Rosentraeume
seine Qualitäten als Führer. Und als man dann die Gewinne und Verluste des Tages gegeneinander aufwog, wurde deutlich, daß die Franzosen über zwanzigtausend Männer verloren haben mußten, während die Verluste der Engländer zwischen zwei- und dreitausend lagen.
Auf der Rückfahrt nach England waren Hawksblood und Ali
emsig damit beschäftigt, die Wunden der Krieger zu nähen und zu verbinden und Blutungen zu stillen. Hawksblood wußte, daß Wunden sich auf dem Meer nur selten entzündeten und auch im allgemeinen schneller heilten. Wahrscheinlich hatte das etwas mit der salzigen Luft zu tun.
Die Küste war gesäumt von Landsleuten, die nur darauf warteten, ihre Rückkehr zu bejubeln. Man entschied, daß die drei zurückeroberten Schiffe in die Themsemündung segeln sollten, direkt in den Hafen von London und dort am Kai beim Tower vor Anker gehen sollten. Die Nachricht ihres Sieges hatte sich bereits herumgesprochen, und die Ufer des großen Stroms waren gesäumt mit Menschen - es sah aus, als wäre die ganze Bevölkerung gekommen.
König Edward war sehr zufrieden mit dem Erfolg dieser Überraschungsattacke. Jetzt würde er Zeit haben, seine Armee neu aufzubauen, um dann nach Frankreich einzudringen. Nach der Schlacht hatte König Philipp ihm einen Botschafter geschickt und ihm einen Waffenstillstand von einem Jahr angeboten; aber König Edward hatte die sofortige Freilassung seines Freundes William de Montecute verlangt, ehe er darüber zu verhandeln bereit war. Er hatte nicht die Absicht, ein ganzes Jahr zu warten mit seinem Einmarsch; doch vielleicht würde es ihm gelingen, das so lange vor dem französischen König zu verbergen, bis Montecute wieder zu Hause bei Katherine war.
Der König war sowohl erfreut als auch erleichtert, daß der Prinz von Wales seine erste Schlacht unverwundet überstanden hatte. Jetzt machte er sich keine Sorgen mehr, daß sein Ältester in seine Fußspuren treten und einen tapferen Krieger-König abgeben würde, wenn die Zeit dafür reif war. Er umarmte seinen Sohn von Herzen. »Du bist wirklich mein Sohn, in jeder Hinsicht, Edward. Ich bin stolzer auf dich als auf alles andere, was ich je erreicht habe.«
»Du hast mir ein ruhmreiches Beispiel gegeben, Vater. Ich schwöre, ich werde dich niemals in einem Kampf enttäuschen. Übrigens ist Christian de Beauchamp mit dem Langmesser genauso eindrucksvoll umgegangen wie mit dem Schwert. Ich denke, ich sollte einige unserer Männer ausbilden, mit beiden Händen gleichzeitig zu kämpfen.«
»Warrick und ich sind wirklich zu beneiden, wenn es um unsere Söhne geht. Ich werde mit ihm reden. Meiner Ansicht nach können die Männer aus Cornwall gut mit Messern umgehen. Wir werden Hawksblood einige Haudegen schicken zur Ausbildung, keine Bange!«
Als die Schiffe unterhalb des Tower anlegten, kam der gesamte Hof, zusammen mit den meisten Einwohnern Londons, um die Helden zu begrüßen. Königin Philippa, Prinzessin Isabel, Prinzessin Joanna und all ihre Hofdamen, in ihren kostbarsten Gewändern, warteten am Kai. Prinz Lionel und sein Haushalt waren auf den Rat Robert de Beauchamps hin in ihren herrlichsten polierten Rüstungen mit Federbüschen an den Helmen angetreten, um den Siegern die Ehre zu erweisen. Beide waren sich klar, daß sie niemals die Abneigung zeigen durften, die sie gegen den König, den Prinzen und Warrick hegten.
König Edward küßte die Königin Philippa, Prinzessin Isabel und Prinzessin Joanna zur Begrüßung. John von Gent, der sich selbst längst zu alt für Küsse fühlte, salutierte vor Vater und Bruder mit dem Schwert, dann bedrängte er seinen Bruder Edward mit Dutzenden von Fragen über den Kampf.
Die Königin hatte all ihre Kinder auf der königlichen Barke aus Windsor mit nach London gebracht, sogar den Säugling, und die Bevölkerung jubelte ihnen zu, bis sie heiser war. Prinzessin Isabel und ihre Damen folgten dem Beispiel der Königin und gratulierten den edlen Herren mit Küssen. Sie küßte ihren Bruder, den Prinzen von Wales, seinen Knappen, der selbst Ritter war, Sir John Chandos; dann ging sie in der Reihe weiter und hoffte, auch Edmund, den Grafen von Kent, küssen zu können.
Joan begann bei ihrem Bruder, sie gab ihm einen Kuß und legte dann leicht einen Finger auf die Wunde an seiner Stirn. »Du hast sowieso viel zu gut ausgesehen, Edmund.«
Er stimmte in ihr Lachen ein. »Ich glaube nicht, daß der elende Kratzer tief genug ist, um eine Narbe zu hinterlassen.« Joan blickte auf, als sich
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