig aus.« Adele fand Paddy auf der anderen Seite des Flurs in einem hübschen Zimmer, das in blassem Rosa gestrichen war.
»Wenn sie die Absicht hat, vor ihrem Ehemann die Tür zu verschließen, kennt sie Hawksblood nicht ausreichend«, murmelte er.
»Du elender Dummkopf, Paddy! Warum war sie nicht längst aus dem Schlafzimmer verschwunden, ehe Brianna hier eintraf?«
»Weil sie ein schurkisches Weib ist! Diese Luder leben doch nur, um Ärger und Scherereien zu bereiten.«
»Na fein! Das klingt ja reizend!«
»Nein, liebe Adele, dich habe ich nicht gemeint. Ich weiß, daß du Schwierigkeiten vermeidest. Also, hör auf meinen Rat und mache dich unsichtbar, wenn er kommt. Er wird recht bald mit Lisette fertig sein, und sollte Lady Brianna aus der Haut fahren, wird er auch damit fertig werden! Hier ist der verdammte Schlüssel, der ihr nicht das leiseste nützen wird!« Er händigte ihn Adele aus. »Wünsch mir Glück, mein Schatz... Ich werde versuchen, diese überflüssige Französin an ihrem dürren Hals aus dem Zimmer zu zerren und sie irgendwo in einem Kämmerchen zu verwahren.«
Lady Joan Holland ließ Unmengen von Gepäck auf das Schiff bringen. Ihre Kleider, Pelze und Juwelen allein füllten Dutzende von Truhen. Ihr eigenes Federbett wurde an Bord gebracht, um es ihr so gemütlich wie möglich zu machen, und sie würde an Bord schlafen, noch ehe das Schiff lossegelte, damit sie die Flut am frühen Morgen nutzen konnten.
Tränenreich verabschiedete sie sich von ihrem Bruder. »Ich wünschte, du würdest mit mir kommen, Edmund.«
»Ich bin der Vertreter der Krone hier in Calais, Joan«, wehrte er voller Bedauern ab.
»Tu nicht so, als seist du unglücklich darüber, Edmund. Deine Stellung hier zieht die Frauen an wie eine Blüte die Bienen.«
Er blinzelte ihr zu. »Eine Stellung ist nicht alles, meine Süße, vergiß das nicht!«
»Warum mußt du nur
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