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Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Titel: Rosskur: Ein Allgäu-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Seibold
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Deutschlands schon verdient hätten, dass ich in meinem neuen Job ja gewissermaßen mein eigener Herr sei und so weiter und so fort.«
    Er seufzte.
    »Der war richtig gut, und nachdem ich drei Wochen mit ihm gefahren war, fühlte ich mich, als könne ich Bäume ausreißen. Aber das hielt keine zwei Wochen lang, dann wurde es schon wieder schlechter. Mein Umsatz ist runtergegangen, erst im Vergleich zu meinem Vorgänger und später auch im Vergleich zu meinen ersten Touren. Inzwischen habe ich das Gefühl, dass ich in meinem Verkaufsgebiet keinen Fuß auf den Boden bekomme. Mir kommt es so vor, als würden die Einkäufer in diesen Baumärkten auf einen herabsehen und nicht ernst nehmen. Am liebsten würden sie einen gar nicht mehr empfangen, glaube ich.«
    Schairer sah nun ziemlich resigniert aus.
    »Es gibt Tage, da tu ich denen den Gefallen. Da fahr ich meine Runde, stehe mit dem Wagen eine Weile auf dem Parkplatz des Baumarkts, und dann fahr ich zum nächsten und mache dort das Gleiche. Am Donnerstag vergangener Woche war so ein Tag. Zweimal wäre ich fast aus dem Auto gestiegen, aber dann hab ich mir gesagt, dass das eh nichts bringt, also bin ich weitergefahren.«
    Nun tat er Hansen fast schon leid. »Einen Tankbeleg oder so etwas haben Sie nicht?«
    »Nein, ich fahr so eine Dieselkarre mit großem Tank, das reicht bei meinen Touren für anderthalb Tage. Ich hab ja nicht die ganz großen Strecken auf dem Zettel, da mal ein paar Kilometer und da mal ein paar. Am Ende des Tages bin ich oft keine dreihundert Kilometer gefahren.«
    »Und wie wollen Sie das jetzt beweisen?«
    »Muss ich das?«
    »Ja, allerdings. Ich hab’s Ihnen vorhin schon gesagt: Wir haben Blutspuren an Ihrem Motorrad gefunden, das Blut stammt wahrscheinlich von einem Mordopfer – da müssen wir schon sichergehen, dass Sie zur Tatzeit nicht in Lechbruck oder Umgebung gewesen sind.«
    Schairer ließ die Schultern hängen. Da war nichts Lässiges mehr, nichts Cooles, nur noch ein Häuflein Elend. Hansen konnte sich nicht vorstellen, dass so einer zu einem Mord fähig sein sollte.
    »Sie wissen schon, dass Sie einstweilen hierbleiben müssen, oder?«
    »Auch egal«, brummte Schairer. Dann fiel ihm etwas ein. »Meiner Firma müssen Sie davon aber erst mal nichts sagen, oder?«
    »Wenn Sie da keiner vermisst …«
    »Nein, ich bin ja mein eigener Herr.« Er lachte freudlos.
    »Natürlich müssen wir Ihrer Firma vorerst nicht Bescheid sagen. Aber wenn Sie diesen Job so hassen, warum wollen Sie dann verhindern, dass Sie ihn wieder verlieren?«
    »Stimmt auch wieder«, sagte Schairer, und ein leichtes Grinsen huschte über sein Gesicht.
    Ignaz erwartete ihn bereits am Fenster. Innen allerdings, denn inzwischen hatte der angekündigte Regen begonnen, und der Kater hatte offenbar beschlossen, sich über die Katzenklappe ins Trockene zu bringen. Die Haustür war verschlossen, und so tief Hansen auch in seinen Taschen grub, er konnte den Schlüssel nicht finden. Also setzte er seine Tasche ab, suchte für die Supermarkttüte einen halbwegs trockenen Platz und wühlte weiter in seiner Kleidung und danach noch in der Tüte.
    Währenddessen regnete es kräftig weiter, Hansen stand vor der Haustür relativ ungeschützt und hatte schon einen klitschnassen Rücken, als das Handy klingelte.
    »Chef? Ich komm gerade mit dem Wagen heim, da seh ich, dass Ihnen der Hausschlüssel irgendwie rausgefallen ist. Der lag im Fußraum vor dem Beifahrersitz. Haben Sie noch irgendwo einen Ersatzschlüssel deponiert?«
    »Nein, leider nicht. Kann sein, dass meine Vermieterin hier irgendwo einen für sich hinterlegt hat, aber ich kenne das Versteck nicht.«
    »Okay, ich komme schnell bei Ihnen vorbei, damit Sie nicht so lange warten müssen. Hier schüttet es wie aus Eimern.«
    Hansen schlug den Kragen seiner dünnen Sommerjacke hoch und überlegte schon, ob er nicht besser durchs nasse Gras ums Haus herum gehen und sich dort unter dem Vordach unterstellen sollte.
    Da fiel sein Blick wieder auf das Küchenfenster, hinter dem Ignaz vorhin bequem und trocken gesessen hatte. Der Kater lag noch immer dort oder genauer: schon wieder. In der Zwischenzeit hatte er sich nämlich ein Stück Käse organisiert, das er gemütlich auf der Fensterbank verzehrte. Dabei beobachtete er interessiert, wie sein zweibeiniger Mitbewohner draußen im strömenden Regen stand, wütend hereinschaute und dabei immer nasser wurde.

Freitag, 14. Juni
    »Das ist prima, dann kann ich jetzt ja wieder gehen,

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