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Rot wie Schnee

Rot wie Schnee

Titel: Rot wie Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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hatte offenbar in Frankreich eine Ausbildung als Schweißer absolviert. Nach einem halben Jahr auf der Werft verschwand er wahrscheinlich aus dem Land, kam aber 1970 zurück, und fand eine Anstellung im Club Malibu in Helsingborg.
    Beatrice hatte sich enorm viel Mühe gegeben, seinem Berufsweg zu folgen, aber es blieben viele Lücken und Fragezeichen. Mitte der Siebziger wurde er wegen einer Gewalttätigkeit zu acht Monaten Gefängnis verurteilt. In einem Nachtclub hatte es eine Schlägerei gegeben. Aber das war das einzige Mal, dass er mit dem Recht in Konflikt geraten war.
    Nachdem er die Strafe abgesessen hatte, verschwand er wieder von der Bildfläche. Erst viele Jahre später zog er gleichzeitig mit Slobodan Andersson nach Uppsala.
    In den letzten Jahren hatte er über ein regelmäßiges, aber nicht übertrieben großes Einkommen verfügt. Die letzte Angabe des zu versteuernden Einkommens hatte bei knapp zweihunderttausend Kronen gelegen. Registriert waren außerdem |321| vierzehn Strafzettel für Falschparken und eine Geschwindigkeitsübertretung.
    Lindell seufzte. Trotz Beas Anstrengungen war da nichts, woran man sich halten konnte. Kein Wort von einem Sohn. Keinerlei Informationen, die für die gegenwärtige Situation von Nutzen waren. Nichts.
    Ärgerlich warf sie den Bericht auf den Tisch, nahm sich ihren Block vor und blätterte die Aufzeichnungen der letzten Tage durch. Aber in Gedanken war sie unten am Fluss bei dem Auto. Sie müsste dort sein.
    Weil ihr sonst nichts einfiel, rief sie Barbro Liljendahl an. Die Kollegin nahm sofort ab.
    »Prima! Ich hatte dich auch schon anrufen wollen. Ich habe Rosenberg überprüft, er geht regelmäßig ins ›Dakar‹.«
    Das war für Ann Lindell nichts Neues, da sie ihn dort mit Lorenzo Wader gesehen hatte.
    »Wie hast du das herausgefunden?«
    »Ich habe mit Måns Fredriksson gesprochen. Er arbeitet an der Bar und ist der Sohn einer Nachbarin meiner Schwester. Als ich bei ihr zum Kaffeetrinken auf dem Balkon saß, war auf dem Balkon nebenan die Nachbarin mit ihrem Sohn. Wir kamen ins Gespräch, und wie es so geht, kamen wir auf den Mord an Armas zu sprechen, und da berichtete Måns, dass er im ›Dakar‹ arbeitet.«
    Lindell lachte. Genauso ist es, dachte sie, die Ernte des Zufalls.
    Måns sagte, Slobodan Andersson und Rosenberg kennen sich. Rosenberg würde immer an der Bar abhängen und eine Menge dummes Zeuge quatschen. Måns’ Abneigung war nicht zu überhören.
    »Wie konntest du auf Rosenberg zu sprechen kommen?«
    »Das war kinderleicht«, antwortete Liljendahl, verriet aber nicht, wie sie es angestellt hatte.
    »Wie ist Rosenberg? Worüber redet er?«
    |322| »Geschäfte. Er versucht sich den Anschein eines erfolgreichen Geschäftsmanns zu geben. Kleiner Angeber. Gibt immer große Trinkgelder, aber so, dass man darauf aufmerksam werden muss.«
    »Hat der Barkeeper Rosenberg und Slobodan Andersson zusammen gesehen?«
    »Aber sicher«, sagte Barbro Liljendahl nachdrücklich. »Die kennen sich nicht nur, die sind Kumpel – so hat Måns es ausgedrückt.«
    »Was sagte er zu deiner Neugier? Ich meine, wie hast du dein Interesse motiviert?«, fragte Ann Lindell. Sie hatte den Verdacht, die Kollegin nutzte den Mordfall Armas aus, eine Ermittlung, die nicht auf ihrem Tisch lag, um Rosenberg dort zu platzieren. Vielleicht auch, um damit zu prahlen.
    »Ich hab mich sehr zurückgehalten«, sagte Barbro Liljendahl. Sie hatte die unausgesprochene Kritik mit Sicherheit mitbekommen.
    Wer’s glaubt, dachte Ann Lindell, doch sie war auch froh über die Informationen. Dass Rosenberg nicht gerade ein Musterknabe war, das stand fest, aber eine Verbindung zwischen Slobodan Andersson und Armas und ihm war das gewisse Extra.
    »Könnten Drogen im Spiel sein?«
    »Warum tut sich einer wie Slobodan Andersson mit so einem wie Rosenberg zusammen? Drogen, was anderes kann der doch nicht«, sagte Liljendahl.
    Für Lindell waren die Worte der Kollegin wie eine Befreiung. Die Ermittlungen im Fall Armas waren nicht richtig ins Laufen gekommen, sie hatten nirgendwo ein Motiv gefunden, das auf der Hand lag. Entscheidende Zeugen hatten sich keine gemeldet, und die bisherigen Verhöre hatten keine wirklichen Fortschritte gebracht. Interessant waren einzig die Entfernung der Tätowierung und der Fund des Videofilms.
    |323| Liljendahls Worte ergaben jetzt eine Basis, auf der sie weitermachen konnten. Drogen könnten ein Motiv für den Mord gewesen sein. Die Tätowierung und vielleicht auch das

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