Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Titel: Rosskur: Ein Allgäu-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Seibold
Vom Netzwerk:
ich. Und was passiert mit dem Hof, jetzt, wo Ihr Chef tot ist?«
    »Marlene hatte ihn ja ursprünglich von ihren Eltern geerbt – vielleicht will sie ihn weiterbetreiben.«
    »Ich hatte nicht den Eindruck, dass sie mit Pferden viel anfangen kann. Mir sagte sie, dass sie Tiere generell nicht mag – da dürfte es eher schwierig sein, ein Gestüt zu betreiben, meinen Sie nicht?«
    Klemens sah erstaunt aus, das war offenbar neu für ihn, aber er fing sich schnell wieder. »Na, mich hat sie ja auch noch, ich helf ihr da schon, wenn sie will. Und das weiß sie auch.«
    »Ja«, sagte Hansen, nickte ihm knapp zum Abschied zu und stapfte zum Wohnhaus zurück.
    Klemens Pröbstl sah ihm nach und fragte sich, was genau der Kommissar mit seinem letzten Wort gemeint hatte. Doch er konnte seinen Gedanken nicht lange nachhängen: Sein Handy klingelte.
    Die Nummer des Anrufers war unterdrückt, und die Stimme war auch diesmal nur ein heiseres Zischen.
    »Wenn du dem Bullen irgendeinen Scheiß erzählt hast, kannst du schon mal zur Lechbrücke rübergehen.«
    Dann wurde die Verbindung auch schon unterbrochen.
    Zitternd steckte Klemens das Telefon wieder weg.
    Als Hansen nach Hause kam, sah er sich um und war fast enttäuscht, dass er den Kater nicht entdeckte.
    Erstaunlich, dachte er, wie schnell man sich an ein Tier gewöhnen kann – selbst wenn es kein besonders sympathisches ist.
    Auf dem Küchentisch stand ein Körbchen frischer Erdbeeren, darunter klemmte ein Zettel mit lieben Grüßen von seiner Vermieterin und der Ankündigung, sie werde ihn heute im Verlauf des Abends noch anrufen.
    Das Klingeln störte mitten in den Nachrichten.
    »Herr Hansen«, begann Walburga Lederer ohne Umschweife, »ich mache mir Sorgen um Ignaz.«
    »Warum das denn?«
    »Ich weiß nicht, was er hat, aber als ich heute Vormittag bei Ihnen nach dem Rechten geschaut habe, war er erst nicht zu sehen, und als ich ihn dann doch entdeckte, hockte er völlig verschreckt unter einem der Büsche und wollte auf gar keinen Fall herauskommen.«
    Hansen gönnte sich ein Grinsen, versuchte aber seiner Stimme einen möglichst mitfühlenden Tonfall zu verleihen.
    »Und was, glauben Sie, könnte dem armen Kater so zu schaffen machen?«
    »Keine Ahnung, Herr Hansen, das ist es ja. Vielleicht könnten Sie ein Auge auf ihn haben? Wer weiß, womöglich plagt ihn einer aus der Gegend, quält ihn, erschreckt ihn – Sie glauben ja nicht, wozu Menschen den armen Kreaturen gegenüber alles fähig sind.«
    »Oh doch, Frau Lederer …«
    »Frau Walburga, bitte, Sie sollen doch Frau Walburga zu mir sagen.«
    »Gerne, liebe Frau Walburga, und ich weiß sehr gut, was Sie meinen.« Das war nicht einmal gelogen.
    »Haben Sie bitte ein Auge auf Ignaz, ja?«
    »Aber sicher, sogar zwei.«

Mittwoch, 12. Juni
    Hansen saß in seinem Büro und beriet sich mit Fischer und Haffmeyer.
    »Ich wüsste gern, wer sonst noch in der Gegend ein Geländemotorrad hat«, sagte er. »Wir könnten natürlich die Liste aller gemeldeten Maschinen durchgehen, aber vielleicht gibt es jemanden, der sich mit den Motorrädern und ihren Fahrern auskennt?«
    Haffmeyer wusste Rat: Er erzählte von einer Gruppe Motorradfahrer, die sich einmal wöchentlich in einem Burggener Gasthof trafen, und zwar immer mittwochs. Damit stand auch schon fest, wo Hansen mit den beiden Kollegen seinen Arbeitstag beschließen würde.
    Der Gasthof Kiefl lag ein wenig abseits. Vom Vorplatz konnte man den Ort Burggen schön überblicken. Hansen, Haffmeyer und Fischer traten sich unter dem Vordach die Schuhe ab und gingen hinein.
    Drinnen dudelten Oldies, es war das Klappern von Besteck und Geschirr zu hören, und am Stammtisch saß eine Handvoll Männer, die auf den ersten Blick verwegen wirkten. Die drei Kripobeamten setzten sich an einen freien Tisch, von dem aus sie den Stammtisch gut einsehen konnten, und bestellten Getränke.
    Die Tür schwang auf, und zwei Typen stapften herein, beide in schwarzen Lederhosen und Motorradstiefeln. Über die schwarze Lederjacke hatten sie ärmellose Jeansjacken gezogen, die an den Nähten ausfransten.
    »He, du Schwabbel«, dröhnte der Ältere der beiden und stupste im Vorübergehen Hanna Fischer mit dem Zeigefinger unsanft an die Schulter. Seine Lederjacke stand vorne offen, darunter schwappte ein strammer Bierbauch. »Wenn ich vom Pissen wiederkomme und dich noch immer hier sitzen sehe, kann ich gleich kotzen gehen.«
    Hansen war kurz sprachlos, dann sprang er auf, um dem Mann, der schon ein

Weitere Kostenlose Bücher