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Rosenwahn

Titel: Rosenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Polizei zu gehen?«
    »Im Grunde war ich ja schon da. Du weißt doch, Georg, mit dem ich Sonnabend bei euch war, der das Haus von meinen Nachbarn hütet, der ist doch bei der Kripo, und mit dem habe ich darüber gesprochen.«
    »Und was hat er dazu gesagt?«
    »Das Gleiche wie du am Wochenende. Erst mal abwarten. Aber da wusste ich natürlich noch nichts von diesen toten Mädchen.« Resigniert verstummte Derya und trank von ihrem Tee.
    »Verstehe.« Aufrecht saß Friede auf ihrem Hocker und sah Derya an. Sie strahlte die ihr eigene Sicherheit und Klarheit aus, die Derya jedes Mal aufs Neue beeindruckte. »Du solltest positiv denken. Ein Zusammenhang zwischen den beiden Mädchen da und Güls Abwesenheit wäre schon ein wahnsinniger Zufall, oder? Trotzdem kannst du doch diesen Georg einfach noch mal darauf ansprechen. Es ist doch toll, dass du einen Polizisten persönlich kennst, der dir sagen kann, dass deine Befürchtungen wahrscheinlich grundlos sind.«
    An ihrem Tee nippend beobachtete Friede aufmerksam ihr Gegenüber. »Du sprichst heute noch mit Georg, ja?«, ermunterte sie Derya dann noch einmal, und als die folgsam nickte, fuhr sie fort: »Na siehst du. Irgendwo kommt doch immer ein Lichtlein her. So, und jetzt brauch ich was zwischen die Zähne, ich hab echt Hunger. Magst du vielleicht auch was essen?«
    Friede wartete Deryas Antwort nicht ab, stellte ihr einen Teller hin und dazu noch eine Schale mit nach Zimt duftendem Gebäck. »Richtig gute Brötchen vom Biobäcker mit Ziegenkäse aus Zarpen, sehr empfehlenswert! Und ganz frische Vollkornkekse. Hat Ronald vom Markt mitgebracht.«
    »Dem bin ich übrigens gerade begegnet, als ich hierher kam.«
    »Ja, der war so lieb und hat mir hier beigestanden, mich mit Essen versorgt, und jetzt macht er noch ein paar Besorgungen, bevor er wieder aufs Land flüchtet«, lächelte Friede. »Komm schon, jetzt nimm ein Brötchen, das tut dir gut.«
    Das Kopfweh war etwas weniger geworden. Zufrieden registrierte Friede, dass Derya schließlich mit Appetit in ein Brötchen biss. Sie aßen schweigend. Friede schaute immer wieder auf das Titelblatt der Zeitung, die neben ihrem Teller lag. »Fatma Aksoy«, murmelte sie auf einmal. »Fatma Aksoy. Den Namen hab ich schon mal gehört oder gelesen.«
    »Wirklich?«, fragte Derya erstaunt und irgendwie bestürzt. »Wo denn?«
    »Tja, wenn ich das wüsste«, antwortete Friede abwesend. »Aber irgendwie bin ich mir sicher.« Dann setzte sie wieder ihre Lesebrille auf, stand auf und ging hinüber in ihr Büro, wo sich hinter dem Schreibtisch ein Schrank mit verschließbaren Schüben befand, in denen sie ihre Patientenakten aufbewahrte. Derya folgte ihr gespannt. »Mir ist so, als hätte ich schon einmal mit einer Fatma Aksoy zu tun gehabt.«
    Die Akten waren nach den Anfangsbuchstaben der Nachnamen geordnet, aber unter A fand sich nichts und auch nicht unter F, wo Friede ebenfalls nachsah, weil die Akte versehentlich dort hätte landen können.
    »Der Umzug hierher in die neue Praxis hat natürlich einiges durcheinandergebracht«, erläuterte sie entschuldigend.
    »Vielleicht war das Mädchen ja im Krisenzentrum und nicht in deiner Praxis.«
    »Aber natürlich! Das wird’s sein. Dort werd ich gleich heute Abend nachschauen, wenn ich Sprechstunde habe.«
    Sie gingen zurück in die Küche, wo sie ihren Mittagsimbiss beendeten. Friede versuchte, Derya ihre Besorgnis zu nehmen, und ermunterte sie noch einmal, mit Georg so bald wie möglich zu reden und zu beratschlagen, was zu tun wäre.
    »Tut mir leid, liebe Derya, aber ich hab in zehn Minuten einen Patienten«, sagte Friede und erhob sich. »Wenn du willst, bleib ruhig noch und trink einen Tee.«
    »Vielen Dank, Friede, aber ich muss auch los. Ich hab einen großen Auftrag für ein Büffet vorzubereiten.«
    »Das ist doch auf jeden Fall schön, dass das Geschäft läuft. Ich hoffe, ich konnte dir wenigstens ein bisschen was von deinen Ängsten nehmen, meine Kleine«, meinte Friede, als sie sich zum Abschied umarmten.
    »Aber natürlich hast du das! Es geht mir schon viel besser, auch die Kopfschmerzen sind fast weg«, beteuerte Derya und gab sich Mühe, fröhlich auszusehen.
    »Na ja«, machte ihre Freundin wenig überzeugt und fuhr dann fort: »Inzwischen bin ich mir übrigens so gut wie sicher, dass diese Fatma Aksoy einmal bei uns im Krisenzentrum gewesen ist. Danach hat sie sich nie wieder gemeldet. Eine Kollegin und ich, wir haben uns noch gefragt, was wohl aus ihr geworden ist.

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