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Rot wie die Liebe

Rot wie die Liebe

Titel: Rot wie die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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»Er hätte ja irgendwo anders hingehen können, und ich sicher auch, aber wir haben uns nun einmal dort oben getroffen.
    In der Nacht. Und die Musik und die Lichter waren ganz im Hintergrund.«
    »Romantisch.«
    »Ja. Es duftete schon nach dem Regen, der im Morgengrauen eingesetzt hat, und die dünne Mondsichel stand weiß am Himmel. Es ist etwas Geheimnisvolles um ihn, das ich ergründen will.«
    »Du wärst kein Mensch, wenn du ihn nicht faszinierend fändest«, sagte Glenna.
    Sie wussten beide, was sie nicht gesagt hatte. Er war kein Mensch.
    »Er war so steif und förmlich mir gegenüber, und ich, ich gebe es ja zu, ich habe ihn provoziert. Andererseits überkommt mich immer so etwas, wenn ich mit ihm zusammen bin.«
    Sie legte eine Hand auf ihren Bauch und ließ sie nach oben zu ihrem Herzen gleiten.
    »Weißt du, es … es steigt so auf. Ich habe noch nie für einen Mann so stark empfunden. Es ist wie so ein Flattern im Bauch. Irgendetwas an ihm fasziniert mich. Er ist so …«
    »Sexy«, ergänzte Glenna.
    »Ich wollte einfach wissen, ob es genauso wäre wie beim letzten Mal, als wir beide so wütend waren. Deshalb habe ich ihn aufgefordert, es noch einmal zu tun, und ein Nein habe ich nicht gelten lassen.«
    Sie legte den Kopf schräg. »Weißt du, ich glaube, ich habe ihn nervös gemacht. Ihn so verwirrt zu sehen, hat mich genauso berauscht wie der Wein.«
    »Gott, ja.« Glenna trank einen Schluck Tee. »Das ist eben so.«
    »Und als er mich dann küsste, war es wie beim ersten Mal, nur noch stärker. Und einen Moment lang war er genauso hingerissen wie ich. Ich wusste es einfach.«
    »Was erwartest du von ihm, Moira?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht nur diese Hitze, dieses Verlangen. Ist das falsch?«
    »Das kann ich nicht sagen.« Aber sie machte sich Sorgen. »Er wird dir nie mehr geben können, das musst du begreifen. Er wird nicht hier bleiben, und selbst wenn er es eine gewisse Zeit lang täte, könntest du nie mit ihm leben. Du bewegst dich auf gefährlichem Terrain.«
    »Jeder Tag von heute bis Samhain ist gefährliches Terrain. Ich weiß, dass aus dir der gesunde Menschenverstand spricht, aber im Kopf und im Herzen begehre ich ihn. Ich muss erst noch ein bisschen darüber nachdenken, bevor ich den nächsten Schritt mache, aber ich weiß ganz genau, dass ich keine Angst davor habe.«
    Glenna seufzte. »Es mag ja gesunder Menschenverstand sein, aber ich glaube, wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich meinen Rat auch nicht annehmen.«
    Moira ergriff Glennas Hand. »Es hilft schon, wenn ich mit einer anderen Frau darüber reden kann, ihr sagen kann, was ich empfinde.«
    In einem anderen Teil von Geall saßen in einem Haus, in das kein Lichtstrahl von außen drang, ebenfalls zwei Frauen und redeten miteinander. Für sie war der Tag vorüber, und sie nahmen ein stilles Nachtmahl zu sich.
    Ganz still, weil der Mann, den sie aussaugten, sich nicht mehr wehren oder dagegen protestieren konnte.
    »Du hattest Recht.« Lora lehnte sich zurück und tupfte sich mit einem Leinentuch das Blut von den Lippen. Der Mann war auf den Tisch gekettet worden, weil Lilith wollte, dass ihre Freundin sich hinsetzte und selbst aß, statt im Bett zu liegen und aus Bechern zu trinken. »Aufzustehen und jemanden zu töten war genau das, was ich gebraucht habe.«
    »Siehst du.« Lilith lächelte erfreut.
    Loras Gesicht war immer noch schlimm verbrannt. Das Weihwasser, das diese Schlampe von Jägerin ihr ins Gesicht geschleudert hatte, hatte schrecklichen Schaden angerichtet. Aber mittlerweile heilten die Wunden, und das gute, frische Essen würde ihr Kraft geben.
    »Iss doch bitte noch ein bisschen mehr.«
    »Ja, das tue ich. Du warst so gut zu mir, Lilith. Und ich habe versagt.«
    »Nein, das hast du nicht. Der Plan war gut und hat auch beinahe funktioniert. Du hast einen so hohen Preis dafür gezahlt. Ich kann es nicht ertragen, an deine Schmerzen zu denken.«
    »Ohne dich wäre ich gestorben.«
    Sie waren Liebhaber und Freunde, Konkurrenten und Gegner. Vier Jahrhunderte lang waren sie einander all das gewesen. Aber Loras Verletzungen hatten sie einander näher gebracht als jemals zuvor.
    »Erst als du verletzt warst, wusste ich, wie sehr ich dich liebe und brauche. Komm, mein Liebling, iss noch ein wenig.«
    Lora gehorchte. Sie ergriff den schlaffen Arm des Mannes und schlug ihre Eckzähne in das Handgelenk.
    Vor den Verbrennungen war sie eine hübsche, junge Blondine gewesen, jetzt jedoch war ihr Gesicht wund und rot und

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