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Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Titel: Rosskur: Ein Allgäu-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Seibold
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über das Brückengeländer!«
    »Ist er auch nicht – zumindest nicht einfach so.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Er wurde gestoßen, von zwei Männern, die wir bisher nicht kennen.«
    Kerstin Wontarra wurde blass. »Aber wer … wer macht denn so was?«
    Das hat uns seine Frau auch schon gefragt, dachte Hansen. Laut sagte er: »Das wissen wir noch nicht, vielleicht können Sie uns ein paar Hinweise geben.«
    »Aber ich … Er ist allein gegangen, und die Brücke kann ich von hier aus nicht sehen.«
    »Schon klar, aber gehen wir den Ablauf des Nachmittags doch bitte noch einmal durch. Wann ist Herr Ruff denn zu Ihnen gekommen?«
    »Gegen halb zwei. Da legt sich seine Frau nach dem Essen gerne noch mal hin, und Thomas kommt dann zu mir. Zweimal, manchmal dreimal die Woche.« Sie unterbrach sich. »Glauben Sie, dass er tot ist? O Gott, die Brücke … hoch genug wär sie ja. Sagen Sie schon: Ist er tot?«
    Hansen zuckte mit den Schultern. »Wir wissen es nicht, aber manches deutet darauf hin.«
    »Dann war er ja am Donnerstag zum letzten Mal …«
    Sie schlug die Hände vors Gesicht und atmete ein paarmal schwer, dann schaukelte sie im Sitzen leicht vor und zurück. Haffmeyer sah betreten zu Boden, und Fischer beobachtete ihren Chef. Hansen ließ Kerstin Wontarra ein paar Minuten Zeit, bevor er weiterfragte.
    »Gegen halb zwei ist er am Donnerstag zu Ihnen gekommen. Und dann?«
    Sie sah verblüfft hoch.
    »Ich meine: Wie lange ist er bei Ihnen geblieben?«
    »Kurz nach sieben hat er sich auf den Weg gemacht. Daheim wird pünktlich gegessen, immer vor der Tagesschau.« Sie lachte freudlos. »Und natürlich wollte er noch nach Salvatore sehen.«
    »Ist Ihnen irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen, nachdem Herr Ruff gegangen war?«
    »Nein, was sollte mir auch auffallen?«
    Hansen zuckte mit den Schultern.
    »Ich hab ein bisschen aufgeräumt, hab noch kurz ferngesehen, und dann bin ich früh schlafen gegangen. Am Freitag hatte ich Frühdienst, ich arbeite in Schongau im Krankenhaus.«
    »Sie haben also nichts Ungewöhnliches gehört oder beobachtet?«
    »Nein, nichts. Irgendwann am Abend, ich lag gerade im Bett, sind draußen zwei Mopeds oder Motorräder mit viel Getöse vorbeigefahren, direkt hier am Haus vorbei. Die Straße führt am Moor vorbei nach Steingädele, ins Nachbardorf. Ich nehme an, die Typen wohnen dort, ich hör diese Knatterkisten ab und zu mal in der Gegend, wahrscheinlich frisiert, was weiß ich. Aber sonst … Nein, ich habe nichts Ungewöhnliches bemerkt.«
    »War Herr Ruff irgendwie angespannt, als er Sie am Donnerstag besuchte?«
    »Der ist … der war manchmal etwas gestresst, aber hier ist das alles immer ganz schnell von ihm abgefallen. Irgendwann konnte er nicht mehr, aber was soll ich sagen: Er ist halt auch keine zwanzig mehr.«
    Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, dann wurden ihre Augen ganz feucht, und sie wischte sich mit dem Zeigefinger über die Nase.
    »Hatte er Sorgen, hatte er mit jemandem Streit?«
    »Na ja, finanziell steht der Pferdehof im Moment nicht so gut da, ich hatte aber nicht den Eindruck, dass er mehr Sorgen hatte als sonst.« Sie dachte nach. »Er hatte ein paar Schürfwunden am Rücken, an den Armen, an den Beinen – davon hatten sich welche sogar entzündet. Ich hab ihm Creme draufgeschmiert, aber dabei kam er schon wieder auf ganz andere Ideen … Ich habe ihn noch gefragt, was es mit den Wunden auf sich hat, und er hat erzählt, dass er bei der Arbeit im Stall unglücklich gestolpert sei und sich im Fallen an der Wand gestoßen habe. Für mich sah es zwar eher aus, als habe er mit jemandem gerauft, aber Thomas ist sechsundvierzig, der prügelt sich nicht mehr einfach so – aber wenn ich jetzt so darüber nachdenke …«
    »Mit wem könnte er sich denn geprügelt haben?«
    »Keine Ahnung. Übers Geschäft hat er am Donnerstag nicht mit mir gesprochen, und von einem Streit hat er auch nichts erzählt.«
    »Kennen Sie den Mitarbeiter der Ruffs, Klemens Pröbstl?«
    »Den Klemens können Sie aus Ihrer Liste der Verdächtigen streichen: Das ist ein Weichei, der tut keiner Fliege was zuleide – und der hat keinen Mumm, wenn es für ihn um etwas geht.«
    »Sie sagen das so, als hätten Sie sich mal über ihn geärgert.«
    »Ach, der wollte mal was von mir – aber getraut hat er sich nicht. Da ist der Thomas aus ganz anderem Holz geschnitzt. Mein Gott, der Klemens …« Sie zog ein verächtliches Gesicht und schüttelte den Kopf.
    »Wie lange ist das her,

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