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Rot wie Schnee

Rot wie Schnee

Titel: Rot wie Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Selbstvertrauen wett, das ihn leider häufig fehlleitete.
    Im Alter von siebzehn Jahren debütierte er mit Drogen, und ein Jahr später stand er in Uppsala wegen Einbruchs und |133| Gewaltanwendung gegenüber einem Beamten vor Gericht. Verurteilt wurde er nur wegen des Einbruchs. Das Gericht sah es für unwahrscheinlich an, dass Konrad imstande sein sollte, spürbaren Widerstand zu leisten.
    Das wurde der Anfang zu einer langen Reihe von Urteilen. Die meisten betrafen Drogen und Beschaffungskriminalität, in erster Linie Betrügereien. Konrad war ein Gauner, der Polizei und den Menschen im Viertel um den Hauptbahnhof gut bekannt.
    Bei seinem letzten Gefängnisaufenthalt hatte Konrad an einem ehrgeizigen Programm teilgenommen, um von seinem Missbrauch loszukommen. Und als er entlassen wurde, war er entgegen allen Vermutungen clean. In Tunabackar bekam er eine kleine Wohnung in derselben Straße, in der er auch aufgewachsen war.
    Konrad Rosenberg war sechsundvierzig Jahre alt, als er Frührentner wurde. Er pflegte am Torbjörns-Platz zu sitzen, ein Bier oder zwei zu trinken und mit den Leidensgenossen zu schwatzen oder anderen Rentnern, die froh waren, jemanden zu haben, mit dem sie sich unterhalten konnten. Etliche von ihnen hatten Konrads Vater gekannt und erzählten nur zu gern die altbekannten Lügengeschichten über den legendären Sprengmeister.
    Manchmal fuhr Konrad mit dem Fahrdienst für Behinderte in die Stadt, klaute sich in ein paar Geschäften etwas zusammen, das er sofort unter Wert weiterverkaufte, und fuhr wieder zurück nach Hause.
    Das Leben war einfach für Konrad Rosenberg. Er war immer noch optimistisch und fröhlich. Er galt allgemein als durchgeknallt, aber harmlos, da er sich nie irgendeiner Gewalttat schuldig machte.
     
    |134| Eines Tages hatte sich das Blatt gewendet. Konrad Rosenberg tauchte neu eingekleidet in der Bankfiliale am Torbjörns-Platz auf, eröffnete ein Konto und zahlte sechsundfünfzigtausend Kronen in bar ein. Die Mitarbeiter, die ihn von der Parkbank kannten, konnten ihr Erstaunen nicht verbergen.
    »Das ist ein Erbe«, erklärte er ernst.
    »Mein Beileid«, sagte der Bankbeamte.
    »Ist schon all right«, sagte Konrad, »das war so eine entfernte Tante, die abgetreten ist.«
    Danach flossen kleinere Beträge auf das Konto, dann und wann ein paar Tausend Kronen, vereinzelt ein fünfstelliger Betrag. Einige Jahre nach der ersten Einzahlung hatte sich der Saldo verfünffacht.
    Der Bankbeamte machte Konrad auf die Möglichkeit des Rentensparens aufmerksam. Nachdem er erklärt bekommen hatte, wie das funktionierte, lehnte er freundlich ab.
    »Weiß der Teufel, wie lange man lebt. Man kann doch jederzeit den Löffel abgeben.«
     
    Eines schönen Tages parkte er einen Mercedes am Straßenrand vor dem Mietshaus. Er ging einmal rund um den Wagen, verschloss und öffnete die Türen mit der Fernbedienung, setzte sich ins Auto, stieg sofort wieder aus, schloss ab, ging einige Schritte weg, drehte sich um und betrachtete das Wunder. Dann verschwand er im Haus.
    Konrad Rosenberg war, wie »Sture mit dem Hut« es ausdrückte, auf einen grünen Zweig gekommen.
    Aber Reichtum ist auch ein Elend. Aus dem relativ sorgenfreien Dasein fand sich Konrad in einen Strudel neuer Bekanntschaften hineingezogen. Geld schien doch zu riechen.
    Anfangs fühlte er sich geschmeichelt, er lud die Neuen gern ins Lokal ein, ging überhaupt immer öfter aus. Aber dann war damit Schluss. Konrad Rosenberg wurde mürrisch |135| und ablehnend. Keine kleinen Darlehen mehr, keine Restaurantbesuche, Besucher wurden an der Tür abgewimmelt.
    Im nächsten Frühling saß er wieder auf der Bank am Torbjörns-Platz. Das Bankkonto, das fast leer war, füllte sich nach und nach wieder.
     
    Der Grund für Konrad Rosenbergs unerwarteten Erfolg war das Sommerhäuschen.
    Sprengmeister Rosenberg hatte in den Sechzigern einem Bauern ein Stück Land abgekauft, zirka zehn Kilometer östlich der Stadt. Auf dem steinigen Grundstück, das er sich im ersten Sommer zurechtgesprengt hatte, errichtete er ein Sommerhäuschen. Sechzig Quadratmeter, davon ein großer Raum, in dem er und Elisa auch schliefen, eine Küche und zwei winzige Schlafkammern, in denen die Söhne, so gut es ging, miteinander auskommen mussten.
    Nur wenige Wochen nach Karl-Åke Rosenbergs Tod starb auch Elisa Rosenberg. Konrad saß damals im Knast und konnte seine Interessen nicht wahrnehmen, freute sich aber über das, was er bekam. Die anderen Brüder verkauften die

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