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Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Titel: Rosskur: Ein Allgäu-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Seibold
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schon sprichwörtlich für ihre Verhandlungswut.« Er lachte. »Und Thomas war ohnehin der Typ dafür: immer noch einen kleinen Deal hier und einen Nebendeal dort. Hat mir immer gut gefallen mit ihm, auch wenn wir nicht oft ins Geschäft gekommen sind. Er war halt nicht allzu flüssig.«
    »Und wie konnte er sich dann Salvatore leisten?«
    »Ach, ich glaube, Sie machen sich falsche Vorstellungen von den Preisen, die da aufgerufen werden. Da geht’s in unserer Liga nicht um Millionen oder um Hunderttausende. Einen Totilas hatte ich hier bisher noch nicht.«
    »Totilas? Sie meinen diesen Wunderhengst, der mal in der Zeitung stand?«
    »Ja, genau den. Der stellte 2010 mit mindestens zehn Millionen Euro Kaufsumme einen neuen Rekord als teuerster Dressurhengst der Welt auf.«
    »Klingt gut.«
    »Ja, ist aber die Ausnahme. Einen normalen, gut gebauten und einigermaßen vernünftig einzusetzenden Deckhengst bekommen Sie als Arabervollblut schon ab fünf- oder sechstausend Euro.«
    »Wenn ich mir überlege, wie viel Hoffnung Thomas Ruff offenbar in Salvatore gesetzt hat, muss der doch teurer gewesen sein. Wenn ein solcher Hengst ein ganzes Gestüt finanziell retten soll, hat er doch großes Potenzial – und das lassen Sie sich doch sicher bezahlen, oder irre ich mich da?«
    »Nein, das sehen Sie schon richtig: Ich versuche natürlich einzuschätzen, was das jeweilige Pferd für meinen Käufer wert sein könnte – und das spiegelt sich in dem Preis wider, den ich fordere.«
    »Und wenn Sie wissen, wie sehr Herrn Ruffs Erfolg von diesem Pferd abhängt, macht das die Sache wohl auch nicht billiger.«
    »Vorsicht, Herr Hansen! Unterstellen Sie mir nicht, dass ich meine Käufer bescheiße oder dass ich Notsituationen ausnutze!« Plötzlich war alles Gemütliche und Entspannte an Schwabinger verschwunden. Obwohl er scheinbar lässig an der Rückenlehne lümmelte, waren seine Augen doch schmal und sein Blick stechend geworden.
    »War nicht so gemeint, Herr Schwabinger. Würde Ihnen ein solcher Ruf in der Branche sehr schaden?«
    »Und ob!« Schwabinger schaute schon wieder etwas weniger grimmig drein.
    »In welcher Höhe muss ich mir Salvatores Preis denn vorstellen?«
    »Natürlich höher als ein paar Tausend Euro. Der Preis hängt von der Abstammung ab, von den Erfolgen und vom allgemeinen Zustand des Tiers. Es kommt darauf an, wozu der Käufer das Pferd einsetzen will und wozu es sich am besten eignet. Salvatore war und ist für die Zucht gedacht, Thomas hätte ihn gleich in den nächsten Wochen als Privatbeschäler einsetzen können.«
    »Als was?«
    Schwabinger quittierte den verblüfften Gesichtsausdruck des Kommissars mit einem herzhaften Lachen. »Ich glaube, ich sollte mal ganz vorne beginnen, oder?«
    Hansen zuckte mit den Schultern.
    »Ich tu jetzt mal so, als hätten Sie von der Pferdezucht im Allgemeinen und von der Vollblutzucht im Besonderen keinen blassen Schimmer, einverstanden?«
    »Einverstanden«, meinte Hansen und grinste. »Das trifft es ziemlich genau.«
    Schwabinger nickte anerkennend. »Das finde ich sehr angenehm, dass Sie sich nicht mit angelesenem Halbwissen durchlavieren wollen, sondern geradeheraus zugeben, keine Ahnung vom Metier zu haben.«
    »So ist es ja auch, und Sie hätten es ja ohnehin gleich gemerkt.«
    »In der Zucht erhofft man sich, die besten genetischen Anlagen einer Erblinie zu bewahren, vielleicht sogar in Kombination mit einer anderen Erblinie zu verstärken. In Salvatores Fall war das das Tempo, das er gehen kann, und sein Körperbau, der sich vor allem für Pferderennen eignet. Außerdem hat er bei allen Hengstschauen, an denen er teilgenommen hat, sehr gute Punktzahlen in der Typnote bekommen – da geht es um die Form von Hals und Kopf, manche Züchter schauen nur noch darauf. Nun gibt es zwei Möglichkeiten, mit guten Erbanlagen Geld zu verdienen. Sie lassen sich dafür bezahlen, dass Ihr Hengst die Stuten anderer deckt – da bekommen Sie das Geld, und der Besitzer der Stute bekommt das Fohlen. Oder Sie besitzen selbst eine geeignete Stute, die natürlich ebenfalls aus einer guten Linie stammen sollte, oder Sie nehmen sich eine entsprechende Stute als Leihmutter – dann gehört das Fohlen später Ihnen, und Sie können hoffen, mit dem Verkauf des Fohlens Geld zu verdienen. Das bindet, vor allem wenn Sie auch die Stute besitzen, mehr Kapital, bietet finanziell die größeren Chancen – dafür liegt aber auch das komplette Risiko bei Ihnen.«
    »Wenn das Fohlen nicht den

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