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Rot wie Schnee

Rot wie Schnee

Titel: Rot wie Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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einen letzten Blick auf den Bildschirm und verließ den Raum.
    Bevor Lindell in ihr Büro zurückkehrte, verteilte sie noch die Aufgaben, die diese Entdeckung mit sich brachte. Schönell bat sie, eine Anzahl Fotos des Golfspielers zu kopieren. Beatrice Andersson, die das Bild einige Sekunden unwillig betrachtet und sich dann angewidert abgewandt hatte, bekam den Auftrag, die Firma zu ermitteln, die das Video |282| produziert hatte, und herauszufinden, ob sie überhaupt kooperativ war.
    Bea warf einen Blick auf die Hülle und las die kleingedruckten Informationen.
    »Das wurde in Kalifornien produziert, da fahre ich gern hin«, sagte sie.
     
    Als Ann Lindell in ihr Büro kam, fehlte ihr die innere Ruhe, sich wieder mit dem zu beschäftigen, was sie vorher getan hatte. Sie stellte sich ans Fenster und versuchte, sich aus den vorliegenden Details ein Bild zu machen. Wenn der Mann auf dem Video Armas’ Sohn war, brachte das eine Komplikation mit sich. Aber konnte das die Ermittlungen auch ein Stück weiterbringen? Handelte es sich um Erpressung? Hatte jemand entdeckt, dass Armas’ Sohn ein Pornodarsteller war, und mit diesem Wissen Armas ausnehmen wollen? Was wusste Slobodan Andersson? Er hatte behauptet, Armas habe keine Verwandten. War das gelogen, oder wusste er unter Umständen gar nichts von einem Sohn seines Kompagnons?
    Immer mit der Ruhe, redete sie sich zu. Noch war der Mann ja nicht einmal identifiziert. Aber dieser Einwand hatte keinen größeren praktischen Nutzen. Für sich hatte sie bereits entschieden: Das war Armas’ Sohn. Ebenso, dass der Fingerabdruck auf dem Video dem Erpresser gehörte.
    Sie ging zum Telefon, suchte nach der richtigen Nummer und rief Slobodan Andersson an. Zum ersten Mal klang der Wirt entspannt, schlug sogar vor, er könne auch ins Präsidium kommen, falls Lindell das besser passte.
    »Worum geht es?«
    »Ich habe da einige Überlegungen, die ich gern an Ihnen testen möchte.« Sie bemühte sich um einen ebenso freundlichen Ton wie er, auch wenn sie hinter seiner ungewöhnlich sanften Stimme eine gewisse Berechnung vermutete.
    Sie verabredeten, dass Slobodan Andersson sich in einer |283| Stunde im Foyer des Präsidiums meldete. In der Zwischenzeit wollte Ann Lindell lesen, was Fryklund, der sogenannter Polizeidienstanwärter war, zu
Quetzalcóatl
für sie zusammengestellt hatte.
    Es war, wie sich zeigte, eine Darstellung zur mexikanischen Mythologie. Der zu folgen fiel ihr schwer, zu viele komplizierte Namen. Außerdem drängten die neuen Informationen die Videoaufnahme in den Hintergrund. Aber immerhin verstand sie, dass
Quetzalcóatl
in der aztekischen Kultur ein mächtiger Gott war. Fryklund hatte auch ein halbes Dutzend unterschiedlicher Illustrationen beigefügt. Sie zeigten alle eine Figur mit furchterregendem Gesicht und Federn am Körper. Auf manchen Bildern tanzte die Figur.
    Er hatte außerdem eine Liste von Tätowierern dazugelegt, die den Gott als eines ihrer beliebteren Motive nannten. Der erste Name auf der Liste, vollständig mit Anschrift und Telefonnummer, war ein Sammy Ramírez aus Guadalajara in Mexiko. Er benutzte genau das Bild, das Armas sich hatte auf den Oberarm tätowieren lassen.
    Lindell nahm den Hörer und wollte gerade die Nummer eingeben, als ihr einfiel, dass der Zeitunterschied zwischen Mexiko und Schweden beträchtlich sein musste. Wie spät mochte es in Guadalajara sein? Sie wusste es nicht und beschloss, es einfach darauf ankommen zu lassen.
    »Sammy«, antwortete eine schlaftrunkene Männerstimme. Dann folgte noch etwas auf Spanisch, was Lindell nicht verstand.
    Ann Lindell stellte sich vor und entschuldigte sich. Sie rufe sicher zu unpassender Zeit an. Sammy stöhnte zwar, legte aber nicht auf, was Lindell ermunterte, mit ihrem dürftigen Englisch fortzufahren.
    Ohne sie zu unterbrechen, hörte sich der Tätowierer ihre Geschichte an. Dass es um ein Gewaltverbrechen ginge, und dass sie nach einem weißen Mann suchten, der sich eventuell |284| von Sammy habe tätowieren lassen. Sie versuchte, Armas so gut es ging zu beschreiben. Beim Sprechen wurde Lindell erst richtig bewusst, dass sie im Grunde die berühmte Stecknadel im Heuhaufen suchte, und dann beschloss sie ihren Monolog auch mit diesem Vergleich.
    »I’m the needle«, sagte Sammy Ramírez, und Lindell hörte ein amüsiertes, leises Lachen. Sammy erzählte, dass er sich an diesen großen Mann aus Schweden genau erinnerte. Sie hatten vor zwei, drei Jahren miteinander zu tun. Armas war in

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