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Rot wie Schnee

Rot wie Schnee

Titel: Rot wie Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Jahren etwas Kontakt.«
    Slobodan wartete.
    »In der Jugend«, ergänzte Lorenzo, nachdem er am Cognac genippt hatte, und etwas in seinem Gesicht verriet, dass er dachte, das war sehr lange her.
    »Er ist verreist«, erklärte Slobodan Andersson.
    »Ferien?«
    »Auch.«
    »Armas ist vielseitig«, sagte Lorenzo.
    Slobodan Andersson gefiel das nicht. Er überlegte, ob sie über den neuen Gast geredet hatten. Aber nach seiner Erinnerung hatte Armas nichts davon gesagt, dass Lorenzo ein alter Bekannter sei. Warum sollte er bei so etwas lügen?
    »Es gefällt Ihnen in Uppsala?«
    »Eine schöne Stadt«, antwortete Lorenzo, »nicht zu groß, überschaubar. Handlich. Gut für die Seele. Ein bisschen ruhig, aber doch offen für Möglichkeiten.«
    Er sprach in kurzen Sätzen, hatte einen Hauch von einem Akzent. Slobodan meinte, das sei Spanisch. Lorenzo lehnte sich zurück, und als Frances mit einem Tablett vorbeiging, folgte er ihr mit den Augen.
    »Eine schöne Frau«, sagte er, und Slobodan Andersson mutmaßte, dass die Kellnerin in Lorenzos Beurteilung Uppsalas inbegriffen war. Aber Frances war alles andere als handlich, eindeutig nicht ruhig und offen für Möglichkeiten.
    »Ihr Mann ist getürmt«, sagte Slobodan Andersson. »Keiner weiß, wo er sich aufhält, und Frances ist wie eine ungesicherte Handgranate.«
    Slobodan wollte Lorenzo aus der Reserve locken, zum Sprechen bringen, aber die Auskunft zu Frances änderte nichts an |128| Lorenzos entspannter Haltung und schien auch nicht seine Neugier zu wecken.
    »Er wird schon wieder auftauchen«, sagte er ruhig, aber folgte Frances mit seinem Blick, als wäge er seine Chancen ab.
    Auf einen Wink Slobodans zapfte Jonas ein kleines Bier und brachte es zum Tisch. Er hatte die Gesten seines Chefs zu deuten gelernt.
    »Ich wohne schon lange in der Stadt«, sagte Slobodan Andersson.
    »Ja?«
    »Falls Sie Unterstützung brauchen, meine ich.«
    »Was könnte das sein?«
    Slobodan Andersson war dieser wohlwollend lächelnde Lorenzo mit seiner überlegenen Haltung immer mehr zuwider.
    »Sagen Sie es«, sagte Slobodan Andersson und lächelte ironisch.
    Er trank einen Schluck Bier, dann stand er auf, entschuldigte sich, er habe Papierkram zu erledigen, und verließ Lorenzo.
     
    Slobodan Andersson war nach dem kurzen Gespräch mit Lorenzo verärgert. Vor allem ärgerte ihn dieser herablassende Ton. Slobodan Andersson war es gewöhnt, mit erheblich mehr Respekt behandelt zu werden.
    Er war auch beunruhigt. Dass Lorenzo Armas von früher kannte, war für ihn eine Neuigkeit und keine gute. Armas gehörte zu ihm, Slobodan Andersson empfand fast so etwas wie Eifersucht. Außerdem war ihm Lorenzo zu überheblich. Slobodan Andersson war solchen Menschen schon öfter begegnet, und es war ihm nie schwergefallen, noch den Hartnäckigsten und Großmäuligsten zu knacken. Aber dieser Mann hatte eine Autorität, die nicht nur Selbstvertrauen bezeugte, sondern auch das Talent, Probleme zu machen.
    |129| Slobodan Andersson dachte an Armas. Wenn im Baskenland nur alles gut ging. Armas zu schicken, war ein Risiko, aber dieses Mal gab es keine Alternative. Wenn etwas schieflief, und der Transport misslang, dann würde er sehr viel Geld verlieren und vielleicht auch seinen besten Freund und Kompagnon. Das stand im Raum, und Armas wusste es. Trotzdem hatte er nicht protestiert.
    Slobodan Andersson hatte beschlossen, es anschließend für mindestens ein halbes Jahr ruhig laufen zu lassen, vielleicht sogar für ein Jahr. Etwas hatte er in seinem Leben gelernt, und das war, nicht zu gierig zu sein. Man musste groß sein, aber in der eigenen Liga. Wenn alles gut ging, konnte man sich für den Aufstieg in eine höhere qualifizieren.
    Er sah auf die Uhr. So, wie er Armas kannte, war er jetzt schon in Südschweden.
    Als ihm seine Zeit in Malmö und »das deutsche Schwein« einfielen, musste er lächeln. Lange hatte ihn die Erinnerung gequält, wie der ihn verhöhnt und gedemütigt hatte. Aber jetzt konnte er an das alles mit größter Ruhe zurückdenken. Er hatte es dem Deutschen heimgezahlt. Das zu wissen, tat gut.

18
    D ie Dunkelheit verunsicherte sie. Sie stolperte über vorstehende Wurzeln, ein Zweig schlug ihr ins Gesicht. Seit sie Hugo angerufen und ihm erzählt hatte, dass Patrik okay war, nahm ihre Angst zu, er könne verletzt sein oder einen anderen Menschen verletzt haben. Aber konnte Patrik beim Kampf ein Messer benutzen? Es war doch unmöglich, dass ihr Patrik absichtlich jemanden mit dem Messer

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