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Rosenwahn

Titel: Rosenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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entfernen. Klar?«
    Jansen, der sich neben der Tür an die Wand gelehnt hatte, sah seinen Kollegen erstaunt an. Dessen unerwarteter Ausbruch zeitigte aber Wirkung: Durgut ließ sich auf dem Besucherstuhl gegenüber von Angermüller nieder.
    »Also, weshalb sind Sie hergekommen? Haben Sie irgendwelche wichtigen Informationen für uns?«
    »Woher soll ich Informationen haben? Ich hab nix mit der Sache zu tun, verstehen Sie? Das habe ich Ihnen doch schon vor ein paar Tagen gesagt!«, erregte sich der Mann wieder, wurde aber sofort leise, als Angermüller ihn drohend anschaute.
    »Was wollen Sie dann hier? Ich bin sowieso etwas erstaunt, dass Sie sich plötzlich so für den Mörder Ihrer Nichte interessieren. Ich hatte neulich das Gefühl, der Tod des Mädchens war Ihnen und der ganzen Familie ziemlich egal.«
    Volkan Durgut schüttelte den Kopf. »Es geht nicht um Meral. Ich habe auch zwei Mädchen, verstehen Sie? Und viele von meinen Freunden, die haben auch Töchter. Wir wollen nicht, dass die auch noch diesem Kerl in die Hände fallen!«
    »Seien Sie versichert, wir arbeiten dran, Herr Durgut. Wir werden den Täter finden, das verspreche ich Ihnen.«
    »Hoffentlich bald«, meinte der Türke nicht ganz überzeugt. Er fasste in seine Jackentasche.
    »Hier«, sagte er dann und packte ein Bündel Geldscheine auf den Tisch. »Wir haben in der Gemeinde gesammelt.«
    »Was ist das?«, fragte Angermüller überrascht.
    »Das sind 1.000 Euro. Wir wollen, dass der Mörder bald gefasst wird, damit wir keine Angst mehr um unsere Frauen und Mädchen haben müssen. Wer das Schwein findet, der soll das als Belohnung kriegen, verstehen Sie?«
    Jansens Gesichtsausdruck schwankte zwischen verwirrt und beeindruckt. Auch Angermüller wusste im ersten Moment nicht, was er sagen sollte. Vielleicht tut dem Mann das Schicksal seiner Nichte jetzt doch leid, ging es ihm durch den Kopf, und er denkt, mit dem Geld irgendwas wiedergutmachen zu können.
    »Ihr Engagement ist sehr lobenswert, Herr Durgut. Aber wir finden den Täter auch so«, meinte er dann und schob die Geldscheine von sich weg. »Sie als Privatleute müssen nicht extra eine Belohnung dafür aussetzen.«
    »Hören Sie, wir wissen selbst, was wir müssen und was nicht. Wir tun das freiwillig, verstehen Sie? Und vielleicht hilft es ja ein bisschen«, er stand auf, und es war klar, es wäre für ihn mehr als beleidigend gewesen, wenn die Polizei das Geld nicht angenommen hätte.
    »Sie sind sich ganz sicher, dass Sie die 1.000 Euro als Belohnung aussetzen wollen?«, fragte Angermüller trotzdem noch einmal nach. Durgut sah ihn über die Schulter an, machte eine unwillige Kopfbewegung und schnalzte, statt einer Antwort, nur verächtlich mit der Zunge. »Na gut, dann müssen wir genau nachzählen, und Sie müssen uns eine Quittung unterschreiben. Wir leiten das weiter an die Staatsanwaltschaft. Morgen steht dann noch einmal ein Fahndungsaufruf in der Zeitung mit einem Hinweis auf die 1.000 Euro Belohnung. Und selbstverständlich bedanken wir uns bei Ihnen und Ihren Freunden für die großzügige Unterstützung, Herr Durgut.«
    Ein stummes, hoheitsvolles Nicken war die Antwort.
    »Ich muss noch mal los«, sagte Jansen, nachdem Volkan Durgut gegangen war.
    »Wo willst du jetzt hin?«, fragte Angermüller.
    »Ich muss noch was erledigen. Erzähl ich dir später. Ich hol dich in ungefähr einer Stunde ab. Dann fahren wir zu diesem Zentrum, alles klar?«
    »Okay«, sagte sein Kollege nur und fragte sich, was Jansen wohl so Dringendes zu erledigen hatte.

     
    »Juten Tach«, meinte die Frau hinter dem Computer seelenruhig, ohne aufzublicken, tippte weiter auf der Tastatur und malte dann mit höchster Konzentration Buchstaben in die Kladde daneben. An ihrem linken Ohr baumelte ein kleines Kunstwerk aus Muscheln und Federn, sie hatte eine leuchtend rote Lesebrille auf der Nase und eine hennarote, stoppelige Kurzhaarfrisur. Angermüller und Jansen warfen sich einen einverständigen Blick zu. Sie standen im Warteraum des Krisenzentrums für Migrantinnen. Typen wie die Frau gegenüber waren schwierige Gesprächspartner für die Polizei, das wussten sie aus Erfahrung. Endlich hob sie den Kopf.
    »Kann ich helfen?«, fragte sie mit einem strengen Blick über ihre Lesebrille und schien das Gegenteil zu meinen. Ihr Alter schätzte Angermüller auf Mitte 50. Obwohl der Schreibtisch den größten Teil verdeckte, konnte man erkennen, dass sie von beeindruckender Leibesfülle war. Leider meldete sich

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