Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rot wie die Liebe

Rot wie die Liebe

Titel: Rot wie die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
Grob riss er sie an sich, und sie verlor fast den Boden unter den Füßen, als seine Lippen sich auf ihre senkten.
    Er schmeckte den Wein und die Wärme – und einen Mutwillen, den er nicht erwartet hatte. Das war wohl sein Fehler.
    Dieses Mal war sie für ihn bereit. Ihre Hände glitten in seine Haare, sie öffnete gierig den Mund. Sie schmolz nicht dahin und erbebte auch nicht unter seiner Berührung. Sie wollte mehr.
    Verlangen stieg in ihm auf, ein weiterer Dämon, der ihn quälte.
    Sie fragte sich, warum sie beide nicht einfach in Flammen aufgingen, so leidenschaftlich war ihr Kuss.
    Wie hatte sie nur all die Jahre ohne eine solche Erfahrung leben können?
    Noch als er sie losließ und zurückstieß, brannte es wie ein Fieber in ihr.
    »Hast du das gespürt?«, flüsterte sie verwundert. »Hast du es auch gespürt?«
    Alles in ihm sehnte sich nach mehr, darum antwortete er nicht. Er verschwand in der Dunkelheit, bevor sie Luft holen konnte.

5
    Sie erwachte früh und voller Tatendrang. Den ganzen vorangegangenen Tag lang hatte sie ein Gewicht wie eine Bleikugel an ihrem Bein mitgeschleppt. Aber jetzt war die Kette zerbrochen. Es spielte keine Rolle, dass der Himmel grau war und es in Strömen regnete. In ihr war wieder Licht.
    Sie schlüpfte in ihre irischen Kleider – Jeans und ein Sweatshirt. Die Zeit für festliche Zeremonien war vorbei, und sie brauchte zunächst einmal keine Rücksichten mehr zu nehmen.
    Sie mochte ja Königin sein, dachte sie, während sie ihre Haare zu einem Zopf flocht, aber sie war eine berufstätige Königin. Sie war Kriegerin.
    Sie stieg in ihre Stiefel und schnallte sich das Schwert um. Die Frau, die Moira im Spiegel sah, kannte und schätzte sie. Es war eine selbstbewusste, kluge Frau.
    Sie drehte sich um und betrachtete ihr Zimmer. Das Gemach der Königin, dachte sie. Früher einmal war es das Heiligtum ihrer Mutter gewesen, und jetzt war es ihr Zimmer. Das Bett war breit mit blauen Samtvorhängen und schneeweißer Spitzenbettwäsche, denn ihre Mutter hatte es weich und hübsch geliebt. Die Pfosten waren dick, aus polierter geallischer Eiche, in die die Symbole Gealls eingeschnitzt waren. Auch auf den Gemälden an den Wänden waren die Hügel, Felder und Wälder Gealls zu sehen.
    Auf einem Tisch neben dem Bett stand ein kleines Porträt in einem Silberrahmen.
    Moiras Vater hatte jede Nacht über ihre Mutter gewacht – jetzt würde er über seine Tochter wachen.
    Sie blickte zu den Türen, die auf den Balkon ihrer Mutter führten. Die Vorhänge waren noch zugezogen, und sie würde es auch so belassen. Zumindest noch eine Zeit lang. Sie war noch nicht in der Lage, die Türen zu öffnen und auf die Steine hinauszutreten, wo ihre Mutter ermordet worden war.
    Stattdessen dachte sie lieber an die glücklichen Stunden, die sie mit ihrer Mutter hier in diesem Zimmer verbracht hatte.
    Sie ging hinaus und klopfte an die Tür von Hoyts und Glennas Zimmer. Als keine Reaktion erfolgte, bemerkte sie, wie früh es noch war. Rasch trat sie zurück und hoffte, sie hätten ihr Klopfen vielleicht gar nicht gehört.
    Aber da öffnete Hoyt bereits die Tür. Er verknotete gerade den Gürtel an seinem Morgenmantel. Seine langen, dunklen Haare waren zerzaust, und er blickte sie verschlafen an.
    »Oh, Entschuldigung«, stammelte Moira. »Ich habe nicht daran gedacht …«
    »Ist etwas passiert? Stimmt etwas nicht?«
    »Nein, nein, nichts. Ich habe nur nicht daran gedacht, wie früh es noch ist. Bitte, geh wieder ins Bett.«
    Glenna tauchte hinter Hoyt auf. »Was ist los? Moira? Gibt es ein Problem?«
    »Nein, nur mit meinen Manieren. Ich war schon so früh wach und habe nicht überlegt, dass andere ja vielleicht noch schlafen wollen, vor allem nach dem gestrigen Fest.«
    »Es ist schon in Ordnung.« Glenna legte Hoyt die Hand auf den Arm und drängte sich an ihm vorbei. »Was wolltest du denn?«
    »Ich wollte nur mit dir reden. Eigentlich wollte ich dich fragen, ob du mit mir im Wohnzimmer meiner Mutter … in meinem Wohnzimmer mit mir frühstückst, damit ich etwas mit dir besprechen kann.«
    »Gib mir zehn Minuten.«
    »Bist du sicher? Es macht mir nichts aus, länger zu warten.«
    »Zehn Minuten«, wiederholte Glenna.
    »Danke. Ich lasse uns etwas zu essen bringen.«
    »Sie scheint zu irgendetwas bereit zu sein«, meinte Hoyt, als Glenna an ihre Waschschüssel trat.
    Glenna tauchte die Fingerspitzen in das Wasser und überlegte. Duschen konnte sie hier ja leider nicht, aber sie würde sich auf keinen

Weitere Kostenlose Bücher