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Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Titel: Rosskur: Ein Allgäu-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Seibold
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zu lang wurde.
    »Nichts Besonderes«, sagte Frau Schwarzacker. »Die beiden Kleinen schlafen halt im Moment sehr schlecht.«
    »Im Moment?«
    »Na ja, ich muss zugeben: Der Moment dauert schon gut zwei Monate an.« Sie grinste müde.
    »Sind Ihre Kinder denn krank?«
    »Nein, wieso?«
    »Na, wenn sie nicht schlafen können …«
    »Sie haben keine Kinder, oder?«
    »Nein«, sagte Hansen, und angesichts des Chaos um ihn herum war er darüber gerade auch recht froh.
    »Das klappt halt mal, und mal klappt es nicht. Bei unseren Zwillingen ist es natürlich besonders toll: Schläft der eine endlich, wacht der andere auf – und weckt seinen Bruder mit seinem Geschrei, und schon geht alles von vorne los. Freunde von uns haben ebenfalls Zwillinge – und die schlafen schon im sechsten Jahr in getrennten Zimmern, und jeder hat eines der Kinder bei sich im Bett.«
    Hansen schüttelte den Kopf und tauschte einen genervten Blick mit Haffmeyer. Als er zu Hanna Fischer hinübersah, bemerkte er, dass die Kollegin ganz verträumt zwischen den beiden kleinen Jungs hin und her sah.
    »Und wie kommt es, dass Ihr Mann hier am helllichten Dienstag auf dem Sofa schlafen kann? Hat er Urlaub?«
    »Sozusagen. Er ist im Außendienst, verkauft Nahrungsergänzungsmittel und Aufbaupräparate an Fitnessstudios, und als es vor zwei Wochen besonders schlimm wurde mit den beiden Jungs, hat er mit seinem Chef gesprochen. Jetzt fährt ein Kollege seine Tour zum Teil mit, und Marco versucht per Telefon und Computer von zu Hause aus das Wichtigste am Laufen zu halten. Das Geld brauchen wir ja, wir haben erst gebaut, da können wir uns einen richtigen unbezahlten Urlaub gar nicht leisten.«
    »Und seit zwei Wochen geht er nicht mehr zur Arbeit?«
    »Wie gesagt: Er sitzt ab und zu oben in seinem Arbeitszimmer und hält den Kontakt mit den Kunden, aber rausgefahren ist er seither nicht mehr, das stimmt.«
    »Ist er denn den ganzen Tag daheim?«
    Sie sah ihn fragend an. »Wollen Sie etwa abklopfen, ob Marco ein Alibi hat?«
    »Wir müssen wissen, wo ihr Mann in den vergangenen Tagen war. Vor allem der vergangene Donnerstag interessiert uns: von etwa sechs Uhr abends an und die gesamte Nacht auf Freitag.«
    Sie schüttelte den Kopf, als könne sie seine Frage nicht fassen.
    »Frau Schwarzacker, bitte!«
    »Wir wechseln uns hier tatsächlich Tag und Nacht mit den Kindern ab, kümmern uns rund um die Uhr um die beiden Kleinen. Meine Eltern sind ziemlich krank, die brauchen eher unsere Hilfe, als dass sie uns beistehen könnten. Und Marcos Eltern sind schon gestorben, die hatten vor einigen Jahren einen Autounfall. Wenn ich mal Pause habe, lege ich mich sofort hin und versuche so viel zu schlafen, wie es geht. Und Marco macht das meistens genauso, nur manchmal schnürt er die Laufschuhe und geht joggen.«
    »Und wie lange ist er dann üblicherweise unterwegs?«
    »Eine Stunde, vielleicht auch mal etwas mehr. Aber seit die Kinder da sind, ist er nicht mehr so fit wie früher. Ich glaube, dass er nicht mehr die ganze Zeit durchrennt, sondern sich auch mal irgendwo im Wald hinsetzt oder ein Stück geht.«
    Hansen wunderte sich schon, wie leichthin sie Lücken im Alibi ihres Mannes eingestand, und noch mehr wunderte er sich über ihr siegesgewisses Lächeln, das nun auf ihrem Gesicht erschien. Aber er wunderte sich nicht lange.
    »Und von Donnerstag an war Marco bis Freitagnachmittag im Krankenhaus. Tom hatte gar nicht mehr aufgehört mit Schreien, und irgendwann wussten wir uns nicht mehr anders zu helfen und sind zum Kinderarzt – der hat zwar nichts gefunden, hat uns aber sicherheitshalber nach Schongau ins Krankenhaus geschickt, um Tom mal über Nacht beobachten zu lassen. Marco ist mit ihm hingefahren und über Nacht dort geblieben, ich war so lange mit Tim hier.«
    »Das ist gut, danke«, sagte Hansen.
    Natürlich würden sie das alles nachprüfen müssen, aber mit einem solchen Alibi sollte Marco Schwarzacker aus dem Schneider sein – er hatte offensichtlich auch so schon mehr als genug am Hals. Blieb noch die Frage nach dem Motorrad drunten vor dem Haus.
    »Da müssen Sie wirklich meinen Mann fragen.«
    Hansen musste nicht lange warten. Schwarzacker gähnte mit geschlossenen Augen, dann blinzelte er zwei-, dreimal, setzte sich aufrecht hin und sah in die Runde.
    »Wer sind Sie denn alle?«
    »Kripo Kempten. Mein Name ist Hansen, und das sind meine Kollegen Fischer und Haffmeyer.«
    »Aha. Und worum geht’s?«
    »Thomas Ruff wurde von der Lechbrücke

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