Rot wie die Liebe
ihrem Blut.«
Cian zeigte keine Reaktion, als Moira seine Hand hob, um einen Schnitt auszuführen.
»Geist und Lebensabbild verbinden sich nun, und er kann einen langen Blick dorthin tun. Wir halten ihn sicher mit Herz und Hand, bis er zurückkommt aus diesem Land.
Der magische Strom fließt durch uns in sie ein und lässt sie ihr träumendes Selbst für uns sein. Türen öffnen sich, damit wir sehen, und so soll es dann geschehen.«
Glenna hielt das Püppchen über den Kessel und ließ es los, sodass es nur noch von ihrer Willenskraft in der Luft gehalten wurde.
»Nimm seine Hand«, sagte sie zu Moira. »Und halt sie fest.«
Als Moira nach Cians Hand griff, begab sich Cian gerade durch seine Tür. Nicht sanft, wie sonst, sondern er explodierte geradezu durch sie hindurch, flog durch eine Dunkelheit, die seine Augen nicht durchdringen konnten. Er spürte, dass Moira seine Hand hielt, und in seinem Kopf hörte er ihre ruhige, kühle Stimme.
»Wir sind bei dir. Wir lassen dich nicht los.«
Mondlicht schimmerte durch die Dunkelheit, und er konnte verschwommen Formen und Schatten erkennen. Es duftete nach Blumen und Erde, Wasser und Frau.
Nach Menschen.
Und es war heiß. Temperatur bedeutete ihm wenig, aber er spürte deutlich, wie er die feuchte Kälte hinter sich ließ. Glühende Hitze, gemildert nur durch eine leichte Brise vom Wasser.
Vom Meer, korrigierte er sich. Es war ein Ozean, dessen Wellen sanft an den Sandstrand schlugen. Und hinter dem Strand stiegen Hügel auf. Auf den Terrassen der Hügel wuchsen Olivenbäume. Und auf der höchsten Anhöhe stand ein Tempel, dessen Marmorsäulen weiß im Mondlicht schimmerten.
Ein Mann und eine Frau lagen zusammen auf einer wei ßen, goldgesäumten Decke auf dem Strand, nahe am weißen Schaum der Brandung.
Er hörte die Frau lachen – ein heiseres, erregtes Lachen. Und er wusste, es war Lilith, Liliths Erinnerung oder ihr Traum, in dem er sich befand. Deshalb blieb er abseits stehen und sah zu, wie der Mann das weiße Gewand von ihren Schultern herunterschob und seinen Kopf über ihre Brüste beugte.
Süß, so süß war sein Mund auf ihr. Alles in ihr geriet in Wallung. Wie konnte so etwas Schönes verboten sein? Ihr Körper war dazu bestimmt. Die Götter hatten ihren Geist und ihre Seele geschaffen, um seine Gefährtin zu sein.
Sie bog sich ihm entgegen, und ihre Finger spielten in seinen Haaren. Er roch nach Olivenbäumen und dem Sonnenlicht, in dem die Früchte reiften.
»Geliebter«, murmelte sie, als sich ihre Lippen wieder trafen. Und als sein Körper sich mit ihrem vereinte, trieb ihr die Lust Tränen in die Augen, und aus ihren Seufzern wurde haltloses Keuchen.
Die Liebe schlug wie mit tausend seidenen Fäusten auf ihr Herz ein, und sie drückte ihn an sich, bis sie ihre Freude laut herausschrie.
»Cirio, Cirio.« Sie bettete seinen Kopf an ihre Brust. »Mein Herz. Meine Liebe.«
Er hob den Kopf und strich ihr über die goldenen Haare. »Selbst der Mond verblasst angesichts deiner Schönheit, Lilia, meine Königin der Nacht.«
»Die Nächte gehören uns, aber ich möchte auch die Sonne mit dir erleben – die Sonne, die dein Haar und deine Haut vergoldet, die dich berührt, wenn ich es nicht kann. Ich möchte stolz und frei neben dir einhergehen.«
Er rollte sich auf den Rücken. »Betrachte die Sterne. Sie sind heute Nacht unsere Fackeln. Wir könnten schwimmen gehen und die Hitze im Meer wegspülen.«
Ihre Züge wurden hart. »Warum willst du nicht darüber sprechen?«
»Es ist zu heiß für Gespräche und Probleme.«
Er ließ den Sand durch die Finger rinnen.
»Komm, wir sind Delfine und spielen.«
Aber als er ihre Hand ergriff, um sie mit sich zu ziehen, wandte sie sich schmollend ab. »Aber wir müssen reden. Wir müssen doch planen.«
»Meine Süße, wir haben heute Nacht nur noch so wenig Zeit.«
»Wir könnten immer miteinander sein, jede Nacht. Wir müssen nur zusammen fliehen. Ich könnte deine Frau werden und dir Kinder schenken.«
»Fliehen?« Lachend warf er den Kopf zurück. »Was ist denn das für ein alberner Einfall? Komm, ich habe nur noch eine Stunde Zeit. Lass uns ein wenig schwimmen und uns in den Wellen wiegen.«
»Es ist kein alberner Einfall.« Dieses Mal schlug sie nach seiner Hand. »Wir könnten irgendwo hinsegeln, wo wir offen, im Sonnenlicht, zusammen sein dürfen. Ich möchte mehr als nur ein paar Stunden in der Dunkelheit mit dir, Cirio. Du hast mir mehr versprochen.«
»Davonlaufen wie Diebe? Mein Heim
Weitere Kostenlose Bücher