Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Titel: Rosskur: Ein Allgäu-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Seibold
Vom Netzwerk:
heilfroh war, nicht auch noch ein Mordopfer auf den Tisch zu bekommen, und von der für Kempten zuständigen Rechtsmedizin in Memmingen war auch kein Widerstand zu erwarten. Das restliche Team der Soko würde aus beiden Präsidien zusammengestellt werden.
    Stiller legte auf, lehnte sich gemütlich in seinem Sessel zurück und grinste Kripochef Huthmacher an.
    »So, Benedikt«, brummte er und wirkte sehr zufrieden, »jetzt sind alle auf Trab – und ich mach uns erst mal einen Kaffee, ja?«
    »Nein, nein, lass mal, Franz. Ich geh schon.«
    Damit war Huthmacher auch schon im Vorzimmer verschwunden, und in das Klappern der Tassen und das Brummen der Maschine mischte sich das herzhafte Lachen von Polizeipräsident Stiller. Er wusste, dass sein berühmt-berüchtigt dünner Kaffee von allen im Präsidium nur »stilles Wasser« genannt wurde.
    Zu Marlene Ruff nahm Hansen die Kollegin Fischer mit, während er Kerricht in Haffmeyers Begleitung noch einmal losschickte: Die beiden sollten die Gründler, die entlang der Strecke wohnten, auf der die Leiche vermutlich ins Moor geschafft worden war, noch einmal konkret nach allem befragen, was ihnen am Donnerstagabend oder in der Nacht auf Freitag aufgefallen war – Kerstin Wontarra sollten sie dabei natürlich auslassen.
    Als Hansen den Wagen vor dem Wohnhaus ausrollen ließ, stand Marlene Ruff gerade in der Küche. Als die beiden Beamten ausstiegen, war sie bereits in der Haustür.
    »Haben Sie etwas Neues für mich?«, fragte sie, und die Angst vor einer schlechten Nachricht schwang in ihrem Tonfall mit. Sie wirkte übernächtigt, und die Sorge um ihren verschwundenen Mann hatte ihr die Lust auf patzige Bemerkungen offenbar gründlich vergällt.
    »Lassen Sie uns hinein?«, fragte Hansen nur.
    Sie öffnete den Mund, schloss ihn wieder, dann wurde ihr klar, dass ihre schlimmsten Befürchtungen eingetreten waren. Sie ging voran ins Wohnzimmer. Auf dem Sofa zog sie die Füße heran und umklammerte ihre Knie mit den Armen.
    »Ist er tot?«
    Hansen und Fischer setzten sich ihr gegenüber auf die beiden Polstersessel.
    »Ja«, sagte Hansen. »Leider. Er wurde vorhin gefunden.«
    Stille breitete sich im Zimmer aus. Zwei Minuten Pause dehnten sich zu einer kleinen Ewigkeit.
    »Wo?«
    »Drüben im Moor, im Premer Filz.«
    Ein trauriges Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Also näher bei ihr als bei mir. Wie ist er gestorben?«
    »Das müssen wir noch herausfinden. Bisher haben wir eine Zeugenaussage, dass ihn zwei Männer von der Lechbrücke gestürzt haben – aber als meine Kollegen in der Nacht am Lechufer nach ihm gesucht haben, lag er dort nicht mehr. Die beiden Männer werden ihn im Lauf des Abends ins Moor geschafft haben – wie und wann genau, wissen wir noch nicht.«
    Sie schluckte, nahm sich ein Taschentuch und tupfte sich die Augen trocken.
    »Also wieder an ihrem Haus vorbei«, murmelte sie dann. »Haben Sie es ihr auch schon gesagt?«
    »Ja, sie weiß es schon.«
    »Noch vor mir?« Marlene Ruff schnellte vom Sofa hoch und funkelte Hansen und Fischer abwechselnd an. »Sie sagen es dieser Schlampe eher als mir? Mir, seiner Ehefrau?«
    »Frau Wontarra war zufällig im Moor unterwegs, als wir dort gerade die Leiche Ihres Mannes untersuchten. Sonst hätten wir natürlich zuerst Sie …«
    »Die war im Moor? Hat Sie Thomas schon sehen dürfen?«
    »Nein.«
    »Na, wenigstens das nicht.«
    Sie ging aus dem Wohnzimmer, nahm eine dünne Jacke vom Haken und stand dann wieder in der Tür.
    »Also los«, sagte sie, »worauf warten wir noch? Fahren Sie mich jetzt sofort da raus, ich will zu meinem Mann.«
    »Das ist keine so gute Idee, Frau Ruff, glauben Sie mir.«
    »Ich will meinen Mann sehen! Jetzt!«
    »Bitte, Frau Ruff, ersparen Sie sich das. Ihr Mann lag mit dem Gesicht nach unten im Wasser, zwei Tage lang.«
    »Das ist mir egal: Ich will ihn jetzt sehen!«
    »Der Bestatter ist vorhin gerufen worden«, warf Hanna Fischer ein. »Vermutlich hat der Ihren Mann schon in die Rechtsmedizin gebracht.«
    »Fahren Sie mich jetzt bitte zum Moor, sonst fahre ich selber. Und wenn der Bestatter schon fort ist, fahren Sie mich zur Rechtsmedizin. Ich muss ihn doch sowieso irgendwann identifizieren. Oder soll das lieber Kerstin Wontarra machen?«
    Hansen stand auf. »Meinetwegen, dann kommen Sie. Und wenn der Bestatter schon abgefahren ist, lasse ich Sie mit einem Streifenwagen nach München in die Rechtsmedizin bringen, wenn Sie das möchten.«
    »Danke.«
    Hanna Fischer hatte fast richtig

Weitere Kostenlose Bücher