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Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Titel: Rosskur: Ein Allgäu-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Seibold
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und …«
    »Nein, danke, Herr Schwabinger, das lassen wir lieber. Ich hab’s nicht so mit Witzen. Vielen Dank für die umfassenden Informationen. Herr Haffmeyer, kommen Sie bitte?«
    Der Kollege wirkte etwas enttäuscht, offenbar hatte er sich schon auf den Witz gefreut. Er machte eine bedauernde Geste gegenüber Schwabinger, der die beiden daraufhin mit einem kräftigen, diesmal trockenen Händedruck verabschiedete.
    Kurz vor Kempten bekam Hansen einen Anruf von Scheithardt, der ihm erzählte, dass die Rechtsmedizinerin ihren Bericht fertig habe und anbiete, noch heute Nachmittag die wichtigsten Erkenntnisse mit der Kripo durchzusprechen. Der Soko-Leiter bat Hansen, von seinem Termin bei Memmingen aus direkt in die Rechtsmedizin nach München zu fahren.
    Damit war der ursprüngliche Plan hinfällig, Ruffs Witwe zu besuchen und sie zu befragen, woher ihr Mann das Geld für den Kauf von Salvatore gehabt hatte. Irgendwo musste das Geld herkommen, von dem das Ehepaar lebte – und mit der Decktaxe allein warf so ein Hof ja wohl kaum genug ab. Haffmeyer versuchte während der Fahrt, mit Marlene Ruff einen Termin für den folgenden Vormittag zu verabreden, aber es ging niemand ans Telefon.
    »Kein AB dran?«, fragte Hansen nach.
    Haffmeyer schüttelte den Kopf.
    »Kein Wunder, dass der Pferdehof nicht so besonders gut läuft. Meine Güte, Montag am späten Nachmittag, und niemand ist zu erreichen!«
    Die Fahrt nach München verlief erfreulich reibungslos. Vor dem Eingang zum Rechtsmedizinischen Institut stand Resi Meyer und biss gerade in ein belegtes Brot.
    »Leberwurst?«, fragte Haffmeyer und grinste.
    »Nein, danke«, versetzte sie mit vollem Mund. »Da ist kalter Braten drauf, mit Innereien hatte ich heute schon genug zu tun.«
    Hansen lächelte ein wenig gezwungen, Scherze über Leichenteile schlugen ihm immer auf den Magen.
    »Wollen wir?«, fragte Meyer und ging in flottem Tempo voran. Wenig später standen sie in einem Sektionssaal, und die Rechtsmedizinerin präsentierte ihnen Ruffs Leichnam.
    »Ihre Kollegen von der Kriminaltechnik waren schon hier, als ich die Obduktion durchgeführt habe. Sie haben Proben genommen und die Verletzungen mit den Gegebenheiten unter der Lechbrücke verglichen – mir fällt nichts ein, was dagegen spricht, dass er von der Brücke fiel und unten in jenem Bereich des Ufers aufschlug, in dem Sie diesen Knopf und die Blutreste unter dem Stein gefunden haben.«
    Sie deutete auf die verletzten Stellen im Gesicht und auf einige Schrammen und Verletzungen an den Unterarmen.
    »Im Fallen muss er noch bei Bewusstsein gewesen sein, sonst hätte er nicht versucht, den Aufprall mit den Armen abzumildern. Geholfen hat es ihm nicht viel, der steinige Untergrund hat ihm sofort das Licht ausgeknipst. Da muss auch ordentlich Blut auf dem Boden gewesen sein – die Täter haben sich viel Mühe gegeben, die Spuren zu beseitigen. Als sich Ihre Kollegen direkt in der Nacht dort unten umsahen, haben sie deshalb nichts entdeckt – und dass Sie den kleinen Fleck, der von den Tätern übersehen wurde, überhaupt entdeckt haben, ist auch bei Tageslicht nicht selbstverständlich.«
    Sie machte ein paar Schritte an der Leiche entlang und lenkte die Aufmerksamkeit ihrer Gäste auf die Oberschenkel des Toten.
    »Sehen Sie diese abgeschürften Stellen hier? Ich bin mir ziemlich sicher, wie die entstanden sind.« Damit trat sie ein paar Schritte vom Sektionstisch weg. »Kommen Sie mal, Herr Haffmeyer?«
    Er ging zu ihr hin.
    »Und nun gehen Sie doch mal bitte langsam zwei, drei Schritte – und nicht erschrecken!«
    Während Haffmeyer vorwärtsging, griff die Rechtsmedizinerin ihm blitzschnell von hinten durch die Beine, umschloss seinen linken Oberschenkel mit den Armen und schob ihn kräftig nach oben. Er sah völlig perplex zu ihr hinunter und hatte seine liebe Not, das Gleichgewicht nicht zu verlieren.
    »Entschuldigen Sie bitte den Überfall, Herr Haffmeyer«, sagte Resi Meyer, als sie ihr verblüfftes Opfer losgelassen hatte. »Aber ich habe den Überraschungseffekt gebraucht.«
    Hansen verkniff sich ein Grinsen.
    »Stellen Sie sich vor, Thomas Ruff ist auf dem Heimweg und befindet sich auf der Brücke«, fuhr sie fort. »Von vorn kommt ein Mann auf ihn zu, hält ihn auf und lenkt ihn ab. Vielleicht unterhalten sich die beiden, keine Ahnung. Inzwischen kommt von hinten ein zweiter Mann heran, Ruff bemerkt ihn nicht, will wieder losgehen, macht einen Schritt – und schwups, greift ihm der andere von

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