Rot wie die Liebe
sie behüten.«
»Besser wäre es, sie würden sich selbst behüten«, sagte Cian. Aber auch er blieb stehen, bis das erste Bataillon der Armee von Geall nicht mehr zu sehen war.
8
Glenna runzelte die Stirn, als Cian ihr auf Moiras Drängen hin beim Frühstück von seinem Zusammentreffen mit Lilith berichtete.
»Also ähnlich wie das, was Blair widerfahren ist, und auch mir damals in New York. Ich hatte gehofft, dass Hoyt und ich so etwas ein für alle Mal blockiert hätten.«
»Das habt ihr wahrscheinlich auch, aber nur für Menschen«, erwiderte Cian. »Bei Vampiren untereinander ist es vermutlich völlig anders. Vor allem …«
»… wenn der Eindringling der Erzeuger ist«, beendete Glenna den Satz. »Ja, ich verstehe. Aber es müsste trotzdem einen Weg geben, um das zu verhindern.«
»Es ist deine Zeit und Energie nicht wert, weil es für mich eigentlich kein Problem darstellt.«
»Das sagst du jetzt, aber es hat dich doch aus dem Gleichgewicht gebracht.«
Cian warf Moira einen Blick zu. »Aus dem Gleichgewicht gebracht ist übertrieben.
Auf jeden Fall ist sie wütend abgerauscht.«
»Das ist ja schon mal was«, meinte Glenna. »Wenn sie zu dir kommt, um zu verhandeln, kann sie nicht so selbstsicher sein, wie sie vorgibt.«
»Im Gegenteil. Sie ist absolut davon überzeugt, dass sie siegen wird. Ihr Zauberer hat es ihr gezeigt.«
»Midir? Davon hast du letzte Nacht gar nichts gesagt.«
»Darum ging es ja auch nicht«, erwiderte Cian leichthin. In Wahrheit hatte er lange überlegt, ob er es überhaupt erwähnen sollte. »Sie behauptet, er habe ihr den Sieg gezeigt, und meiner Überzeugung nach glaubt sie ihm. Die Verluste, die wir ihr bisher zugefügt haben, sind für sie kaum von Bedeutung. Das sind nur kleine Ärgernisse und Dämpfer für den Stolz. Nichts Besonderes.«
»Wir bestimmen das Schicksal mit jedem Schritt, jeder Entscheidung.« Moira blickte Cian an. »Dieser Krieg ist erst dann gewonnnen, wenn er gewonnen ist, ob von ihr oder von uns. Ihr Zauberer sagt und zeigt ihr lediglich, was sie hören und sehen will.«
»Der Meinung bin ich auch«, sagte Glenna. »Wie sollte er sonst überleben?«
»Ich behaupte ja gar nicht, dass ihr beide Unrecht habt.« Cian nahm sich eine Birne.
»Aber so ein absoluter Glaube kann eine gefährliche Waffe sein. Allerdings kann man Waffen auch gegen den richten, der sie in Händen hält, und je tiefer wir sie treffen, desto unüberlegter wird sie handeln.«
»Und womit wollen wir zustechen?«, fragte Moira.
»Das überlege ich mir noch.«
»Ich habe etwas, was vielleicht funktionieren könnte.« Glenna kniff die Augen zusammen und rührte ihren Tee um. »Wenn Midir ihr die Tür öffnen kann, sodass sie in deinen Kopf gelangt, Cian, dann kann ich sie für dich ebenfalls öffnen. Wie würde Lilith ein Besuch wohl gefallen?«
Cian lehnte sich zurück. »Na, du bist ja ein kluges Mädchen!«
»Ja. Aber ich brauche euch beide dazu. Sollen wir nicht das Frühstück mit einem netten, kleinen Zauber beenden?«
Er war nicht klein und er war auch nicht nett. Glenna brauchte länger als eine Stunde, um alle Werkzeuge und Zutaten bereitzulegen.
Sie zermahlte Tonkiesel und Türkis und stellte sie beiseite. Dann legte sie Kornblumen, Efeu und Thymianzweige daneben. Sie beschrieb rote und gelbe Kerzen. Und schließlich machte sie Feuer unter ihrem Kessel.
»Das hier kommt von der Erde und wird jetzt mit Wasser vermischt.« Sie begann ihre Ingredienzien ins Becken zu streuen. »Für Traumworte, zum Sehen und für Erinnerungen. Moira, stellst du bitte die Kerzen in einem Kreis um das Becken?«
Sie fuhr fort, während Moira die Kerzen aufstellte. »Ich wollte dies hier versuchen, seit das mit Blair passiert ist, und ich hatte mir schon zurechtgelegt, wie es gemacht werden müsste.«
»Sie hat dich jedes Mal schwer getroffen, wenn du mit Hilfe von Magie in ihre Basis eingedrungen bist«, rief Cian ihr ins Gedächtnis. »Pass also auf. Du musst dir ganz sicher sein. Ich möchte nicht, dass Hoyt mich noch einmal von den Klippen stürzt, weil ich zugelassen habe, dass dir etwas zustößt.«
»Um mich geht es hier nicht, ich stehe nicht an vorderster Front.« Glenna schob sich eine Haarsträhne hinter das Ohr und blickte ihn an. »Das wirst du sein.«
»Na, dann ist es ja perfekt.«
»Es ist riskant, deshalb musst du dir absolut sicher sein.«
Er trat einen Schritt vor und spähte ins Becken. »Was muss ich denn überhaupt machen?«
»Zuerst beobachtest du nur.
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