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Rot wie die Liebe

Rot wie die Liebe

Titel: Rot wie die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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muss sie auch sein, um sich mit dir einzulassen, aber Frauen sind seltsame Geschöpfe. Du hast großes Glück mit ihr, Hoyt, falls ich es noch nicht erwähnt habe.«
    »Sie besitzt alle Magie.« Hoyt reichte Cian das Glas. »Ohne sie wäre ich nichts. Seit ich sie kenne, hat sich meine Welt verändert. Ich wünschte, du hättest …«
    »Das ist im Buch des Schicksals für mich nicht vorgesehen. Die Dichter mögen ja behaupten, dass Liebe ewig währt, aber wenn du die Ewigkeit zur Verfügung hast und die Frau nicht, sieht die Sache anders aus.«
    »Hast du jemals eine Frau geliebt?«
    Cian blickte auf sein Glas und überlegte. »Nicht so, wie du es meinst. Nicht so wie du und Glenna. Aber ich habe schon genug Gefühle entwickelt, um zu wissen, dass ich diese Entscheidung nicht treffen kann.«
    »Liebe ist eine Entscheidung?«
    »Du kannst alles entscheiden.« Cian trank den letzten Schluck und stellte das leere Glas ab. »Und jetzt entscheide ich mich dafür, ins Bett zu gehen.«
    »Du hast dich heute auch dafür entschieden, den Pfeil von Moira abzuwenden«, sagte Hoyt, als Cian sich zum Gehen wandte.
    Cian blieb stehen, und als er sich umdrehte, blickten seine Augen misstrauisch.
    »Ja.«
    »Das war eine sehr menschliche Entscheidung.«
    »Ach ja?« Cian zuckte mit den Schultern. »Ich fand sie eher impulsiv – und schmerzhaft.«
    Mit diesen Worten verließ er das Zimmer und machte sich auf den Weg in sein Zimmer im nördlichen Flügel des Schlosses. Impulsiv, dachte er noch einmal, und sich selbst gegenüber konnte er auch den Moment nackter Angst zugeben. Wenn er den Pfeil nur eine Sekunde später gesehen hätte oder sich einen Bruchteil später bewegt hätte, wäre sie tot gewesen.
    In diesem Moment hatte er sie sterben sehen. Sie war zu Boden gesunken, und ihr Blut war über ihr moosgrünes Gewand auf die harten, grauen Steine geflossen.
    Davor hatte er Angst. Er hatte Angst, sie nie mehr sehen oder berühren zu können.
    Mit diesem Pfeil hätte Lilith ihm beinahe noch etwas genommen, was er nie wieder zurückgewinnen konnte. Denn er hatte seinen Bruder angelogen. Obwohl er sich immer dagegen gewehrt hatte, liebte er doch eine Frau. Er liebte die frisch gekrönte Königin von Geall.
    Aber es war lächerlich und unmöglich, und er würde schon darüber hinwegkommen.
    In zehn oder zwanzig Jahren würde er sich nicht mehr an den Farbton ihrer grauen Augen erinnern können. Der Duft, der sie umgab, würde seine Sinne nicht mehr quälen.
    Er würde den Klang ihrer Stimme vergessen und ihr ruhiges, ernstes Lächeln.
    Solche Dinge verblassten, rief er sich ins Gedächtnis. Man musste es nur zulassen.
    Er trat in sein Zimmer und verriegelte die Tür hinter sich.
    Die Vorhänge waren zugezogen, und es brannte kein Licht. In dieser Hinsicht hatte Moira genaue Anweisungen erteilt, und sie hatte auch das Zimmer ganz bewusst für ihn ausgesucht, weil es nach Norden ging.
    Weniger Sonnenlicht, dachte er. Eine umsichtige Gastgeberin.
    Er zog sich im Dunkeln aus, und flüchtig ging ihm durch den Kopf, dass er normalerweise vor dem Einschlafen gerne Musik hörte, damit es nicht so still war.
    Aber hier in dieser Zeit und an diesem Ort gab es keine CD-Player oder Radios.
    Nackt legte er sich ins Bett. Und in der absoluten Dunkelheit zwang er sich zum Schlafen.

4
    Moira stahl sich Zeit. Sie entwischte ihren Hofdamen, ihrem Onkel, ihren Pflichten.
    Schon jetzt hatte sie ein schlechtes Gewissen und fürchtete, als Königin zu versagen, weil sie sich so nach Einsamkeit sehnte.
    Sie hätte zu gerne zwei Tage auf Essen oder zwei Nächte auf Schlaf verzichtet, um nur eine Stunde mit ihren Büchern allein verbringen zu können. Egoistisch, sagte sie sich, als sie vor dem Lärm, den Menschen und all den Problemen davonlief. Es war egoistisch, sich um sich selbst zu kümmern, wo doch so viel auf dem Spiel stand.
    Aber wenn sie sich schon nicht mit einem Buch an ein sonniges Fleckchen zurückziehen konnte, so würde sie sich jetzt zumindest die Zeit nehmen, diesen Besuch zu machen.
    An dem Tag, an dem sie zur Königin gekrönt worden war, brauchte sie ihre Mutter.
    Deshalb raffte sie ihre Röcke und lief, so schnell sie konnte, den Hügel hinunter zu dem kleinen Tor in der Steinmauer, die den Friedhof umgab.
    Sofort wurde ihr ruhiger ums Herz.
    Zuerst ging sie zu dem Stein, den sie in Auftrag gegeben hatte, als sie nach Geall zurückgekehrt war. In Irland hatte sie selbst für King einen Stein auf dem Friedhof von Cians und Hoyts

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