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Rot wie Schnee

Rot wie Schnee

Titel: Rot wie Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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aber doch zurück.
    Am Tag darauf ließ er Armas durch Gonzo ein Päckchen mit einem Video überbringen. Ohne Begleitbrief, ohne Gruß oder was sonst einen Hinweis auf den eigentlichen Absender erlaubte. Denn Lorenzo Wader war davon überzeugt, dass Armas intelligent genug war, um zwei und zwei zusammenzuzählen |318| und den Vorschlag zur Zusammenarbeit und die indirekte Drohung durch das Video richtig aufzufassen.
    Gonzo, der keine Ahnung hatte, was er überbrachte, erhielt die Strafe: Armas hatte auf der Stelle reagiert und den Kellner vor die Tür gesetzt.
    Lorenzo Wader plagte deshalb kein schlechtes Gewissen, im Gegenteil verstand er die Rachegelüste des Kellners auszunutzen. Er hatte zwar einen Kontakt ganz nahe bei Slobodan Andersson und Armas verloren, aber auf der anderen Seite einen Informanten und Laufburschen gewonnen, den keine falschen Loyalitäten blockierten.

50
    U nmittelbar nach der Ermordung von Armas war die Polizei mit der Aufforderung in die Öffentlichkeit gegangen, ihr Informationen zu einem blauen BMW zukommen zu lassen. Es hatte sich niemand gemeldet, und das fand Ann Lindell angesichts der Tatsache, dass es sich um eine relativ exklusive Automarke und ein nicht besonders verbreitetes Modell handelte, doch erstaunlich.
    Nach einer Woche rief Algot Andersson, Eisenhändler im Ruhestand, bei der Polizei an und wurde zu Ann Lindell durchgestellt.
    Er hatte den ganzen Sommer damit zugebracht, ein hochseetüchtiges altes Segelschiff zu überholen, das unten am Fluss aufgebockt war. Dabei hatte er eine Beobachtung gemacht, die »eigentlich für die Polizei von Interesse sein dürfte«.
    Ein Stück von seinem Stellplatz entfernt war plötzlich etwas aufgetaucht, worauf er nun reagierte. Eine blaue Plane war über etwas gezogen, das seiner Vermutung nach ein Schiff war. Er kannte die Familie, die über diesen Platz verfügte, |319| und wusste, dass sie zu einem längeren Segeltörn unterwegs war und erst Ende September zurückerwartet wurde.
    Deshalb hatte ihn die Plane vom ersten Moment an stutzig gemacht. Was mochte das sein, was die Gardenståhls auf ihrem Platz hatten aufstellen lassen?
    Nach einer Woche gewann die Neugier die Oberhand, und er hatte unter die Plane geschaut und ein Auto entdeckt.
    »Da ist was faul«, sagte Algot Andersson zu Ann Lindell, »deshalb hab ich gedacht, ich ruf mal an.«
    »Das war richtig«, entgegnete sie, überzeugt davon, nun Armas’ Auto gefunden zu haben.
    Andersson hatte sich zwar das Kennzeichen nicht notiert, aber Farbe und Marke stimmten.
    Der Platz des Segelclubs am Fyrisån lag in der Nähe des südlichen Industriegebiets und flussaufwärts von der Stelle, an der Armas im Schilf gefunden worden war.
    »Ich bin ja noch hier unten und kann das Kennzeichen prüfen«, bot Algot Andersson an. »Bleiben Sie dran!«
    Lindell hörte es im Telefon knirschen, und sie meinte förmlich vor sich zu sehen, wie sich der Mann mit staksigen Schritten dem zugedeckten Auto näherte. Sie stellte ihn sich wie eine ältere Ausgabe von Berglund vor.
    »Hallo«, war er wieder da und spulte schnell das Kennzeichen herunter.
    »Super!«, sagte sie.
     
    Sie rief bei der Spurensicherung an, aber nicht Eskil Ryde nahm ab, sondern Charles Morgansson.
    »Eskil musste heute zu einer Beerdigung«, erklärte er.
    Ann berichtete ihm von dem Fund des Autos, und der Techniker versprach, sofort hinzufahren. Lindell hatte vorgehabt, sich das Auto selbst anzuschauen, aber sie wollte auf gar keinen Fall mit ihrem Ex zusammentreffen. Deshalb erklärte sie ihm, er müsse mit Ola Haver zusammenarbeiten.
    |320| »Wie steht’s sonst?«, fragte Morgansson.
    Obwohl ihr klar war, dass er nicht den Job meinte, erzählte sie ihm trotzdem von den Ermittlungen. Charles Morgansson verstand den Wink und fragte nicht weiter.
    Lindell rief Haver an, und der freute sich, dass er nun einen Grund hatte, das Haus zu verlassen. Anschließend las sie den Abriss von Armas’ Leben, den Beatrice zusammengestellt hatte. Der Bericht hatte schon ein paar Tage auf ihrem Schreibtisch gelegen, aber erst jetzt gab sie sich einen Ruck und widmete sich der kurzen Darstellung.
    Armas’ Hintergrund war dunkel. Seine Eltern waren Armenier. Wahrscheinlich war er in Paris geboren, anderen Informationen zufolge hatte er im italienischen Triest das Licht der Welt erblickt.
    Nach seinen eigenen Angaben war das 1951 gewesen. Achtzehn Jahre später kam er nach Schweden. In Malmö fand er sofort bei Kockums auf der Werft Arbeit. Er

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