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Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Titel: Rosskur: Ein Allgäu-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Seibold
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den Kopf.
    »Eher nicht. Die Schwarzackers haben zwei kleine Kinder, die sie ordentlich auf Trab halten. Denen würde ich Ärger ersparen wollen, wo immer es geht. Marco Schwarzacker hat ja ein Alibi: Er war zur Tatzeit mit einem seiner Söhne im Krankenhaus. Wenn das Motorrad von einem der Täter gefahren wurde, hat er sich das wahrscheinlich nur heimlich geborgt und hinterher wieder zurückgestellt – und er ist dabei nach allem, was wir bisher wissen, nicht beobachtet worden. Der Vater scheint außerdem sehr an seinen Kids zu hängen, da dürfte die Fluchtgefahr nicht allzu groß sein.«
    »Gut«, meinte Scheithardt und nickte. »Aber zur Sicherheit fahren zwei von euch raus und behalten heute Nacht das Haus der Familie unauffällig im Auge. Wer meldet sich freiwillig für die erste Schicht?«
    Er sah in die Runde, niemand hob die Hand.
    »Ach, stimmt ja, ihr wollt alle die Spannerdetails nachprüfen.« Er grinste, deutete dann aber auf Klaus Frahm und Sabine Altmahr von der Kripo Kempten. »Macht ihr bitte den Anfang, ihr könnt auch gleich losfahren, und morgen früh löst ihr sie ab.« Er zeigte auf zwei Weilheimer Kripobeamte, die prompt ein enttäuschtes Gesicht machten. »Ihr könnt auch gerne die Nachtschicht mit den Kemptener Kollegen tauschen, wenn euch das nicht recht ist, kein Problem.«
    »Nein, nein, passt schon, um acht Uhr morgen früh kommen wir als Ablösung.«
    »Gut, noch Fragen?«
    Damit war die Soko-Besprechung beendet.
    In den Arrestzellen der Kripoinspektion Kempten wurde es allmählich eng. Robert Gabler hatte seine Aussage noch einmal offiziell zu Protokoll gegeben, hinterher noch ein paar Kleinigkeiten korrigieren lassen und schließlich alles anstandslos unterschrieben. Inzwischen lag er auf seinem Bett, las einen Krimi, und für später am Abend hatte er sich ein Herrenmagazin mitgebracht.
    Kurz nach dem Ende der Soko-Besprechung war außerdem ein Streifenwagen mit dem Mann eingetroffen, dessen Motorrad Blutspuren aufwies. Walter Schairer war ein ganz Cooler, und mit einem etwas größeren Motorrad hätte er wunderbar zu den Wild Horses gepasst. Er war knapp eins achtzig groß, hatte eher dünne Arme und Beine, aber unter seinem karierten Holzfällerhemd und über dem tief sitzenden Bund seiner abgeschabten Jeans spannte sich eine beachtliche Bierkugel.
    Schairer sah recht verlebt aus, wie er auf dem Stuhl im Vernehmungsraum herumlümmelte. Sein grau melierter Haarkranz bildete einen Halbkreis um den runden Schädel, und im Nacken waren die schulterlangen Zotteln zu einem Pferdeschwanz gebündelt.
    »Also, Herr Schairer, Sie behaupten, am Donnerstag vergangener Woche mit dem Auto zwischen Memmingen, Kempten und Kaufbeuren unterwegs gewesen zu sein. Habe ich das so richtig verstanden?«
    Hansen saß ihm am einzigen Tisch im Raum gegenüber. Neben der Tür hatte Hanna Fischer auf einem Hocker Platz genommen, der praktisch unter ihr verschwand. Haffmeyer hatte sich hinter Hansen in Schairers Blickfeld aufgebaut und lehnte mit verschränkten Armen an der Wand. Vom Nebenraum aus verfolgte Soko-Leiter Scheithardt die Vernehmung.
    »Ich behaupte das nicht, das war so, Mann!«
    »Und Sie wollen am Abend erst so gegen halb zehn heimgekommen sein.«
    »Nein, gegen zwölf, das hab ich doch gerade gesagt. Sagen Sie mal, wollen Sie mich reinlegen, oder hören Sie mir nicht richtig zu?«
    »Und Ihr Motorrad: Wo stand das, als Sie heimkamen?«
    Schairer blies die Backen auf, stöhnte beim Ausatmen laut und verdrehte die Augen. »Mein Gott, immer dasselbe. Ich sag’s Ihnen jetzt noch einmal: Gegen halb zwölf bin ich heimgekommen, da stand mein Motorrad neben dem Haus. Ich hab gesehen, dass es da war, aber der Platz für mein Moped liegt im Schatten, da leuchtet die Straßenlaterne kaum hin, also kann ich Ihnen nicht sagen, ob es dreckiger war als zuvor.«
    »Und Sie sagen, mit dem Motorrad seien Sie an diesem Tag nicht gefahren. Außerdem haben Sie angegeben, das leihe sich ab und zu ein Kumpel aus. Wie war noch mal sein Name?«
    »Holger. Holger Zürn, wohnt ein paar Häuser neben mir.«
    »Und für den lassen Sie den Schlüssel des Motorrads einfach stecken?«
    »Nein, obwohl ich das gut machen könnte: Die alte Mühle klaut eh keiner, jetzt sowieso nicht mehr, jetzt steht sie ja bei euch und ist absolut sicher, richtig?«
    »Sie lassen den Schlüssel also nicht stecken. Wie kommt Herr Zürn dann an die Maschine?«
    »Ich versteck den Schlüssel, und er weiß, wo er ist.«
    »Unter dem

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