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Rot wie das Meer

Titel: Rot wie das Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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zerzaustes Äußeres. Wieder beuge ich mich vor und sehe in die Lobby hinaus. Noch mehr Männer haben sich dort versammelt, da der Nachmittag langsam voranschreitet und die Schatten draußen länger werden. Benjamin Malvern ist immer noch nicht da.
    Holly fragt: »Wissen Sie, was er von Ihnen will? Sie wirken so ruhig.«
    »Mir ist speiübel«, erwidere ich.
    »Das sieht man Ihnen aber nicht an.«
    Corr kann tausend Regungen in seinem Herzen tragen und es gelingt ihm trotzdem, nur eine davon auf seinem Gesicht zu zeigen, so wie heute Morgen. Er ist mir so ähnlich.
    Einen Augenblick lang gestatte ich mir, darüber nachzudenken, weswegen Malvern mich sprechen wollen könnte. Der Gedanke fährt mir in die Eingeweide wie eine eiskalte Nadel.
    »Jetzt sieht man es.«
    Stirnrunzelnd lasse ich meinen Blick wieder durch die Lobby schweifen und diesmal sehe ich, wie Benjamin Malvern zur Tür hereinkommt und sie hinter sich schließt. Er hat die Hände in den Taschen seines Wintermantels vergraben und schreitet durch den Raum, als gehöre er ihm. Vielleicht tut er das sogar. Mit seinen breiten Schultern unter dem Mantel und dem vorgeschobenen Kopf sieht er aus wie ein Preisboxer. Ich habe noch nie etwas von Benjamin Malvern in Mutt gesehen, aber heute fällt mir zum ersten Mal die Ähnlichkeit zwischen ihnen auf.
    Holly folgt meinem Blick. »Ich gehe dann wohl besser. Er wäre bestimmt nicht besonders erfreut, mich zu sehen.«
    Ich kann mir nicht vorstellen, warum Benjamin Malvern etwas dagegen haben sollte, einen seiner Kunden zu sehen. Oder zumindest kann ich mir nicht vorstellen, dass er es zeigen würde.
    »Wir hatten eine Meinungsverschiedenheit«, sagt Holly. »Die Insel ist kleiner, als ich gedacht hatte. Aber keine Sorge, meine Dollarscheine werden dafür sorgen, dass unsere Freundschaft es übersteht.«
    Wir gehen beide unserer Wege, Holly durch den Speisesaal in Richtung der Klaviermusik und ich hinaus in die Lobby. Ich weiß genau, in welchem Moment die Leute mich erkennen, denn plötzlich scheinen alle diskret wegzusehen, was keinen Zweifel daran lässt, dass sie mich in der Sekunde zuvor noch angestarrt haben.
    Ich brauche eine Weile, bis ich Malvern wieder in der Menge ausgemacht habe, dann aber sehe ich ihn ins Gespräch mit Colin Calvert vertieft, einem der Organisatoren des Rennens. Calvert ist netter als Eaton, dieser prähistorische Rüpel, dem Puck die Stirn bieten musste, aber zum Fest kommt er nie. Seine Frau gehört zu der Art von Christen, die ein Problem mit Feiern haben, bei denen junge Frauen auf der Straße tanzen, aber offenbar nicht mit einem Rennen, bei dem Männer ihr Leben lassen. Als Calvert mich sieht, nickt er und ich erwidere seine Geste, obwohl ich mit meinen Gedanken längst bei dem Gespräch bin, das mir bevorsteht. Malvern schlendert langsam in meine Richtung, als wäre gar nicht ich sein eigentliches Ziel.
    »Sieh an, Sean Kendrick«, begrüßt Malvern mich.
    Ich will Corr.
    Ich kann nichts sagen.
    Malvern reibt sich mit dem Daumen das Ohr und sieht zu dem Gemälde von zwei edlen Rennpferden über dem riesigen Kamin auf. »Sie sind kein guter Unterhalter und ich bin kein guter Verlierer, also lassen Sie uns gleich zur Sache kommen. Wenn Sie gewinnen, können Sie ihn kaufen. Wenn Sie nicht gewinnen, will ich nie wieder ein Wort davon hören.«
    In diesem Moment bricht die Sonne über dem Meer hervor.
    Erst jetzt wird mir klar, dass ich nicht mehr mit ihr gerechnet hatte.
    Ich habe viermal gewonnen. Ich kann es noch einmal schaffen. Wir können es noch einmal schaffen. Ich sehe den Strand vor mir, die anderen Pferde rings um uns, die Wellen unter Corrs Hufen, und ganz am Ende wartet die Freiheit.
    »Wie viel?«, frage ich.
    »Dreihundert.« Seine Miene ist verschlagen. Mein Jahresgehalt sind einhundertfünfzig und er ist derjenige, der es zahlt, also kennt er es bis auf den letzten Penny. In den Jahren, in denen ich gewinne, bekomme ich acht Prozent der Siegessumme. Ich habe gespart, was ich kann.
    »Mr Malvern«, sage ich schließlich. »Wollen Sie mich nun zurück oder spielen wir hier immer noch ein Spielchen?«
    »Es gibt einen großen Unterschied zwischen wollen und brauchen«, entgegnet Malvern. »Zweihundertneunzig.«
    »Mr Holly hat mir eine Stelle angeboten.«
    Malvern blickt gequält, wobei ich nicht ganz sicher bin, ob der Grund dafür die Aussicht ist, mich zu verlieren, oder doch nur Hollys Name. »Zweihundertfünfzig.«
    Ich verschränke die Arme. Zweihundertfünfzig sind

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