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Rot wie Schnee

Rot wie Schnee

Titel: Rot wie Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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könnte hier arbeiten, er könnte sich mit Feo anfreunden und Eva richtig kennenlernen, sie vielleicht zu Hause besuchen und ihre beiden Kinder treffen. Sie könnten zusammen nach Mexiko fahren, und dort könnte er ihr all das Schöne zeigen und ihre Neugier zufriedenstellen.
    Aber das war ein Traum, das sah Manuel in dem Moment ein, als Gäste das Lokal betraten. Er zog sich schnell zurück in die Spülküche.
    Alles war ein Traum. Angel war tot, Patricio saß im Gefängnis, und er selbst hatte Tausende Dollars unter einem Busch in der Nähe eines Flusses vergraben. Der Dicke importierte Kokain, und wenn Manuel nichts dagegen unternahm, würden ihm neue Brüder in die Falle gehen.
    Er konnte nicht als Geschirrabwäscher im »Dakar« bleiben. Er würde sich nie mit den anderen anfreunden. Eva würde bald nur eine Erinnerung sein. Er musste sich um seinen Bruder kümmern und Slobodan Andersson bestrafen. Alles Übrige war Träumerei.
     
    Aus der Küche hörte Manuel dröhnendes Gelächter. Als er über die Regale sah, entdeckte er Feo. Er trug einen Anzug und eine Krawatte, und er wirkte zufrieden und verlegen zugleich.
    Donald war es, der lachte, und der Grund war der Anzug, das begriff Manuel sofort. Feo machte gerade einen Hüftschwung, als stünde er auf dem Catwalk.
    »Wohin willst du?«, fragte Manuel ihn.
    »Mit meiner Frau und ihren Eltern essen gehen«, antwortete Feo, und jetzt wirkte er nur noch verlegen.
    »Wie schick du bist«, sagte Manuel.
    Feo nickte, schien aber nicht überzeugt zu sein. Donald ging zu ihm und kniff ihn in die Wange. Als er die Hand wegnahm, leuchtete die Stelle rot.
    |316| Donald sagte etwas auf Schwedisch, und das klang weder überheblich noch gemein. Im Gegenteil, Manuel meinte einen geradezu liebevollen Tonfall herauszuhören, und Feo sah wieder sorglos aus.
    »Klar ist er fein wie ein Herr«, ergänzte Manuel.
    Donald warf einen Blick auf Manuel.
    »Hier sind wir alle Herren«, sagte er barsch, und dann wandte er seine Aufmerksamkeit dem Herd zu.
    Feo lächelte unsicher, Pirjo sah zu Boden, und Johnny starrte auf den breiten Rücken des Küchenchefs.
    Da tat Pirjo etwas, wonach die ganze Küche von einem Gefühl erfüllt war, das niemand zu identifizieren vermochte: Sie ging zu Donald, legte ihm den Arm um die Schultern, reckte sich auf die Zehenspitzen, beugte sich vor und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

49
    L orenzo Wader besaß kein Handy. Seiner Meinung nach plapperten nur Amateure ständig in ihr Telefon. Wie viele hatte man nicht geschnappt, weil Polizei und Staatsanwaltschaft ein- und ausgehende Gespräche verfolgen konnten? Warum dazu einladen?
    Als Konrad Rosenberg seine Telefonnummer haben wollte, lachte er nur.
    »Willst du etwas von mir, dann musst du mich aufsuchen«, sagte er.
    »Aber wenn Zero anrufen will?«
    »Zero soll mich nicht anrufen und sonst auch niemand.«
    Konrad Rosenberg nickte.
    »Aber wenn du kein Telefon hast, dann kann doch   …«
    »Du darfst mit Zero reden«, unterbrach ihn Wader. »Ich |317| will ihn um halb neun heute Abend sprechen. Er soll zum Fyris-Kino in der St. Olafsgatan kommen, sich davorstellen und die Aushänge anschauen, dann die Straße hinauf und auf den Friedhof gehen.
    »Und dann?«
    »Mehr muss er nicht wissen«, erklärte Wader.
    Der nervöse Konrad begann ihn zu ermüden. Außerdem war er zu neugierig. Aber er war brauchbar. Lorenzo Waders Strategie lautete, nie jemand anderen am Ganzen teilhaben lassen. Nach dieser Taktik ging er seit vielen Jahren vor, und sie hatte sich ausgezeichnet bewährt. Dank seiner Vorsicht war Lorenzo Wader noch nie angeklagt, geschweige denn von einem Gericht verurteilt worden.
    Konrad Rosenbergs Aufgabe bestand darin, Kontakte zu nützlichen Idioten für die Feldarbeit herzustellen. Lorenzo Wader brauchte
street-runners
, und er hatte überhaupt keine Bedenken, einen Teil von Slobodan Anderssons »Personal« zu übernehmen.
    Konrad hatte zwar Waders Theorie, Slobodan Andersson stecke hinter dem Mord an Armas, zurückgewiesen. Aber Lorenzo Wader hielt das nicht für unmöglich. Armas war eine harte Nuss gewesen, die sich nicht knacken ließ – trotz der offenkundigen Angst, die Umwelt könnte von seinem unbekannten Sohn und dessen Neigungen und Treiben erfahren. Durch gemeinsame Bekannte hatte sich Wader Armas genähert. Aber als Armas nicht reagierte, unterbreitete ihm Lorenzo Wader ganz einfach selbst einen Vorschlag zur Zusammenarbeit. Armas schien es sich zu überlegen, wies ihn dann

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