Rot wie Schnee
wurde der Kontakt via Mail und Telefon gehalten.
Ann Lindell hatte mit dem Kollegen Lindman, Västerås, hin und her überlegt, inwieweit es ratsam sei, Lorenzo Wader zur Vernehmung einzubestellen. Motive gäbe es. Man hatte ihn im »Dakar« zusammen mit Konrad Rosenberg und im »Pub 19« mit Olaf González beobachtet. Das Personal sowohl im »Dakar« als auch im »Alhambra« hatte verschiedentlich Slobodan Andersson im Gespräch mit einem beobachtet, den sie als »Lorenzo« kannten.
Aber Lindman hielt dagegen. Er hatte seine Zweifel. Vielleicht würde Wader bei einer Vernehmung Lunte riechen. Lindman war deshalb der Meinung, dass seine Ermittlungen und die der Wirtschaftsstrafkammer in Stockholm gefährdet werden könnten.
Ann Lindell diskutierte die Geschichte mit Ottosson. Der meinte, sie solle Lorenzo Wader auf jeden Fall einbestellen. Aber als Lindell und Ola Haver ihn im Hotel Linné aufsuchen wollten, zeigte sich, dass er am Vortag abgereist war.
Als Ann Lindell dem Kollegen aus Västerås von dem missglückten Ausflug berichtete, lachte der.
»Der Mann ist aalglatt«, sagte der offensichtlich amüsierte Lindman. Seine Reaktion ärgerte Ann Lindell so sehr, dass sie Lorenzo Wader auf der Stelle zur Fahndung ausschrieb.
|394| Mit Sammy Nilsson und Beatrice Andersson versuchte sich Ann Lindell an einer Einschätzung der drei Ermittlungen – Armas, Konrad Rosenberg und Slobodan Andersson. Inwieweit hingen die Fälle miteinander zusammen? Wie sollte die Polizei weiter vorgehen? Eine Entscheidung musste diskutiert und getroffen werden.
Der Mordfall Armas war immer noch nicht gelöst, aber der Täter war mit großer Wahrscheinlichkeit bekannt: Manuel Alavez. Ob er möglicherweise aus Notwehr gehandelt hatte, war zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht zu klären.
Bisher gab es keinerlei Erkenntnisse, die in Zweifel zogen, dass Konrad Rosenberg sich die Überdosis selbst gesetzt hatte. Seine Verbindung zu der Partie Kokain sowie Zeros Behauptung, Rosenberg sei der Dealer, der die Drogen weitergegeben habe, ließen ihn selbstverständlich in interessantem Licht erscheinen. Aber weiter kamen sie damit nicht.
Sidströms Behandlung in der Uniklinik war nun abgeschlossen. Er hatte seine Bekanntschaft mit Rosenberg zugegeben, auch, dass er »einiges an Kokain für den Eigenbedarf« gekauft habe, und »einiges von dem, was übrig blieb, verkauft« habe.
Slobodan Andersson steckte fest. Auf ihn wartete eine Anklage wegen Drogenbesitzes. Dass er für etliche Jahre aus der Kneipenszene verschwunden sein dürfte, davon waren die drei Polizeibeamten überzeugt. Als Beweismittel gab es die Tasche mit den Fingerabdrücken, je einem Satz von Konrad Rosenberg und von Slobodan Andersson. Etwas sonderbar war nur, dass sich in der Tasche viele trockene Blätter fanden, die Allan Fredriksson als Weißdornblätter identifizierte.
Wegen seines hartnäckigen Schweigens und seiner Unwilligkeit, mit der Kripo zusammenzuarbeiten, nahmen die Ermittlungen zwar bei Slobodan Andersson ihren Ausgangspunkt, aber sie endeten auch bei ihm. Konrad Rosenberg war tot und konnte nichts mehr zugeben.
|395| Nichts deutete darauf hin, dass die Angestellten des »Dakar« oder des »Alhambra« mit dem Kokain zu tun hatten oder auch nur von dem Hobby ihres Arbeitgebers gewusst hätten. González war der einzige unsichere Kandidat. Er hatte seine gemietete Einzimmerwohnung in Luthagen geräumt und war seither spurlos verschwunden. Daran musste nichts Auffälliges sein. Er war gekündigt und hatte die Stadt vielleicht für immer verlassen. Einer der Köche im »Dakar« hatte berichtet, González habe davon gesprochen, zurück nach Norwegen zu gehen. Ann Lindell setzte Fryklund darauf an.
»Wir können nur hoffen«, seufzte sie, »dass Manuel Alavez morgen mit dem gebuchten Flug das Land verlassen will.«
»Wie wahrscheinlich ist das?«, fragte Sammy Nilsson. »Da müsste er ja schon sehr blöd sein.«
»Wir müssen es hoffen«, meinte Lindell achselzuckend.
»Wo zum Teufel mögen die beiden Mexikaner stecken?«, sagte Barbro Liljendahl. »Irgendwer muss denen doch geholfen haben.«
»Die hocken in Månkarbo«, sagte Lindell und lächelte müde.
62
D er Hof war noch finsterer, als Manuel ihn in Erinnerung hatte. Er sah sich um. Im Stockwerk über dem »Dakar« waren zwei Fenster hell erleuchtet, ansonsten lag der Hof im Dunkeln. Die Lampe über dem Personaleingang hatte früher manchmal geflackert, jetzt hatte sie ihren Geist ganz
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