Rot wie Schnee
vielleicht in Spanien. Die Handlung war unglaublich simpel: Im Zentrum stand eine Gruppe, bestehend aus vier athletisch gebauten Golfspielern. Auf einmal merkten die Golfer, dass sie alle homosexuell waren, und sie verbrachten nun einige Tage mit traditionellem Schwingen und Putten, wobei sie zwischendurch aber auf Bunkern und Fairways heftig vögelten. Die Dialoge waren dürftig, die Sexszenen mechanisch und ohne jede Finesse.
»Loch wie Loch«, murmelte Schönell, der selbst Golf spielte, und schob das Band noch einmal in den Recorder.
Er lehnte sich zurück, stand aber sofort wieder auf und justierte den Ton und setzte sich aufs Neue. Beim früheren Anschauen hatte er etwas gesehen, das diffus seine Aufmerksamkeit geweckt hatte. Etwas in dem Film beunruhigte ihn, aber er konnte es nicht benennen. Da Lindell meinte, die Filme könnten eine Bedeutung für die Ermittlungen haben, welcher Art auch immer, war ihm daran gelegen, gute Arbeit zu leisten. Sie hatte nichts darüber gesagt, weshalb Mexiko interessant war. Jedenfalls sollte hinterher keiner behaupten, Schönell habe geschludert. Und Lindell sollte ihm schon gar nichts nachweisen können.
Der Film lief. Schönell sah auf die Uhr und wünschte, er hätte sich Kaffee und was Leckeres dazu besorgt. Aufseufzend musste er mit ansehen, wie einer der Golfer seinem Gegenspieler den Handgriff eines Schlägers in den Hintern rammte. Die Kamera war auf das schweißüberströmte Gesicht des |280| Mannes gerichtet. Auf der Stirn klebten ein paar Sandkörner. Er verdrehte die Augen und tat so, als genieße er das Dasein, aber, dachte Schönell, es konnte doch wirklich keiner glauben, was da abging, sei ein Genuss. Dann zuckte er zusammen, nahm die Fernbedienung, spulte zurück, ließ die Sequenz noch mal laufen und hielt das Bild in dem Moment an, als sich der Mann im Bunker umwandte und seinen Partner ansah.
Schönell griff nach dem Telefon und rief Ann Lindell an. Sie versprach, sofort zu kommen. Erik Schönell pfiff zufrieden. Ich hätte sie bitten sollen, Kaffee mitzubringen, dachte er und sah nach dem Bild auf dem Monitor.
Wenige Minuten später klopfte es. Schönell öffnete und deutete ohne weitere Erklärung auf den Bildschirm. Als er sah, wie Lindell der Mund offen stand und wie sie sprachlos auf das Bild deutete, das war die ganze Mühe mit den Actionfilmen wert.
»Das gibt’s doch gar nicht!«, rief Lindell.
»Genau das dachte ich auch«, sagte Schönell.
»Super Job!«
Das hatte Schönell hören wollen.
»Es hat gedauert«, sagte er, »aber ich hatte es im Gefühl, dass da was war.«
Mit einem Mal ließ er seine gleichgültig-entspannte Haltung sausen und begann eifrig zu erläutern. Er erklärte, wie er stundenlang Filme durchgesehen hatte, wie ihn irgendetwas im Pornofilm gestört hatte, wie er ihn immer wieder angesehen hatte, um dann endlich diese Ähnlichkeit zu entdecken.
Lindell lachte und toppte ihr Lob noch mit einem Kommentar zu seiner Hartnäckigkeit.
»Jetzt sagen wir Otto Bescheid. Hast du Kaffee da?«
»Ich kümmere mich drum«, antwortete Schönell und war schon unterwegs.
|281| In Schönells Büro wurde es eng. Ob es die Aussicht war, etwas Heftiges zu sehen zu bekommen, oder ob Lindells Begeisterung die Kollegen lockte, war Schönell egal. Er sonnte sich im Glanz der Entdeckung. Die Leute kamen und gingen, und es wurde wild spekuliert.
»Ich möchte wetten, dass Erpressung im Spiel ist«, sagte Fredriksson, und diese Theorie schien die meisten Anhänger zu finden.
Lindell sagte nicht viel, studierte das Bild aber umso genauer. In den Augen des Mannes sah sie einen Wunsch, zu Willen zu sein, aber auch das Gegenteil, nämlich so etwas wie Trotz. Sie schätzte, dass er zwischen zwanzig und fünfundzwanzig Jahre alt war. Er hatte braune Augen und eine breite Stirn, aber das Entscheidende war dieser kleine Mund mit dem grausamen Zug.
Der Mann war Armas wie aus dem Gesicht geschnitten. Lindell hätte einiges darauf verwettet, dass es sich um den Sohn des Ermordeten handelte. Obwohl die Identität noch gar nicht bestätigt war, wurde schon diskutiert, in welche Richtung die Entdeckung auf dem Porno die Ermittlungen führen würde.
»Vielleicht hat das Video mit dem Mord überhaupt nichts zu tun«, warf Sammy Nilsson ein.
Ottosson schüttelte den Kopf.
»Es steht mit Armas in Verbindung und somit mit der Ermittlung«, sagte er. »Auf irgendeine Weise hat das mit dem Mord zu tun. Gute Arbeit, Schönell!«, ergänzte er, warf
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