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Rot wie die Liebe

Rot wie die Liebe

Titel: Rot wie die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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kleiner Junge mit glühend roten Augen und spitzen Reißzähnen. Er schwenkte ein kurzes Schwert. Liliths Schreie drangen wie Eiszapfen in Moiras Kopf, als der Junge vom Pony heruntersprang und zu Boden fiel.
    Sie sah, dass er blutete, wo die Felsen ihm Arme und Knie aufgeschürft hatten, und er weinte auch wie ein kleiner Junge, der sich wehgetan hatte.
    Alles in ihr wollte abwehren, als Cian auf ihn losging. Lilith versuchte vergeblich, ihn aufzuhalten. Moira senkte den Bogen.
    Wie eine Furie schoss ein zweiter Reiter aus der Dunkelheit heran. Es war kein Junge, sondern ein bewaffneter Krieger, der bereits sein Breitschwert schwang. Cian wirbelte herum und wehrte den Schlag ab.
    Die Schwerter klirrten, und ihr tödlicher Klang hallte durch das Tal. Cian sprang hoch und warf den Reiter mit einem gezielten Fußtritt vom Pferd.
    Moira, die ihr Ziel nicht klar treffen konnte, warf den Bogen weg und zog ebenfalls ihr Schwert. Bevor sie jedoch Cian zu Hilfe eilen konnte, richtete sich der Junge auf alle viere auf. Er hob den Kopf und starrte sie aus seinen rot glühenden Augen an.
    »Nicht.« Moira wich einen Schritt zurück, als Davey sich anschickte, zu springen.
    »Ich will dir nicht wehtun.«
    »Ich reiße dir die Kehle auf.« Zähnefletschend umkreiste er sie. »Und trinke und trinke. Du musst wegrennen. Ich mag es am liebsten, wenn sie versuchen, wegzulaufen.«
    »Ich werde nicht weglaufen. Aber du solltest es besser.«
    »Davey, lauf! Lauf weg!«
    Sein Kopf fuhr zu Lilith herum. Er knurrte wie ein tollwütiger Hund. »Ich will spielen. Verstecken. Du bist dran.«
    »Ich spiele nicht mit.« Moira bewegte sich mit ihm im Kreis und versuchte, ihn mit Schwerthieben zurückzudrängen.
    Beim Sturz vom Pferd hatte er sein Schwert verloren, aber Moira sagte sich, dass sie ihres benutzen würde, wenn er sie ansprang. Er war trotzdem nicht unbewaffnet: Seine Reißzähne waren scharf und spitz.
    Sie wirbelte herum und trat ihm in den Bauch, um ihn abzuwehren, Liliths Gestalt schwebte über ihm. Sie zischte: »Dafür töte ich dich. Aber vorher ziehe ich dir die Haut ab. Lucian!«
    Lucian schlug auf Cian ein. Sie waren beide blutbeschmiert, und ihre Augen leuchteten rot. Sie sprangen einander an und prallten mitten in der Luft heftig aufeinander.
    »Lauf weg, Davey!«, schrie Lucian. »Lauf weg!«
    Davey zögerte, und ein Ausdruck trat in sein Gesicht, hinter dem Moira für einen Moment das Kind, das er einmal gewesen war, zu erkennen glaubte. Angst, Unschuld und Verwirrung. Und dann rannte er los wie ein Kind, humpelnd, weil er sich das Knie aufgeschlagen hatte. Mit wachsender Geschwindigkeit schoss er auf die klirrenden Schwerter zu.
    Moira ließ ihr Schwert fallen und hob ihren Bogen auf. Einen Moment zu spät jedoch, denn Davey war Cian schon auf den Rücken gesprungen und biss zu. Wenn sie jetzt schoss, konnte der Pfeil auch Cians Herz durchbohren.
    Cian schlug einmal kurz nach hinten aus, und der Junge flog durch die Luft. Als er hart aufschlug, drückte er sich die Fäuste in die Augen und schrie nach seiner Mutter.
    Wieder rief Lilith: »Lucian, der Prinz! Hilf dem Prinzen!«
    Seine Loyalität und seine treuen Dienste kamen ihn teuer zu stehen. Für den Bruchteil einer Sekunde blickte er zu Lilith, und Cian schlug ihm mit einem einzigen Schwerthieb den Kopf ab.
    Davey rappelte sich auf. Auf seinem Gesicht breitete sich wilde Panik aus.
    »Schieß«, rief Cian, als der Junge begann wegzulaufen. »Schieß.«
    Wilde Schreie, wildes Weinen hallten durch die Luft. Die Gestalt eines Kindes, das auf blutenden, müden Beinchen lief. Lilith, der Angst und Entsetzen ins Gesicht geschrieben standen, stellte sich zwischen ihren Sohn und Moira, die Arme flehend ausgebreitet.
    Moira blickte ihr genau in die Augen. Und unter Tränen schoss sie den Pfeil ab.
    Der Aufschrei war grauenhaft menschlich. Der Pfeil flog durch Lilith hindurch genau in das Herz desjenigen, was einmal ein kleiner Junge gewesen war, der mit seinem Vater in der warmen Brandung gespielt hatte.
    Dann stand Moira allein mit Cian am Rand eines Tals, das vor Blutdurst summte.
    Cian bückte sich und ergriff die Schwerter. »Wir müssen weg hier, sofort. Sie wird schon weitere Truppen losgeschickt haben.«
    »Sie hat ihn geliebt.« Ihre eigene Stimme klang Moira fremd und dünn in den Ohren. »Sie hat das Kind geliebt.«
    »Nicht nur Menschen empfinden Liebe. Wir müssen gehen.«
    Benommen versuchte sie, ihre Aufmerksamkeit Cian zuzuwenden. »Du bist

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