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Rosenwahn

Titel: Rosenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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noch sagen wollte«, wechselte sie plötzlich das Thema, »ich hoffe, du hältst Koray nicht für so einen doofen, mackerigen Lümmel. Der ist nicht so. Ehrlich.«
    Als Georg ihr bedeuten wollte, dass er das ohnehin nicht gedacht hätte, ließ Derya ihn nicht zu Wort kommen. »Nein, nein, du brauchst ihn nicht entschuldigen! Ich weiß doch, der macht Fremden gegenüber immer auf absolut ruppig, das ist wohl cool, denkt er. Aber eigentlich kann er wirklich richtig nett und charmant sein. Und hilfsbereit ist er auch. Vorhin, da war er einfach nur unheimlich müde. Du weißt ja, wann die jungen Leute heute so von ihren Partys nach Hause kommen«, sie unterbrach sich und sah Georg an. »Aber wahrscheinlich weißt du das ja gar nicht, du hast ja keinen 17-jährigen Partygänger zu Hause!«
    Noch nicht, dachte Angermüller bei sich, und nickte. Aber in zwei, drei Jahren würde er sich mit dem Problem durchfeierter Nächte gleich doppelt auseinandersetzen dürfen.
    »Du wirst Koray ja vielleicht noch öfter begegnen und dann wirst du sehen, dass mein Sohn wirklich ein netter Kerl ist. So«, Derya stand schwungvoll von ihrem Klapphocker auf. »Genug gefrühstückt, oder? Jetzt trinken wir endlich unseren Prosecco!«
    Sie räumten gemeinsam das Geschirr und die Reste auf und verpackten alles wieder in Korb und Kühltasche, bevor sie sich auf der Decke niederließen und sich mit gefüllten Gläsern zuprosteten. Die über und über mit Blütenkerzen geschmückten Kastanien am gegenüberliegenden Ufer wogten sacht im Wind, darunter auf dem alten Treidelpfad zog eine Gruppe Radfahrer vorbei und träge schob sich in der Ferne ein Lastkahn um die Kurve des Kanals in ihr Gesichtsfeld.
    »Ach, es ist doch immer wieder schön hier. Einfach hier liegen und schauen und träumen«, stellte Derya fest und nahm einen Schluck Prosecco. »Aber heute kann ich das irgendwie gar nicht so richtig genießen.«
    »Wieso denn nicht?« Georg klang ein wenig erstaunt, denn bisher war ihm nichts dergleichen an seiner Nachbarin aufgefallen.
    »Ich habe ein Problem.«
    Etwas verunsichert sah er sie von der Seite an. Welche Bekenntnisse hatte er jetzt zu befürchten?
    »Was ist es denn? Kann ich dir irgendwie helfen?«, fragte er zögernd.
    »Ganz bestimmt«, nickte Derya, die einerseits froh war, endlich zu ihrem Anliegen zu kommen, andererseits hoffte, dass Georg sich nicht von ihr ausgenutzt oder überfahren fühlte. Und vor allem, dass er sich nicht über sie und ihre Besorgnis lustig machte. »Weißt du, ich habe eine Mitarbeiterin und die ist die ganze Woche nicht zur Arbeit gekommen. Montag hatte sie frei, aber für Dienstag waren wir zum Einkaufen verabredet und hatten ab Mittwoch drei Aufträge vorzubereiten. Klar, sie ist ein sehr eigenwilliger Typ, lässt sich nicht gern was sagen und hat einen verdammten Dickkopf.« Derya lachte kurz auf. »Es hat eine ganze Weile gedauert, bis sie endlich kapiert hat, dass sie nicht in ihren Punkerklamotten hinter einem Büfett stehen kann. Aber eigentlich ist sie trotzdem ganz zuverlässig. Doch jetzt hat sie sich die ganze Zeit nicht gemeldet und ihr Handy ist auch ausgeschaltet. Ich finde das irgendwie eigenartig.«
    »Ist das denn schon öfter vorgekommen, dass sie einfach für längere Zeit weggeblieben ist? Oder dass sie ihr Handy ausschaltet? Ich dachte eigentlich, die jungen Leute können gar nicht mehr ohne ihr Handy existieren.«
    »Na ja, Gül schon. Die ist da ziemlich eigen, will manchmal einfach ihre Ruhe haben. Und ich hab das schon mal erlebt bei ihr, dass sie von einem Tag auf den anderen zu einem Open-Air-Festival nach Dänemark gefahren ist«, bekannte Derya. »Aber da hat sie mir immerhin am nächsten Tag eine SMS geschickt!«
    »Also dann würde ich mir doch noch keine Sorgen machen.«
    Derya schien zu überlegen. »Und dann war da noch so eine Geschichte mit einer ihrer Freundinnen. Die hatte einen Motorradunfall und lag im Krankenhaus im Koma. Da hat sie tagelang am Bett gesessen, bis die tatsächlich wieder aufgewacht ist.«
    »Na siehst du, das scheint ja dann nichts so Außergewöhnliches zu sein, wenn sie mal ein paar Tage wegbleibt«, versuchte Georg seine Nachbarin zu beruhigen und nahm einen Schluck Prosecco.
    »Aber auch da hat sie sich irgendwann bei mir gemeldet«, beharrte Derya. »Das ist einfach nicht normal diesmal.«
    »An deiner Stelle würde ich trotzdem erst mal abwarten. Sie scheint ja ein ziemlich spontaner Typ zu sein. Vielleicht hat sie jemanden kennengelernt. Wie

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