Rot wie die Liebe
»Das ist nicht einfach. Blair würde jetzt wohl sagen, Punkt für mich.« Wieder drehte sie sich zu ihm um und lächelte. »Für mich ist das alles neu, deshalb sag mir doch: Warum sollte ein Mann böse auf eine Frau sein, die bei ihm liegen will?«
»Ich bin kein Mann.«
»Ah.« Sie hob einen Finger. »Aber du hast trotzdem Bedürfnisse, empfindest Verlangen. Du hast mich begehrt.«
»Ein Mann lässt sich mit fast jeder Frau ein.«
»Aber du bist doch kein Mann«, gab sie grinsend zurück. »Noch ein Punkt für mich.
Du holst mich nicht mehr ein.«
»Wenn du wieder getrunken hast …«
»Nein. Du weißt, dass ich nüchtern bin. Aber ich habe nachgedacht. Ich ziehe in den Krieg, in die Schlacht. Vielleicht überlebe ich nicht. Vielleicht überlebt keiner von uns. Heute sind gute Männer gestorben und haben gebrochene Herzen hinterlassen.«
»Und Sex ist eine Bestätigung für das Leben. Ich weiß, wie du es meinst.«
»Ja, genau, das stimmt. Und auf einer persönlicheren Ebene habe ich mir gedacht, dass ich auf keinen Fall als Jungfrau sterben möchte. Ich möchte wissen, wie es ist. Ich möchte es fühlen.«
»Dann besorg dir ein Studienobjekt, Majestät. Ich bin nicht interessiert.«
»Ich will keinen anderen. Vor dir wollte ich noch nie jemanden, und seit ich dich das erste Mal gesehen habe, hat mir keiner sonst gefallen. Es hat mich schockiert, dass ich solche Gefühle für dich empfinde, da ich doch weiß, was du bist. Aber sie sind in mir, und sie verschwinden nicht. Wie jeder andere Mensch habe auch ich Bedürfnisse.
Und wenn es sein muss, kann ich sicher auch deinen Widerstand überwinden – auch wenn du schon lange kein stürmischer junger Mann mehr bist.«
»Du bist ja ganz schön direkt«, murmelte er.
»Oh, das war ich immer schon. Ich achte nur sorgfältig darauf, wann ich das zu erkennen gebe.« Sie legte die Hand auf einen der Bettpfosten. »Was würde es dir schon bedeuten? Eine oder zwei Stunden deiner Zeit. Ich glaube, du hast schon seit einer ganzen Weile keine Frau mehr gehabt.«
Er kam sich vor wie ein Idiot. Steif und dumm und voller Verlangen. »Das braucht nicht deine Sorge zu sein.«
»Nein, vielleicht nicht, aber ich habe gelesen, dass es sich bei einem Mann auswirken kann, wenn er eine Zeit lang abstinent war. Allerdings habe ich ja auch gar keine Vergleichsmöglichkeit.«
»Na, was habe ich doch für ein Glück. Oder hätte ich zumindest, wenn ich dich wollte.«
Sie legte den Kopf schräg und blickte ihn neugierig an.
»Du glaubst, du kannst mich mit Beleidigungen abschrecken. Ich wette – und ich setze jede Summe, die du nennst –, dass du jetzt hart wie ein Stein bist.« Sie trat auf ihn zu. »Ich will so sehr, dass du mich berührst, Cian. Ich bin es leid, nur davon zu träumen. Ich möchte es endlich fühlen.«
Der Boden bebte unter seinen Füßen. »Du weißt nicht, worum du bittest, was du riskierst. Du kennst die Konsequenzen nicht.«
»Ein Vampir kann mit einem Menschen schlafen. Du wirst mich nicht verletzen.«
Sie zog die Kette mit dem Kreuz über den Kopf und legte sie auf den Tisch.
»Du bist ja vertrauensselig.« Er versuchte es mit Sarkasmus, aber die Geste hatte ihn gerührt.
»Vertrauensselig. Ich brauche keinen Schutz oder Schild gegen dich. Warum sagst du eigentlich nie meinen Namen?«
»Was? Das tue ich doch.«
»Nein, das tust du nicht. Du sprichst mit mir, aber du schaust mich nie an und sagst meinen Namen.« Ihre Augen waren rauchgrau und wissend. »Namen haben Macht.
Hast du Angst, ich könnte dir etwas nehmen?«
»Du kannst mir nichts nehmen.«
»Dann sag meinen Namen.«
»Moira.«
»Noch einmal, bitte.« Sie ergriff seine Hand und legte sie auf ihr Herz.
»Tu das nicht.«
»Cian. Jetzt sage ich deinen Namen. Cian. Ich glaube, wenn du mich nicht berührst, mich nicht nimmst, stirbt ein Teil von mir schon vor der Schlacht. Bitte.« Sie umfasste sein Gesicht mit beiden Händen und sah in seinen Augen endlich, was sie sehen wollte. »Sag meinen Namen.«
»Moira.« Er ergriff ihr Handgelenk und drückte seine Lippen in ihre Handfläche.
»Moira. Wenn ich nicht schon verdammt wäre, würde mich dies hier geradewegs in die Hölle befördern.«
»Wenn du es mir beibringst, versuche ich, dir zuerst den Himmel zu öffnen.«
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und zog seinen Kopf zu sich herunter. Als sein Mund sich auf ihren senkte, stieß sie einen zitternden Seufzer aus.
10
Er hatte geglaubt, es allein mit seiner Willensstärke
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