Rosentraeume
die Prinzessin näherte. »Himmel, wenn du nicht aufpaßt, wird sie dich bei lebendigem Leibe auffressen!«
Als Joan vor Prinz Edward stand, war er geradezu geblendet von ihrer Lieblichkeit. Sie trug ein blaß pfirsichfarbenes Kleid, besetzt mit weißen Schwanendaunen, die ihn an die entzückende
Verzierung auf einem Kuchen erinnerten. Sie sah zum Anbeißen aus! Nach all dem Blut und dem Entsetzen der Seeschlacht würde ihre Lieblichkeit ihn reinigen, ihr fröhliches Lachen würde die Schreie der Sterbenden aus seinen Ohren vertreiben. Als ihre Hände einander berührten, schob Joan ihm einen Zettel zu, und ihre Herzen jubelten vor Glück, weil sie jung, lebendig und verliebt waren.
Brianna küßte Prinz Edward auf die Wange, doch war sie entschlossen, Christian Hawksblood keine solche Vertraulichkeit zuteil werden zu lassen. Als sie vor ihm stand, senkte sie den Blick und streckte ihm die Hand hin, wie sie es bei den anderen auch getan hatte.
Er hob ihre Hand an seine Lippen, dann biß er absichtlich in ihren Finger. Sie hob den Kopf, und ihre Blicke trafen sich - ein eigenartiges Gefühl ergriff von ihr Besitz, als sie in seine Augen sah. Sind sie saphirfarben oder türkis? fragte sie sich und war völlig in Bann geschlagen.
»Aquamarin«, erklärte Christian ihr lächelnd.
Sofort hatte sie entdeckt, daß sein Gesicht unverletzt war. Noch immer trug er keine Spuren eines Kampfes. Er ist eine unwiderstehliche Kraft. Gegen ihren Willen fühlte sie sich zu ihm hingezogen. Sie stellte sich auf Zehenspitzen und schürzte die Lippen, in der Absicht, ihn anzuspucken. Sein Blick, wilder als der eines Adlers, forderte sie heraus. Er versprach ihr Rache, wenn sie ihn beleidigen sollte. Sie stellte ihren Willen gegen den seinen, weigerte sich, sich von ihm überwältigen zu lassen. Er hatte sie in den Finger gebissen, wenn auch sehr zart, und das würde sie ihm zurückzahlen.
Blitzschnell grub Brianna ihre Zähne in sein Ohrläppchen und biß zu, bis sie Blut auf der Zunge schmeckte. Ihre Tat sagte ihm sofort, daß sie ihm gegenüber nicht gleichgültig war. Doch sie erregte ihn auch. Er fühlte, wie das Blut in seinem Ohrläppchen pochte, und sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Brianna von Bedfords Wirkung auf ihn war erregend, und er wußte ohne jeden Zweifel, daß er auf sie ebenso wirkte.
Vielleicht wird er wenigstens jetzt eine Narbe davontragen, dachte Brianna zufrieden, als sie herumwirbelte und in der Menschenmenge untertauchte. Der metallische, salzige Geschmack seines Blutes blieb jedoch auf ihrer Zunge, noch lange, nachdem sie seiner Gegenwart entflohen war.
König Edward entschloß sich, auf der Barke nach Windsor zurückzukehren, zusammen mit der Königin und den königlichen Kindern. Er hielt den Arm hoch, um die Menge zum Schweigen zu bringen. »Wir sagen Gott Dank für den großen Sieg. Wir werden heute abend einen Gottesdienst in der Kapelle von Windsor abhalten. In der nächsten Woche, am Fest des Heiligen Swithin, soll unser Turnier stattfinden. Aus naheliegenden Gründen wird es in diesem Jahr nur eine kleine Veranstaltung werden; aber ich verspreche, das im nächsten Jahr wieder gutzumachen, wenn mein neuer Runder Turm fertig ist. Hier entsteht ein Ritterorden, der der ganzen Christenheit vorangehen soll, und wir werden ihn feiern mit dem großartigsten Turnier, das je in unserem Lande stattfand!«
Die jubelnde Menge erstickte jedes weitere Wort des Königs, dennoch wurde er nicht müde, den Menschenmassen zuzuwinken auf den vielen Meilen seines Weges die Themse hinauf bis zu seinem geliebten Windsor.
11
Es war schon Mitternacht vorbei, ehe der König es wagte, Katherine de Montecutes Räume aufzusuchen. Sie hatte die Kerzen angezündet und ihr Bett bereits aufgedeckt, doch war sie noch nicht schlafen gegangen. Sie wußte, daß er kommen würde, und trug ein durchsichtiges Hauskleid in Azur, seiner Lieblingsfarbe. Ihr dunkelgoldenes Haar hatte sie eine ganze Stunde lang gebürstet, damit es knisterte und glänzte.
Katherines Sorgen hatten sich verdreifacht, als König Edward nach Frankreich gesegelt war. In diesem Land wurde schon ein Mann gefangengehalten, den sie liebte. Danach hatte sie um ihren Sohn gebangt und schließlich um ihren Liebhaber. Oft hatte sie an die Zukunft gedacht. Wenn ihrem Mann, dem Grafen von Salisbury, etwas zustieß, würde der Titel an ihren Sohn fallen. Bei aller Freundschaft mit dem König - William hatte daraus nie einen Nutzen gezogen. Sie besaßen nur Schloß
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