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Rosentraeume

Titel: Rosentraeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virgina Henley
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sollte er sich vorsehen!

7
    Es gab zwei wirksame Kanäle, über die in Windsor Informationen weitergegeben wurden. Den einen beherrschten Männer, den anderen die Frauen. Der Gerüchtekanal der Männer begann an der Spitze beim König und suchte sich seinen Weg über die Hofleute, die Knappen und Diener bis schließlich hin zu den Pagen am Ende der Hackordnung. Der Gerüchtekanal der Frauen nahm die entgegengesetzte Richtung, von den Pagenjungen zu den Mägden, von da zu den Wirtschafterinnen bis hin zu den Kammerzofen und ihren Herrinnen selbst. Auf diese Weise bekamen die Frauen ihre Informationen viel später als die Männer; noch dazu waren die Tatsachen durch die vielen Zwischenträger reichlich ausgeschmückt und verzerrt.
    Der weibliche Hofstaat war damit beschäftigt, über den Neuankömmling zu klatschen, bis in alle Einzelheiten. Er war ein arabischer Ritter, unterwegs in geheimer Mission. Auch ein Söldner, ein Spion oder ein Meuchelmörder konnte er sein. Vielleicht sogar alles zusammen. Araber waren bekannt als Dirnenjäger, ihnen war es erlaubt, vier Frauen zu besitzen und einen Harem voller Konkubinen. Und dieser ganz besondere Ankömmling, der so dunkle Haut hatte und so außergewöhnlich gut aussah, besaß noch mehr Frauen, als es ihm erlaubt war. Es hieß, er habe eine Spur gebrochener Frauenherzen in drei Kontinenten hinterlassen. An diesem Punkt der Erzählungen wurden die Stimmen der Dienerinnen zu einem schockierten Flüstern. Die Mädchen im Badehaus hatten ihn nackt gesehen. Die Waffe zwischen seinen Schenkeln war eine schwarze, tödliche Obszönität! Die meisten fühlten sich abgestoßen, einige wenige indessen angezogen, doch alle waren schrecklich neugierig.
    Genaugenommen besaß Christian einen Vorsprung, als er schließlich seinem Halbbruder gegenübertrat. Er hatte gewußt, daß Warrick noch einen Sohn besaß; Robert hingegen mußte diese Tatsache vor dem heutigen Tag fremd gewesen sein. Unter den gegebenen Umständen betrachtete der junge Riese mit dem hellen Haar ihn erstaunlich gefaßt.
    Warrick setzte ihn mit versteinerter Miene von diesem schwer verdaulichen Sachverhalt in Kenntnis. »Dies ist mein Sohn Christian, den ich in Arabien gezeugt habe, noch ehe ich deine Mutter heiratete.«
    Robert streckte seinem Gegenüber mit einem gewinnenden Lächeln die Hand hin. Christian wußte, er wollte seine Kraft testen. Robert war freundlich, warm und umgänglich.
    Äußerlich.
    Darunter verbargen sich Tiefen und unterschwellige Strömungen. Als die beiden einander die Hände schüttelten, stellte Robert erschrocken fest, daß die Kraft des Arabers größer war als seine eigene. Das Lächeln erstarb, doch die freundliche Maske blieb.
    Christian wußte, daß sein Bruder schwer zu durchschauen sein würde, doch unmöglich mußte es nicht bleiben. Er merkte auch, daß Robert schon vor ihrer Begegnung von ihm erfahren hatte, denn all seine Gedanken, seien sie nun gut oder böse, verbarg er sorgfältig vor ihm. Das neue Familienmitglied bemerkte das Abzeichen am Ärmel Roberts. »Ihr seid ein Mann des Herzogs von Clarence. Ich habe Prinz Lionel noch nicht kennengelernt.«
    »Er wird heute abend im Saal sein. Lionel und ich besitzen sehr viele Gemeinsamkeiten, wir sind gleich groß und haben beide einen Vater mit dem Ruf eines so großen Kriegsherren, daß es schon beinahe einschüchternd ist. Und jetzt kommen anscheinend sogar für beide ältere Brüder hinzu, die uns in den Schatten stellen.« Er grinste, um zu demonstrieren, daß er keine Bitterkeit fühlte.
    »Das bleibt noch abzuwarten«, meinte Christian und erwiderte das Grinsen.
    »Sicher sollte ich Euch aus Brüderlichkeit eines meiner Zimmer anbieten.«
    »Danke, aber das erübrigt sich. Ich habe bereits eine Unterkunft.« Er nickte den beiden Männern zu. »Wir treffen uns dann im Saal.«
    Mit zusammengezogenen Augen sah Robert Christian nach. Jetzt, wo er diesem unrechtmäßigen Thronräuber gegenübergetreten war, den Respekt für ihn in den Augen seines Vaters gesehen hatte und zugeben mußte, daß die Kraft dieses Bastards größer war als seine eigene, ging der Samen des Hasses in ihm auf.
    »Vielleicht werden wir ihn ja heute abend beim Dinner sehen«, sagte Joan zu Brianna. »Ich frage mich, wer er ist. Der Name Hawksblood kommt mir gar nicht bekannt vor.«
    »Er klingt gefährlich«, warnte Brianna ihre Freundin, weil sie deren Vorliebe für Streiche kannte.
    »Oh, Himmel, ja.« Joan erbebte.
    Eine merkwürdige Unruhe erfaßte

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