Rot wie die Liebe
zerstören. Ich habe versucht, das zu leugnen, und habe mich dadurch ins Unrecht gesetzt. Und ihm habe ich wehgetan.«
»Wie?«
Bevor Moira antworten konnte, trat Blair ein. »Was ist los? Eine Gespräch unter Mädchen? Was ist das Thema? Mode, Essen oder Männer? Oh, oh«, fügte sie hinzu, als sie die Gesichter der Freundinnen sah, »es muss sich wohl um Männer handeln, und anscheinend habt ihr keine Schokolade zur Hand. Hört mal, ich lasse euch gleich wieder in Ruhe. Ich wollte euch nur schnell sagen, dass die letzten Truppen eben gesichtet worden sind. Sie werden innerhalb einer Stunde hier sein.«
»Das sind ja gute Neuigkeiten. Aber bleib doch noch einen Moment. Du sollst auch hören, was ich gerade gestehen wollte. Schließlich seid ihr beide die besten Freundinnen, die ich je gehabt habe und je haben werde.«
»Deine Stimme klingt so ernst, Moira. Was hast du gemacht? Wolltest du zu Lilith überlaufen?«
»Gar nicht so weit davon entfernt. Ich habe Cian gebeten, mich zu verwandeln.«
Blair trat einen Schritt näher. »Ich sehe gar keine Bisswunden an deinem Hals.«
»Warum seid ihr denn nicht wütend oder zumindest überrascht?«
»Ich glaube«, sagte Glenna langsam, »ich hätte an deiner Stelle vielleicht nicht anders gehandelt. Zumindest hätte ich den Wunsch gehabt. Wenn die Schlacht vorüber ist, gehen Blair und ich mit unseren Männern weg. Du kannst das nicht. Sollen wir dich dafür verurteilen, dass du einen Weg suchst, um das zu ändern?«
»Ich weiß nicht. Es wäre vielleicht einfacher für mich. Ich habe seine Gefühle für mich als Waffen benutzt. Ich habe ihn angebettelt, er solle mich beißen, als wir intim miteinander waren.«
»Ja, klar, das war unter der Gürtellinie«, erklärte Blair. »Aber ich hätte ebenfalls diesen Zeitpunkt gewählt. Er hat es abgelehnt, und daran kann man ohne jeden Zweifel erkennen, wie viel du ihm bedeutest. Das ist doch auch schon was. Dann weiß du wenigstens, es geht ihm genauso schlecht wie dir, wenn ihr euch nicht mehr seht.«
Moira lachte überrascht auf. »Meinst du das ernst?«
»Na ja, ich wollte die Stimmung ein wenig auflockern, aber letztendlich stimmt es doch, oder?«
»Ach, na ja, vielleicht habe ich ja ein bisschen Glück und sterbe morgen Nacht in der Schlacht. Dann bin ich wenigstens hinterher nicht elend und allein.«
»Genau, positives Denken. Das ist der Schlüssel!« Blair umarmte sie. Hinter Moiras Rücken jedoch wechselte sie einen besorgten Blick mit Glenna.
Auch für die letzten Truppen war es wichtig, von ihrer Königin willkommen geheißen zu werden. Daher ging Moira in der Dämmerung zwischen den Zelten umher und sprach mit so vielen Soldaten wie möglich. Sie war gekleidet wie eine Kriegerin.
Der Umhang wurde mit einer einfachen Brosche zusammengehalten, und an der Seite trug sie das Schwert von Geall.
Es war schon längst dunkel, als sie zum Haus zurückkehrte. Dort fand die letzte Strategiesitzung mit ihrem Zirkel statt.
Die anderen saßen bereits an dem langen Tisch, nur Larkin stand abseits und blickte finster ins Feuer. Das war etwas Neues, dachte sie.
Sie legte ihren Umhang ab und blickte die anderen an.
»Warum macht Larkin so ein besorgtes Gesicht?«
»Setz dich«, erwiderte Glenna. »Hoyt und ich haben euch etwas zu sagen. Wenn es funktioniert«, fuhr sie fort, »Würden wir die Schlacht gewinnen.«
Während Moira zuhörte, zog sich ihr der Magen zusammen. So viele Risiken, dachte sie, so viele Unwägbarkeiten, und so viele Möglichkeiten, zu scheitern. Vor allem für Cian.
Aber als sie ihm in die Augen blickte, sah sie, dass er seine Entscheidung bereits getroffen hatte.
»Die Hauptlast liegt bei dir«, sagte sie zu ihm. »Der Zeitpunkt … wenn er nur geringfügig abweicht …«
»Wir alle sind daran beteiligt. Wir alle wussten von Anfang an, welches Risiko wir auf uns nehmen.«
»Keiner von uns sollte mehr riskieren als die anderen«, unterbrach ihn Larkin.
»Möglicherweise opfern wir dabei einen von uns, ohne dass es nötig ist …«
»Glaubst du, das fällt mir leicht?«, sagte Hoyt ruhig. »Ich habe meinen Bruder schon einmal verloren, und dann habe ich ihn wiedergefunden. Und wenn ich das jetzt tue, könnte ich ihn erneut verlieren.«
»Anscheinend hat hier niemand Vertrauen in meine Fähigkeiten.« Auf dem Tisch stand ein Krug, in den Cian sich Ale einschenkte. »Es interessiert anscheinend niemanden, dass ich über neunhundert Jahre überlebt habe.«
»Doch, ich würde dich sofort
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