Rosenwahn
Kollegen, als der noch unschlüssig im Flur herumstand. Angermüller nahm das Angebot an. Als Jansen erstaunt fragte, wieso er denn in die Gegend am Burgfeld wollte, meinte er nur, dass er Steffen versprochen habe, während dessen Urlaub in seinem Haus ab und zu mal nach dem Rechten zu sehen.
Kapitel VI
Nach den heftigen Gewittern am Vorabend war die Luft rein und klar und der Dienstag erfreute die Menschen im Norden wieder mit blauem Himmel und Sonnenschein. Gegen Mittag meldete sich telefonisch die Rechtsmedizinerin im K1 und verlangte ausdrücklich, den Kriminalhauptkommissar Angermüller zu sprechen, was dem wieder eine Menge vielsagender Blicke der Kollegen einbrachte.
»Wir haben gestern eine Röntgenaufnahme von dem mit Schrauben fixierten Kniegelenk angefertigt und bei den Krankenhäusern hier im Umkreis angefragt, ob es bei ihnen in den letzten fünf Jahren einen derartigen Fall gegeben hat, und Sie werden es nicht glauben: Bei uns hier im Uniklinikum haben wir einen Volltreffer!«
»Das hört sich gut an.«
»Vor drei Jahren wurde eine Patientin nach einem komplizierten Bruch dort eingeliefert und behandelt. Da sie sich noch im Wachstum befand, musste sie sich zur Kontrolle regelmäßig dort vorstellen. Und da sind natürlich jedes Mal wieder Aufnahmen von dem Knie gemacht worden. Deshalb hat sich der Kollege auch gleich wieder an den Fall erinnert. Er hat mir die letzten Röntgenaufnahmen und auch noch die CT-Daten geschickt. Es besteht kein Zweifel.«
»Von wann stammt denn die letzte Aufnahme?«
»Vom März vorletzten Jahres. Er sagt, er hätte sich anfangs noch gewundert, dass die Patientin danach nie wieder erschienen ist, obwohl sie mehrfach eine Aufforderung zur Untersuchung hingeschickt hätten. Aber dann hat er gedacht, na ja, Türken eben …«
Angermüller stockte der Atem. »Was sagen Sie da?«, unterbrach er aufgeregt die Rechtsmedizinerin.
»Entschuldigung! Ich habe nur den Kollegen zitiert. Er meinte noch, vielleicht wollten die Eltern nicht mehr, dass ein männlicher Arzt die Tochter behandelt und haben sich jemand anderen gesucht. Bei diesen Muslimen wüsste man nie.«
»Ich habe mich jetzt weniger über die Ausrucksweise Ihres Kollegen empört, als dass ich ziemlich überrascht bin«, stellte Angermüller immer noch etwas perplex fest. »Haben Sie denn auch Personendaten für uns?«
»Ja, es handelt sich um ein Mädchen aus Bad Schwartau. Sie wäre jetzt 19 Jahre alt. Ich fand das auch bemerkenswert, dass sie wieder aus einem türkischen Umfeld kommt. Ich habe Ihnen Namen, Adresse und so weiter schon als Mail geschickt. Im Übrigen waren auch diesmal weder am Skelett noch an den Weichteilresten Spuren äußerer Gewaltanwendung auszumachen. Meinen kompletten Bericht bekommen Sie morgen.«
»Ich danke Ihnen, Frau Dr. Ruckdäschl, damit haben Sie uns sehr geholfen, gute Arbeit. Das ging ja wirklich unglaublich schnell.«
»Oh, vielen Dank für das Kompliment. Ich mache doch nur meinen Job. Aber vielleicht kann man das ja trotzdem gelegentlich bei einem Glas Wein feiern. In einer etwas entspannteren Atmosphäre.«
»Ja, das sollte man mal machen«, hörte sich ein erstaunter Angermüller höflich sagen. »Ich muss jetzt wieder, Frau Dr. Ruckdäschl. Also vielen Dank noch mal und einen schönen Tag!«
»Desgleichen. Wiederhören.«
Langsam legte er das Telefon beiseite. Jansen und Niemann standen im Türrahmen und starrten ihn gespannt an. »Wieso bist du überrascht? Nun mach’s nich so spannend!«, forderte Jansen. »Oder hat dich die Frau Doktor nur zum Rosenschnuppern einladen wollen?«
Wenn Jansen gewusst hätte, wie nah er dran war, dachte Angermüller, während er am Computer sein Postfach aufrief. »Tja, Freunde, haltet euch fest: Bei der Neustädter Leiche handelt es sich ebenfalls um eine junge Türkin.«
»Was?«, rief Jansen und Niemann schüttelte ungläubig den Kopf. »Das is ja der Hammer.«
»Heißt Fatma Aksoy, kommt aus Bad Schwartau. War 17 Jahre alt, als sie sich im März vor zwei Jahren das letzte Mal mit ihrem Knie in der Klinik vorstellte«, las Angermüller die Daten aus der E-Mail vor, die Dr. Ruckdäschl ihm geschickt hatte.
»Werde ich sofort in der Vermisstendatei nachprüfen. War mir gleich aufgefallen, dass bei uns in der Gegend noch eine Türkin in dem Alter als vermisst gemeldet worden war«, stellte Niemann fest, auf dessen Erinnerungsvermögen immer Verlass war. »Aber zu dem Zeitpunkt hab ich mir natürlich noch
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