Rosskur: Ein Allgäu-Krimi
gestoßen, der war Pferdezüchter drüben in Lechbruck.«
»Den kenn ich«, sagte er nur, hinter seiner Stirn schien es fieberhaft zu arbeiten.
»Und er war der Freund von Kerstin Wontarra, wie Sie sicher auch wissen.«
Schwarzackers Körper verkrampfte sich, und er hatte offensichtlich große Mühe, sich unter Kontrolle zu halten. Schließlich bettete er sehr sanft das Kind von seinem Arm auf eine der Decken neben sich, stemmte seine riesigen Pranken auf die Oberschenkel und beugte sich nach vorn.
»Glauben Sie, ich hab mit dieser Geschichte was zu tun?«
Schwarzackers Stimme vibrierte vor Zorn, seine Frau legte ihm die Hand auf den Unterarm.
»Marco, sie wissen schon, dass du in der Zeit mit Tom im Krankenhaus warst.« Sie sah zu Hansen hin. »Ruff wurde doch am Donnerstagabend oder in der Nacht auf Freitag von der Brücke gestoßen, oder?«
»Am Donnerstagabend, ja«, sagte Hansen.
Mittlerweile war Schwarzacker aufgestanden und wirkte in voller Größe nun doch recht bedrohlich.
»Sind Sie eigentlich total irre?«, rief er. »Sie kommen hierher, hocken in meinem Wohnzimmer herum, während ich schlafe, total erschöpft von unseren Kindern, und Sie fragen meine Frau allen Ernstes, ob ich ein Alibi für den Mord an diesem Arschloch habe?«
»Bitte, Marco!« Frau Schwarzacker sah ihren Mann ängstlich an.
»Ist doch wahr! Raus hier!«
»Wir gehen gleich«, antwortete Hansen. »Aber eine Frage haben wir noch: Ihre Frau erwähnte, dass das Motorrad, das unten vor dem Haus steht, zuletzt weg war – aber Genaueres, meinte sie, könnten nur Sie uns dazu sagen.«
»Ach, der Göppel ist wieder da? Schön.«
»Wo war er denn?«
»Woher soll ich das wissen? Weg war er halt, und jetzt ist er wieder da. Haben Sie doch gerade selbst gesagt.«
»Wie lange war das Motorrad denn weg?«
Schwarzacker zuckte mit den Schultern.
»Denken Sie bitte nach«, bat ihn Hansen. »Und setzen Sie sich doch wieder hin. Es ist lästig, ständig zu Ihnen hinaufschauen zu müssen. Außerdem …« Hansen grinste leicht. »Außerdem wissen Sie wahrscheinlich selbst sehr gut, dass das recht bedrohlich wirkt – Sie da in voller Größe und mit dem knappen Unterhemd und all den Muskeln.«
Erst quittierte der Mann Hansens Bemerkung mit einem stechenden Blick aus zusammengekniffenen Augen, aber als Hansen unverändert freundlich dreinschaute, schlich sich auch bei ihm ein Grinsen aufs Gesicht, und er setzte sich langsam wieder hin. Hanna Fischer räusperte sich, und Haffmeyer atmete leise wieder aus.
»Besser so?«, fragte Schwarzacker im Sitzen und strich ganz nebenbei mit seiner Pranke sanft und zärtlich über den Kopf des schlafenden Kindes.
»Ja, viel besser, danke. Wie lange war das Motorrad also weg?«
»Paar Tage, vielleicht seit Dienstag oder Mittwoch vergangener Woche – ich kann es Ihnen wirklich nicht genauer sagen. Ich benutze das Ding seit Langem nicht mehr, und wenn ich zum Fenster raussehe, ist es entweder von unserem einen Wagen oder vom anderen oder von beiden verdeckt. Ist ja nicht besonders groß, die alte Kiste.«
»Und warum, glauben Sie, hat der Dieb das Motorrad wieder zurückgebracht?«
»Wieso Dieb? Das muss niemand klauen, der Schlüssel klemmt unter dem Sattel, und wer das Ding braucht, nimmt es sich halt und bringt es dann wieder. Das Moped haben meine Kumpels und ich immer schon gemeinsam genutzt.«
»Ach so, ich dachte, das ist ein Motorrad und kein Moped.«
»Natürlich ist es ein Motorrad, aber ich sag schon immer Moped dazu – ich glaub, das machen viele Motorradfahrer.«
»Und wer sind diese Kumpels, mit denen Sie sich dieses … Moped teilen?«
»Axel, Klaus, Korbi, Holger und Assi.«
»Sie haben sicher auch die vollständigen Namen. Wir müssten mit Ihren Freunden nämlich klären, wo Ihr Motorrad am Donnerstag und Freitag benutzt wurde.«
»Sie meinen …?«
Hansen nickte.
»Das Kennzeichen«, schaltete sich Haffmeyer ein, »ist offenbar erst vor Kurzem verschmutzt worden. Nachher werden sich ein paar Kollegen von der Spurensicherung das Motorrad noch genauer ansehen. Möglicherweise nehmen wir es auch mit nach Kempten. Wir suchen im Zusammenhang mit dem Mordfall nach einem Motorrad, da müssen wir uns Ihres natürlich auch ganz genau ansehen.«
»Könnten Sie mir die Namen Ihrer Kumpels sagen«, fasste Hansen nach, »und vielleicht auch den Wohnort?«
»Axel Röhm wohnt hier in Urspring, Klaus Wulfgartner drüben in Steingaden. Korbi … ich meine: Korbinian Hauser wohnt in
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