Rosskur: Ein Allgäu-Krimi
vorzubereiten.«
»Vorzubereiten? Worauf denn?«
Haffmeyer zögerte kurz, dann zuckte er mit den Schultern.
»Keine Ahnung.«
Sein Blick strafte ihn Lügen, aber Hansen ließ es fürs Erste dabei bewenden und genoss während der Fahrt nach Burggen die Landschaft, die im Sonnenschein in kräftigen Farben leuchtete.
Ein gutes Stück vor dem Ort wies ein Schild mit der Aufschrift »Pferdehof Ruff« nach rechts in einen Feldweg, der bergauf durch ein kleines Waldstück führte. Nach knapp hundert Metern öffnete sich der Blick auf eine Wiese, die links und rechts von Bäumen gesäumt war. Linker Hand standen einige Gebäude, die sich unter den Waldrand zu ducken schienen. Das ausladende Wohngebäude war mit Holzbalkonen versehen, von denen Blumentröge mit üppig blühenden Geranien hingen.
Der geteerte Hof sah nicht besonders sauber aus. Anhänger und Gerätschaften aller Art standen herum, kreuz und quer über die gesamte freie Fläche verteilt. Haffmeyer stellte den Wagen hinter zwei verdreckten Pferdeanhängern ab, und Hansen deutete auf eine Stalltür, durch die er beim Heranfahren einen Mann mit Schubkarre hatte verschwinden sehen.
Als sie ausstiegen, kam der Mann wieder heraus und wischte sich die Hände an der Hose ab, während er mit schweren Schritten auf sie zuhielt. Dann schüttelte er den Kopf und musterte die beiden Männer mit einem abschätzigen Grinsen.
»Na, so bekommen Sie den Anhänger ja wohl nicht an Ihr Auto!«
Hansen sah ihn fragend an.
»Die Anhängerkupplung«, sagte der Mann und sah Hansen an, als sei der etwas schwer von Begriff. »Sie werden die Kupplung nicht an der Seite haben, oder?«
Er schnaubte ungeduldig und sah mit genervter Miene auf Hansen herab, den er fast um einen Kopf überragte.
»Stimmt«, versetzte Hansen trocken. »Aber hinten haben wir auch keine.« Damit zog er seinen Ausweis hervor und hielt ihn seinem verblüfften Gegenüber unter die Nase. »Das ist mein Kollege Haffmeyer, und Sie sind Herr Ruff?«
»Ja, der bin ich, wieso?«
»Wir sind wegen Ihres Bruders hier.«
»Hm«, brummte Hermann Ruff und verzog das Gesicht. »Warum überrascht mich das nicht?«
Hermann Ruff schien noch nichts vom Tod seines Bruders gehört zu haben. Er sah aus, als würde er gespannt darauf warten, was sein kleiner Thomas nun schon wieder ausgefressen hatte.
»Haben Sie einen Moment? Können wir vielleicht ins Haus gehen?«
»Typisch Thomas. Wenn er Scheiße baut, hat er plötzlich wieder einen Bruder. Na, meinetwegen, kommen Sie mit.«
Er drehte sich um und stapfte auf eine Scheuer zu, die sich etwas windschief an das Wohnhaus lehnte. Hansen und Haffmeyer folgten ihm, warteten aber vor der Holztür. Der Pferdehof lag still und menschenleer da, nur ab und zu war ein Schnauben aus einem der Stallgebäude zu hören, und irgendwo in der Ferne rumpelte ein Traktor vorbei.
Ruff verschwand in der Scheuer, aus dem halbdunklen Inneren war zu hören, wie er seine Stiefel irgendwohin schleuderte, dann knarrte eine Tür, und Ruffs Stimme polterte: »Ich dachte, Sie wollen rein? Kommen Sie endlich, ich hab heut auch noch was anderes vor.«
Die Tür schlug zu, und Schritte entfernten sich. Hansen betrat die Scheuer, sah sich kurz um und stieg schließlich über die verstreut liegenden Gummistiefel hinweg auf eine geschlossene graue Stahltür zu, die in Richtung Wohnhaus führte. Sie ließ sich nur schwer öffnen, dahinter befand sich ein mit schwarz-weißen Fliesen gekachelter Hausflur.
Als Hansen und Haffmeyer die große Essküche betraten, hatte es sich Ruff schon auf der Eckbank bequem gemacht. Er deutete auf zwei freie Stühle, auf dem ausladenden Holztisch standen Gläser und zwei Sprudelflaschen.
»Oder wollen Sie lieber einen Kaffee?«
»Ach, gerne, wenn es Ihnen keine Mühe macht«, sagte Hansen, bereute es aber sofort.
»Mir nicht«, murmelte Ruff und schrie aus voller Kehle: »Lara!«
Hansen zuckte zusammen, und keine Sekunde später stand eine kleine, etwas dickliche Frau im Zimmer, die ängstlich zu Ruff hinsah. Sie musste hinter der Tür gelauscht haben, die ins Nebenzimmer führte.
»Kaffee, dawai!«
Die Frau huschte zur Küchenzeile und hantierte eilig an der Kaffeemaschine herum.
»Ihre Frau?«, fragte Hansen.
»Ja«, brummte Ruff, zuckte mit den Schultern und machte eine Miene, als müsse er sich dafür entschuldigen.
Hansen stand auf und machte Anstalten, sich Frau Ruff vorzustellen.
»Das können Sie bleiben lassen«, rief Ruff ihm zu. »Die versteht Sie
Weitere Kostenlose Bücher