Rot wie die Liebe
und sie spendete Trost, so gut es ging. Sie wusste zwar nichts Genaues über den Angriff, sagte aber jeder, ihr Sohn, Mann oder Bruder sei tapfer wie ein Held gestorben.
Am schlimmsten war es bei Seans Eltern, weil sie die Hoffnung in den tränenfeuchten Augen des Schmieds und seiner Frau sah. Sie brachte es nicht über sich, ihnen diese Hoffnung zu nehmen, und überließ sie ihren Gebeten, dass ihr Sohn irgendwie entkommen und nach Hause zurückkehren würde.
Als sie ihre Aufgabe erfüllt hatte, ging sie in ihre Gemächer und legte den Zettel mit den Namen in eine bemalte Schachtel, die sie neben ihr Bett stellte. Es würde noch weitere Listen geben. Dies war erst der Anfang. Und jeder Name von jedem, der sein Leben gelassen hatte, würde aufgeschrieben und in dieser Schachtel verwahrt werden.
Sie legte noch einen Rosmarinzweig zur Erinnerung und eine Münze als Tribut hinein.
Dann schloss sie die Schachtel, und obwohl sie lieber mit ihrer Trauer allein gewesen wäre, ging sie in den Salon, um sich anzuhören, was geschehen war.
Die Unterhaltung stockte, als sie das Zimmer betrat, und Larkin sprang auf.
»Mein Vater hat uns gerade verlassen. Wenn du willst, hole ich ihn noch einmal zurück.«
»Nein, nein. Er soll zu deiner Mutter und deiner Schwester gehen.« Moira wusste, dass der Mann ihrer schwangeren Kusine morgen Früh die Truppen anführen würde.
»Ich wärme dir etwas zu essen auf. Nein, du musst etwas essen«, sagte Glenna, noch bevor Moira ablehnen konnte. »Betrachte es als Medizin.«
Während Glenna ihr Essen auftat, schenkte Cian ihr einen Apfelbrandy ein und reichte ihr den Becher. »Hier, trink das. Du bist weiß wie Wachs.«
»Wenn ich das trinke, bekomme ich zwar wieder Farbe, kann aber wahrscheinlich keinen klaren Gedanken mehr fassen.« Aber sie schüttete die Flüssigkeit herunter wie Wasser.
»Ich bewundere Frauen, die so trinken können.« Beeindruckt nahm Cian das leere Glas entgegen.
»Es war schrecklich. Wenigstens euch gegenüber kann ich es ja zugeben. Es war schrecklich.« Moira setzte sich an den Tisch und drückte die Hände an die Schläfen.
»In ihre Gesichter zu blicken und zu sehen, wie sie sich veränderten, als ich ihnen die Nachricht brachte. Am schwersten war es bei dem, den sie gefangen haben, dem Sohn des Schmieds, Sean. Seine Eltern haben noch Hoffnung. Wie hätte ich ihnen sagen sollen, dass es für ihn schlimmer als der Tod ist? Ich konnte ihnen doch nicht den letzten Hoffnungsschimmer nehmen, aber ich frage mich, ob es nicht besser gewesen wäre, es zu tun.«
Sie stieß die Luft aus. Dann richtete sie sich auf. Glenna hatte Recht, sie musste etwas essen. »Sagt mir, was ihr wisst.«
»Sie waren im Boden eingegraben«, begann Hoyt, »Wie damals, als sie Blair angegriffen haben. Tynan meint, es wären nicht mehr als fünfzig gewesen, aber die Männer sind von dem Angriff überrascht worden. Zwei unserer Männer fielen sofort, und in der Verwirrung des Kampfes konnten sie drei Pferde entwenden.«
»Beinahe ein Drittel der Pferde, die sie mitbringen konnten.«
»Vier, vielleicht fünf von ihnen nahmen den Sohn des Schmieds mit. Die, die versucht haben, ihn zu retten, sagten, er habe noch gelebt. Sie ritten mit ihm nach Osten, während die anderen weiterkämpften. Die Soldaten haben mehr als zwanzig getötet, und die Übrigen ergriffen die Flucht.«
»Es war ein Sieg. Du musst es so sehen«, beharrte Blair. »Du musst. Deine Männer haben beim ersten Kampf über zwanzig Vampire getötet, und im Vergleich dazu haben sie geringe Verluste. Sag jetzt nicht, dass jeder Tod zu viel ist«, fügte sie rasch hinzu. »Das weiß ich. Aber dies hier ist die Realität, und ihr Training hat sich ausgezahlt.«
»Du hast ja Recht. Ich habe mir das selbst auch schon gesagt. Aber es war auch ihr Sieg. Sie wollten unbedingt einen Gefangenen machen, sonst hätten sie ihn doch nicht mitgenommen. Sie müssen den Auftrag gehabt haben, einen lebend mitzubringen.«
»Ich widerspreche dir ja gar nicht, aber ich empfinde es trotzdem nicht als Sieg für sie. Es war einfach nur eine dumme Verschwendung. Denk doch nur mal an die fünf Vampire für den Gefangenen. Wenn sie dageblieben wären und gekämpft hätten, hätten sie mehr von uns erwischt – tot oder lebendig. Ich nehme an, Lilith hat das befohlen, weil sie sauer war oder aus einem Impuls heraus. Aber eigentlich war es eine schlechte Strategie.«
Moira überlegte. Sie schmeckte gar nicht, was sie aß. »So wie sie King zu uns
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