Rot wie die Liebe
hast dir nicht überlegt, was andere denken könnten, wenn wir das Bett miteinander teilen.«
»Jetzt hör sich das einer an! Gerade du machst dir Sorgen um meinen Ruf! Ich bin eine selbstständige Frau und brauche niemandem Rechenschaft darüber abzulegen, mit wem ich das Bett teile.«
»Da du Königin bist …«
»Deswegen bin ich nicht weniger Frau«, unterbrach sie ihn. »Und zwar eine geallische Frau, und wir sind dafür bekannt, dass wir unseren eigenen Kopf haben. Daran bin ich vor ein paar Stunden auch erinnert worden.« Sie stand auf und wickelte sich in ihren Morgenmantel.
Sie erschien ihm wie in Dunst gehüllt.
»Eine meiner Hofdamen, Ceara – weißt du, wen ich meine?«
»Ja, so eine große, mit dunkelblonden Haaren. Sie hat dich im Zweikampf besiegt.«
»Ja, genau. Ihr Bruder wurde heute getötet. Er war jung, noch nicht einmal achtzehn.«
Bei dem Gedanken daran fuhr ihr erneut ein Stich durchs Herz. »Ich kam in den Salon meiner Damen, und sie war dort, obwohl ich ihr frei gegeben hatte, damit sie bei ihrer Familie sein konnte.«
»Sie ist loyal und erfüllt ihre Pflicht dir gegenüber.«
»Nicht nur mir gegenüber. Sie fragte mich, ob ich ihr im Namen ihres Bruders etwas gewähren würde.« Moiras Stimme bebte vor Rührung. »Sie will morgen Früh mit ihrem Mann marschieren. Sie will ihre Kinder und die Sicherheit hier zurücklassen und sie gegen die Unsicherheit des Kampfes eintauschen. Sie ist nicht die einzige Frau, die mich gebeten hat, gehen zu dürfen. Wir sind nicht schwach. Wir sitzen nicht hier und warten. Und daran musste ich heute Abend denken.«
»Du lässt sie gehen?«
»Ja, sie und jede andere, die gehen will. Am Ende müssen vielleicht auch einige gehen, die lieber hier blieben. Ich bin nicht zu dir gekommen, weil ich schwach bin oder Trost und Schutz brauchte. Ich bin gekommen, weil ich dich wollte, weil ich das hier wollte.«
Sie legte den Kopf schräg und ließ lächelnd den Morgenmantel zu Boden sinken.
»Und anscheinend will ich dich jetzt schon wieder. Muss ich dich erst verführen?«
»Dafür ist es zu spät.«
Ihr Lächeln wurde breiter, als sie aufs Bett zutrat. »Ich habe gehört – und gelesen –, dass ein Mann zwischen den einzelnen Runden ein bisschen Erholung braucht.«
»Du zwingst mich, mich zu wiederholen. Ich bin kein Mann.«
Er packte ihre Hand und warf sie aufs Bett – unter sich.
Lachend zog sie ihn an den Haaren. »Na, in diesem Fall ist das aber ganz praktisch, was?«
Viel, viel später schlief Cian nicht in der gewohnten Stille ein, sondern mit dem stetigen Rhythmus von Moiras Herzschlag.
Und es war auch ihr Herz, das ihn weckte. Er hörte die plötzlichen, raschen Schläge, noch bevor sie aufschrie und im Schlaf um sich schlug.
Er fluchte, als ihm einfiel, dass sie ihr Kreuz nicht trug und er auch keine von Glennas Vorsichtsmaßnahmen gegen Liliths Eindringen getroffen hatte.
»Moira.« Er packte sie an den Schultern und hob sie hoch. »Wach auf.«
Er wollte sie gerade schütteln, als sie die Augen aufschlug. Statt der Angst, die er erwartet hatte, sah er Trauer in ihrem Gesicht.
»Es war ein Traum«, sagte er vorsichtig. »Nur ein Traum. Lilith kann dich in Träumen nicht berühren.«
»Es war nicht Lilith. Es tut mir leid, dass ich dich geweckt habe.«
»Du zitterst ja. Hier.« Er wickelte sie in eine Decke ein. »Ich zünde das Feuer wieder an.«
»Nein, mach dir keine Mühe. Das brauchst du nicht«, sagte sie, als er aufstand. »Ich gehe jetzt besser. Es wird ohnehin gleich hell.«
Er hockte sich wortlos vor den Kamin und legte Torf auf die Glut. »Du willst mir nicht anvertrauen, was los war?«
»Nein, darum geht es nicht.« Sie wäre besser sofort aufgestanden und gleich gegangen, dachte sie. Auf einmal schien sie sich nicht mehr bewegen zu können. »Es war nicht Lilith, es war nur ein schlimmer Traum. Nur …«
Aber sie begann schon wieder zu keuchen.
Statt zu ihr zu kommen, kümmerte Cian sich um das Feuer und ging dann durchs Zimmer, um überall Kerzen anzuzünden.
»Ich kann nicht darüber sprechen. Ich kann nicht.«
»Natürlich kannst du. Vielleicht nicht mit mir, aber mit Glenna. Ich gehe sie wecken.«
»Nein. Nein. Nein.« Moira schlug die Hände vors Gesicht.
Da er nun schon mal wach war und vermutlich nicht wieder einschlafen würde, schenkte er sich selbst einen Becher Blut ein. »Geallische Frauen sind also nicht schwach.«
Sie ließ die Hände sinken und funkelte ihn böse an. »Du verdammter
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