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Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Titel: Rosskur: Ein Allgäu-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Seibold
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Menschenkram.«
    Zwei junge Mädchen in T-Shirt, Reiterhosen und Stiefeln kamen ihnen entgegen und grüßten fröhlich.
    »Müssen Sie gar nicht nach den Pferden sehen?«
    »Doch, natürlich. Wenn eines lahmt oder sonst ein Problem hat, wird sofort nachgeschaut. Alle acht bis zehn Wochen kommt der Hufschmied, und einmal im Jahr wird nach den Zähnen gesehen.«
    Hansen fragte lieber nicht nach, so viel hatte er sein Lebtag nicht über Pferde wissen wollen. Und er hatte immer noch nichts über die Zucht erfahren.
    »Wie läuft es eigentlich mit der Zucht? Ist das ein einträgliches Geschäft?«, erkundigte er sich.
    Klemens schwieg und ging nach draußen. Hansen hatte schon Angst, er hätte ihn verprellt, aber als er ihm ins Freie und um die nächste Ecke folgte, sah er seinen Gästeführer an einer frei stehenden Pferdebox, neben sich einen großen Hengst mit weißem Fell, über das sich vor allem im Bauchbereich viele schwarze Flecken verteilten.
    »Gestatten: Hieronymus. Vor dem Kauf von Salvatore war das unser bester Deckhengst.«
    An dieser Box war allein die Freifläche doppelt so groß wie die von Bertie, und durch eine offene Tür konnte sich der Hengst in den ebenso großen geschlossenen Bereich zurückziehen.
    »Wenn ich das mit Bertie vorher richtig verstanden habe, dann kommt dieser Hengst hier nicht so oft raus auf die Weide, stimmt’s?«
    »Genau, gut aufgepasst, Herr Hansen. Hieronymus steht hier, darf auch mal allein auf die Weide, und natürlich wird er geritten – aber mit den Stuten könnten wir den nie zusammen rauslassen.«
    Dem Hengst hing der vordere Teil seiner Mähne bis weit über die Augen. Hansen deutete auf die langen weißen Fransen.
    »Heißt das bei Pferden eigentlich auch Pony?«
    Klemens lachte.
    »Nein, das ist der Schopf, hinter den Ohren folgt die Mähne, und das ganz hinten sollten Sie bitte nie Schwanz nennen, das ist der Schweif. Da sind Pferdeliebhaber sehr empfindlich. Deshalb verstehen die auch diesen Witz nicht, wo eine Frau per Annonce einen Mann sucht mit –«
    »Danke, keine Witze, bitte. Und wie läuft jetzt so eine Deckaktion ab?«
    »Die Züchter haben alle untereinander Kontakt, die wissen recht gut, welcher Hengst zu ihrer Stute passt. Wenn eine Stute rossig wird, ruft er beim Hengstbesitzer an und macht kurzfristig einen Termin aus. Dann bringt er die Stute her, und wenn’s der Hengst so gut kann wie unser Hieronymus hier, dann riecht der sofort, ob die Stute auch wirklich so weit ist. Führt ein Züchter einen unerfahrenen Hengst zu früh zur Stute, wird’s schmerzhaft: Die Stute schlägt ihn weg. Na ja, und wenn der Hengst pünktlich kommt …«
    Klemens grinste, Hansen räusperte sich.
    »Und das ist dann die Besamung?«
    »Das ist der Deckakt oder Natursprung. Besamung sagt man eher, wenn dem Hengst zuvor Sperma entnommen wurde und das hinterher der Stute beigebracht wird – aber das passiert in der Regel in speziell eingerichteten Besamungsstationen, hier bei uns nicht.«
    »Und dafür wird dann der Besitzer des Hengstes bezahlt?«
    »Es bezahlt immer der, bei dem hinterher das Fohlen bleibt – üblicherweise der Besitzer der Stute, aber manche Stuten werden auch als Leihmutter eingesetzt.«
    »Und wie ist es bei Salvatore?«
    »Da Thomas mit ihm Geld verdienen wollte, hat er auf die Decktaxe spekuliert. Wir haben das Pferd ja erst nach Beginn der Decksaison bekommen, aber trotzdem hatte er schon die ersten Anfragen, insgesamt war bisher ein halbes Dutzend Stuten hier. Das ließ sich ganz gut an, und im kommenden Jahr wären wir mit Salvatore richtig durchgestartet. So ein Hengst … das muss sich ja auch erst einmal herumsprechen. Sie müssen Anzeigen schalten, die nicht billig sind, und so weiter. Thomas hat das recht geschickt und, soweit ich mitbekommen habe, erfreulich günstig eingefädelt. Und er war in diesem Jahr auch noch recht kulant, was die Höhe der Decktaxe anging: Er blieb jedes Mal unter tausend Euro, obwohl er für einen Hengst dieser Abstammung locker auch fünfzehnhundert oder mehr hätte nehmen können. Schon Hieronymus bringt siebenhundert, und der hat keine besonders ausgesuchten Erbanlagen. Aber den angemessenen Preis für Salvatore wollte sich Thomas fürs nächste Jahr aufheben.«
    »Das klingt ja alles ganz zuversichtlich.«
    »Ja, solange die Bank Geduld hat bis zum nächsten Jahr.«
    »Ach, hatte sie die nicht?«
    Klemens zuckte mit den Schultern. »Da müssen Sie Marlene fragen. Die kümmert sich um die Zahlen.«
    »Mach

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