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Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Titel: Rosskur: Ein Allgäu-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Seibold
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nächsten Soko-Besprechung um zehn wollten sie versuchen, mit Marlene Ruff und den Anwohnern der Lechbrücke zu reden. Hansen hatte die Witwe des Pferdezüchters kurz nach sieben endlich ans Telefon bekommen, sie klang müde, versprach aber, im Haus auf ihn zu warten.
    Während sie die schmale Straße am Lechbrucker Ortsrand entlangfuhren, ließ Hansen den Blick schweifen. Linker Hand lag malerisch das Lechtal unter ihnen, rechts der Straße waren einige hübsche Wohnhäuser zu sehen, und weiter oben duckte sich ein Café unter den Bäumen eines kleinen Waldstücks. Schließlich bog Haffmeyer in die Einfahrt zu »Ruffs Rossparadies« ein.
    Marlene Ruff saß auf der Bank vor ihrem Haus, Klemens Pröbstl saß neben ihr, eine Zigarette in der Hand, und redete auf sie ein. Als er das Auto heranfahren hörte, stand er auf und machte sich in Richtung Stall davon.
    »Wann fängt Herr Pröbstl denn morgens mit der Arbeit auf dem Hof an?«, wollte Hansen von Ruffs Witwe wissen, während sie ins Haus gingen.
    »Normalerweise zwischen sieben und acht, aber er ist gestern Abend auf dem Hof geblieben. Ich konnte ihn nicht davon abbringen, hier zu übernachten. Der Klemens macht sich Sorgen um mich, das tut natürlich gut, aber ich finde, dass er es etwas übertreibt.«
    Fischer und Haffmeyer sahen sich verblüfft an, und Hansen fragte nach: »Hat er denn hier auf dem Hof ein Zimmer?«
    »Über dem vorderen Stall gibt es ein paar Räume, die früher mal für Saisonarbeiter gedacht waren, aber seit wir nur noch mit Pferden arbeiten … Wir haben die Zimmer inzwischen ganz hübsch hergerichtet, ab und zu hat eine Praktikantin mal dort droben geschlafen, und im kommenden Jahr wollten wir sie an Feriengäste vermieten. ›Urlaub im Rossparadies‹ – die Flyer sind schon gedruckt, ich kann Ihnen gerne einen mitgeben.«
    Sie zog ein beidseitig bedrucktes A4-Blatt aus einer Schublade und drückte es Hansen in die Hand. Das Papier war etwas dicker als normales Kopierpapier, aber der schwarz-weiß bedruckte Zettel wirkte dennoch reichlich provisorisch.
    »Mehr können wir uns gerade nicht leisten«, sagte Marlene Ruff, die seinen Blick richtig gedeutet hatte, und zuckte mit den Schultern. »Aber wir wollen ja ohnehin nicht die Hochglanzgäste hierherlocken – da passt dieser selbst gemachte Zettel vielleicht ganz gut.«
    In der Wohnküche hing ein leichter Geruch von Zigarettenqualm in der Luft. Auf dem Tisch stand ein Aschenbecher mit zwei Kippen.
    »Sie rauchen?«, fragte Hansen.
    »Thomas hat mir den Mist abgewöhnt, aber jetzt stört es ihn ja nicht mehr – und irgendwie war mir heute früh nach einer Zigarette.«
    »Hatten Sie denn welche im Haus, als Nichtraucherin?«
    »Nein, Klemens hat mir eine gegeben.«
    Hansen überlegte schon, wie er noch einmal halbwegs taktvoll danach fragen konnte, ob Klemens Pröbstl nicht vielleicht doch hier im Haus übernachtet hatte, da sprach sie schon weiter.
    »Zum Frühstück ist er aus dem Stall rübergekommen. Er hatte schon eine Stunde gearbeitet, als ich aufstand. Ich glaube, den Klemens treibt der Tod meines Mannes auch ganz schön um. Wir haben dann Kaffee getrunken, geraucht und einfach mal eine Weile gequatscht. Hat gutgetan. Und dann haben ja auch schon Sie angerufen.«
    Sie stand auf, leerte den Aschenbecher aus und kehrte an ihren Platz zurück.
    »Komisch, ich kann diesen Aschegeruch gar nicht mehr leiden.« Sie lächelte matt. »Und was wollen Sie jetzt eigentlich von mir wissen?«
    »Zum einen wollte ich Sie fragen, ob Sie mich mal über den Hof führen könnten. Ich würde gerne ein Gefühl dafür bekommen, wie ein solches Gestüt funktioniert, was für Arbeiten anfallen, wo da die Einnahmen herkommen.«
    »Das müsste Klemens übernehmen, aber der ist heute Vormittag etwas im Stress, er hat nachher noch einen Termin.«
    »Und Sie könnten mir den Hof nicht zeigen? Sie sind doch die Chefin.«
    »Ich mag keine Tiere. Und in den Stall …« Sie lachte, aber es klang nicht fröhlich. »Fast hätte ich gesagt: In den Stall bringen mich keine zehn Pferde!«
    »Sie mögen keine Tiere, aber Sie haben einen Pferdehof?«
    »Thomas hatte den Pferdehof. Ich hab mich nur um den Bürokram gekümmert, und Thomas wusste, dass ich mit dem ganzen Viehzeug nichts zu tun haben will. Diese ganzen Hühner und Kühe, die meine Eltern gehalten haben, die paar Pferde und Ziegen haben mir die Jugend versaut – damit bin ich durch, um ehrlich zu sein. Thomas wollte so gerne ein paar Hunde haben, das

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